„Schade, schade“, sagt eine Mitarbeitern, „aber es ist wohl nicht zu ändern“. Ein Kollege regt sich über die Kommunikation der Konzernführung auf: „Es geht um die Art und Weise, die ist einfach schlecht.“ Nicht einmal alle Arbeitnehmervertreter waren bis zum Vorabend über die Pläne informiert worden.
Dünner Applaus für Fanderl
Am Mittag tritt schließlich Karstadt-Chef Stephan Fanderl im Innenhof vor die Mitarbeiter der Zentrale und erzählt von den Millionen, die gespart werden müssen, um Kaufhof zu retten, von der künftigen Hauptverwaltung in Essen, vom Abschied aus den Tarifverträgen. Und von den 2600 Stellen, die in der Holding und den Filialen wegfallen sollen.
„Alle haben Angst um ihren Job“, erzählt ein Kaufhof-Beschäftigter später, der an der Mitarbeiterversammlung teilnimmt. Seine Kollegen seien „zutiefst geschockt und traurig“ gewesen, sagt der Mann. Angeblich klatschen einige wenige Mitarbeiter, als Fanderl fertig ist mit seinen Ausführungen. Sie werden jedoch sofort von zahlreichen Kollegen gestoppt: „Spinnt ihr? Warum klatscht ihr auch noch?“, rufen sie, bis die Klatscher verstummen.
„Wir wissen weniger als Sie“
Am Freitagnachmittag gegen 16 Uhr ist der Kundenverkehr im Kaufhof an der Schildergasse als eher angenehm zu bezeichnen. Kein Gedränge, aber die Verkäuferinnen und Verkäufer haben im Kundengespräch und mit dem Einsortieren der Waren gut zu tun. Nein, man möchte nichts sagen, erklärt eine Mitarbeiterin in der Schmuckabteilung, und bittet um Verständnis . Der Kollege in der Schuhabteilung hebt die Schultern. „Was kann man dazu jetzt schon sagen? Warten wir“s ab. Ein schleichender Prozess, der Jahre brauchen wird.“
Und das Ende des Tarifvertrags? „Kriegen wir eben einen Haustarifvertrag. Kann schlecht sein, kann gut sein. Wir hier unten wissen es nicht.“ Eine Etage höher in der Damenoberbekleidung ist die Kollegin auch nicht schlauer. „Wir wissen weniger als Sie. Mir hat man noch nichts über das Sanierungskonzept gesagt.“ Die beiden jüngeren Kolleginnen bei den Jeans lächeln milde. „Wir dürfen offiziell nichts sagen. Und wir sagen auch privat nichts.“
Bedrückte Stimmung bei den Kunden
Bei den Kaufhof-Kunden auf der Schildergasse gibt es achselzuckende Reaktionen. Sahib Qarrain (58) ist mit seiner Frau aus Bonn gekommen. „Es ist eine wirtschaftliche Entscheidung. Man kann für die Mitarbeiter nur hoffen, dass es auch eine Entscheidung ist, mit der nicht nur die Aktionäre befriedigt werden. Aber es geht ums Geld. Um das Geld der reichen Leute.“ Doro Hermann ist mit ihrem Mann aus Lünen zum Shoppen angereist.
„Bedrückend“, findet sie die Nachrichten. Uschi Floar ist aus Bad Godesberg nach Köln gekommen. „Der Abbau und der Leerstand betreffen ja nicht nur die Kaufhäuser in den großen Städten. In den kleineren sieht es noch viel bedrückender aus. Das kommt eben davon, wenn die Leute nur noch im Internet kaufen. Dann fehlt es den Häusern an Kunden. Aber über die Folgen denken die Leute nicht nach.“ Ihre Tochter Martina Piraino bestätigt das. „Die Leute kaufen wie verrückt im Internet. Und in den Städten fehlt dann die Kaufkraft.“
Kaya Resul (18) lobt die Sportabteilung des Kaufhofs, insbesondere das Boxequipment. „Es wäre natürlich schade, wenn der Kaufhof jetzt sein Angebot reduziert. Ich komme extra deswegen hierher.“ Der Kölner Tim Carow war eben noch in der Lebensmittelabteilung. „Hier kriege ich einen wunderbar frisches Hühnchen. Wenn das wegen der Umstellungen jetzt wegfällt, würde ich das wirklich bedauern. Ein kleineres Sortiment darf keine Konsequenz der Sanierung sein, finde ich.“