Es wird immer deutlicher, dass niederländische Banden nur am Rande an den Explosionen beteiligt waren. Die Ermittler konzentrieren sich auf eine Kölner Gruppierung.
„Mocro-Mafia“ nur am Rande beteiligtKölner Bande rückt weiter in den Fokus bei Ermittlungen zu Explosionen
Zahlreiche Explosionen vor Hauseingängen in verschiedenen Kölner Stadtteilen, eine Geiselnahme: Zunächst ging die Polizei davon aus, dass Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden aus den Niederlanden dahinter stecken. Dann ergaben die Ermittlungen, dass auch eine Kölner Bande in die Taten verwickelt ist. Die niederländische „Mocro-Mafia“ soll im Streit um Drogen im Kölner Raum offenbar nur am Rande beteiligt sein.
Nun gibt es offenbar neue Erkenntnisse. Wie der Westdeutsche Rundfunk am Donnerstag (28.11.) berichtet, soll der Streit in der Kölner Drogenbande eskaliert sein, berichtet der WDR und bezieht sich dabei auf Informationen der Kölner Staatsanwaltschaft.
Neue Erkenntnisse im Drogenkrieg: Kölner Staatsanwaltschaft äußert sich zu Anschlagsserie in Köln
Es gäbe insgesamt 35 Beschuldigte, 16 Männer säßen in Haft. Nur die wenigsten davon stammten aus den Niederlanden, heißt es in dem Bericht. Die Kölner Staatsanwaltschaft habe Hinweise darauf, dass eine Kölner Gruppierung den Weiterverkauf von Drogen aus den Niederlanden organisiere. Immer wieder tauche der Name „Kalk“ in den Ermittlungsakten auf.
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Hintergrund: Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits im August aus Sicherheitskreisen erfuhr, wurden Geschäftspartnern niederländischer Drogenhändler 300 Kilogramm Marihuana aus einem Lager in Hürth gestohlen. Die Händler wollten die Drogen im Wert von 1,5 Millionen Euro zurück. In den folgenden Wochen wurde klarer: Bei den Geschäftspartnern könnte es sich um die Kölner Drogenbande handeln.
Kölner Drogenbande soll hinter Anschlagsserie stecken
Laut den Ermittlungen macht die Kalker Bande offenbar Leute aus den eigenen Reihen für den Diebstahl verantwortlich. Mittels Folterungen, Geiselnahmen und Explosionen habe die Bande versucht, den Druck auf die Schuldigen zu erhöhen.
Der Verdacht war zunächst schnell auf die sogenannte „Mocro-Mafia“ gefallen, da zum Beispiel Sprengstoffexplosionen vor Häusern ein häufig eingesetztes Drohmittel niederländischer Drogenbanden sind. Eindeutige Beweise hatte es aber nicht gegeben.
Aufklärung schwierig, weil Opfer nicht kooperieren
Zweifel an der Vermutung, dass die Drogenbanden aus den Niederlanden hinter den Taten steckten, hatte die Staatsanwaltschaft schon vor Wochen geäußert. „Bislang ist keiner der von uns bei Gericht beantragten Beschlüsse – etwa zur Durchsuchung von Wohnungen – auf das Bestehen einer kriminellen oder mafiösen Vereinigung gestützt worden, da hierzu bislang eindeutige Beweise fehlen“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer im September.
Die Aufklärung gestaltet sich auch deshalb so schwierig, weil selbst die Opfer von Anschlägen oder Entführungen sich der Polizei gegenüber verschlossen zeigten.
Neben einer Entführung in Rodenkirchen gab es seit Juli mehrere Explosionen vor Hauseingängen in der Innenstadt, in Köln-Mülheim, Buchheim und Zündorf, aber auch in Düsseldorf, Duisburg und Engelskirchen. Es handele sich um beispiellose Fälle von Gewalt und Schwerkriminalität, die es so in der Stadt noch nicht gegeben habe, hatte Michael Esser, Chef der Kölner Kriminalpolizei, im September zu den Taten gesagt.
Erst vor wenigen Tagen waren im Zusammenhang mit der Explosionsserie zwei weitere mit Haftbefehl gesuchte Personen festgenommen worden. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten, seien die beiden Männer (24 und 25 Jahre alt) am Freitag (22. November) von Spezialeinheiten in der Innenstadt festgenommen worden. (pst)