Infolge des AWB-Streiks laufen in Köln die Mülleimer über. Allerdings gibt es darüber hinaus bereits seit Jahren Beschwerden über illegal entsorgten Müll.
„Verursacher gehören bestraft“An Kölner Straßenrändern stapelt sich der Müll

Wöchentlich entstehen in der Kölner Südstadt wie hier auf der Elsaßstraße Müllberge.
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Bereits nach einem Tag sind die ersten Auswirkungen des AWB-Streiks auf den Kölner Straßen sichtbar: Nicht abgeholte Mülltonnen warten vor Hauseinfahrten auf ihre Abfuhr, Mülleimer laufen in der Kölner Innenstadt über und Sperrmüll verengt einzelne Straßenabschnitte. Die Verwahrlosung Kölns, die sich in 20.000 jährlichen Meldungen zu wildem Müll und dessen Abholungskosten in Höhe von 13,5 Millionen Euro pro Jahr manifestiert, wird durch die Arbeitsniederlegung akut verstärkt. Da die Mitarbeiter der AWB noch bis Samstag, 15. März, streiken, ist vorläufig keine Verbesserung zu erwarten.
Wichtige Zufahrten von Müll versperrt
Dabei braucht es für Müllberge am Straßenrand gar keinen Streik. Ob abgefahrene Autoreifen, morsche Holzregale oder defekte Elektronikgeräte: In der Elsaßstraße in der Kölner Südstadt entstehen wöchentlich am Straßenrand Müllberge, die als vermeintliche Spenden an die Öffentlichkeit das Stadtbild verschandeln. So berichtet es eine Anwohnerin und Ladenbetreiberin, die anonym bleiben möchte und in den vergangenen Jahrzehnten eine zunehmende Verschmutzung ihrer Heimatstadt wahrgenommen hat. „Ich finde hier nichts mehr schön“, sagt sie und schüttelt resigniert den Kopf. Unter dem unrechtmäßigen Verhalten Einzelner müsste das Gros der Anwohner der Elsaßstraße nun seit Jahren leiden.

Auf dem Neumarkt macht sich der AWB-Streik bereits am Donnerstag bemerkbar.
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„Die Verursacher gehören bestraft“, findet die Anwohnerin. Jedoch mache sie sich keine großen Hoffnungen, dass es tatsächlich dazu kommen wird: „Wenn ich jemanden bei der illegalen Entsorgung erwische, höre ich immer die gleichen Ausreden. Dann sei das eine Ausnahme gewesen oder der Müll sei angeblich an den Straßenrand gestellt worden, damit Bedürftige ihn für sich mitnehmen könnten. Aber was dort teilweise steht, würden nicht einmal die Ärmsten der Armen mitnehmen, so dreckig und schlichtweg kaputt sind die Gegenstände.“ Seitens der Stadt habe die Kölnerin insbesondere mit Blick auf Präventivmaßnahmen noch keine Unterstützung wahrgenommen.
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Auch auf der Alteburger Straße stapelt sich der Müll.
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Da die Müll-Verursacher die AWB nicht über ihre unrechtmäßigen Entsorgungen informieren, dauere es teilweise Tage bis Wochen, bis die entsprechenden Berge registriert und entsorgt werden würden. „Da siegt dann die Faulheit derjenigen, die sich nicht einmal bei der AWB melden“, meint die Anwohnerin.

Am Severinswall stapelt sich am Donnerstag Müll vor einer Feuerwehrzufahrt.
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Diese Beschwerden stoßen in Köln auf ein großes Echo. Der 53-jährige Peter König lebt seit über 30 Jahren in der Südstadt. Auf dem Severinswall, wo er regelmäßig spaziert, befinde sich beinahe im Wochentakt ein neuer Müllhaufen, erzählt er. „Ich begrüße grundsätzlich sehr das Konzept, aussortierte Dinge nicht wegzuschmeißen, sondern sie auf die Straße zu stellen. Das kann mitunter sicherlich eine Unterstützung für sozial Schwächere sein“, erklärt König zwar, aber: „Es sind keine Möbel, keine Kleider, keine Geräte mehr, die hier regelmäßig stehen. Das ist einfach nur noch Müll – und den nimmt niemand mit.“
Besonders störe es den Anwohner, wenn infrastrukturell wichtige Orte und Stellen versperrt würden. So stapelte sich auch am Donnerstagmorgen der Müll auf dem Severinswall vor einer Feuerwehrzufahrt.
Webseite zur Erfassung von Verschmutzung
Ein Blick auf die Webseite „Sag's uns“ der Stadt Köln zeigt, wie umfangreich die Auswirkungen der Verschmutzung in Köln sind. Auf der Webseite können Kölnerinnen und Kölner die Stadtverwaltung auf Mängel in der Stadt aufmerksam machen und so unter anderem unrechtmäßig entsorgten Müll, Schrottfahrräder, und illegale Graffiti melden.

Der überlaufende Müll landet schnell neben der Tonne und wird von dort aus durch den Wind in der Stadt verteilt. Hier ein Beispiel aus der Schildergasse.
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Alleine im laufenden Jahr 2025 waren bis Donnerstag, 13. März, 6862 Hinweise auf der Webseite eingegangen. Diese betrafen in erster Linie die Themen Verschmutzung und Verwahrlosung der Stadt. Am Donnerstag selber sammelten sich entsprechende Hinweise über Schrott-Kraftfahrzeuge auf dem Berberitzenweg und Im Rheinwinkel, Schrott-Fahrräder in Klettenberg und wilden Müll in Deutz, in der Südstadt, auf dem Neusser Wall sowie in der Alten Wallgasse.
Damit sich nicht noch zusätzlicher Müll auf den Kölner Straßen sammelt, werden die Anwohnerinnen und Anwohner der Stadt gebeten, ihre Tonnen bis zum Streikende nicht hinauszustellen.