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Fahrplanchaos und kaputte BahnenVerkehrsausschuss übt drastische Kritik am Zustand der KVB

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist eine Stadtbahn der KVB in der Seitenansicht, die über die Severinsbrücke fährt. Im Hintergrund ist der Kölner Dom zu sehen.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe haben im Jahr 2024 viele Probleme. (Symbolfoto)

Auch in der Belegschaft ist die Stimmung äußerst angespannt. Ein paar Neuigkeiten haben die KVB dann aber doch zu bieten.

Gleich vier Köpfe aus der Führungsebene haben die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) aufgeboten, um den Mitgliedern des Verkehrsausschusses bei der Sitzung am Dienstag zu erklären, warum man sich gezwungen sieht, den Fahrplan ab 16. November zum dritten Mal seit 2023 auszudünnen: die Vorstände Jörn Schwarze und Peter Densborn und Günter Höhn, den Leiter des Nahverkehrsmanagements, und Peter Ulmer, der für den Betrieb verantwortlich ist.

Ihre Chefin Stefanie Haaks fehlt entschuldigt. Sie befindet sich auf einer Dienstreise.

Natürlich muss das KVB-Quartett zunächst den Prellbock spielen und den gesammelten Frust über sich ergehen lassen. „Wir reden über ein Personalproblem und erwarten, dass Sie die Aufgaben, die wir der KVB übertragen, auch umsetzen“, wendet sich Lars Wahlen (Grüne) direkt an Arbeitsdirektor Densborn.

Politik mit KVB unzufrieden

Teresa De Bellis-Olinger (CDU) zählt all die Erklärungen auf, die seit Anfang 2023 von der KVB für die Stadtbahn-Ausfälle aufgeführt wurden: Personalmangel, Krankenstand, immer mehr Teilzeit, verspätete Lieferung neuer Bahnen und Ersatzprobleme. Dem kann sich Marius Pollet (Volt) nur anschließen, spricht von „Salamitaktik“.

Für die Linken sagt Angelika Bankert, sie habe den Eindruck, dass „der Vorstand überfordert ist, überhaupt einen vernünftigen Verkehr auf die Schiene zu setzen“. Christian Beese (FDP) hat die schlechte Stimmung bei der KVB für den hohen Krankenstand ausgemacht.

SPD-Verkehrsexperte Lukas Lorenz richtet sich mit seinem Ärger auf den Verkehrsdezernenten Ascan Egerer. Er erwarte von einem Verkehrsdezernenten, der im Aufsichtsrat der KVB sitzt, mehr als den Vorschlag, die KVB möge die Automatisierung und Digitalisierung vorantreiben. „Sie erledigen Ihre eigenen Aufgaben nicht und zeigen mit den Fingern auf die KVB.“

Stimmung in der Belegschaft angespannt

Ein paar Neuigkeiten hat das KVB-Quartett dann doch zu bieten. Man stehe dem Fahrzeughersteller Alstom, der die 62 neuen Langzüge und zwei Kurzzüge für das Niederflurnetz (Linie 1 und 9) auf der Ost-West-Achse liefern soll, nahezu täglich auf den Füßen. Ein Auftrag, der ein Gesamtvolumen von 363 Millionen Euro umfasst. „Wir bekommen keine Antwort, wann die Auslieferung endlich beginnt“, sagt Schwarze. „So etwas habe ich in meinem Berufsleben noch nicht erlebt.“

Für die Stadtbahn-Fahrschule stünden zehn neue Fahrlehrer zur Verfügung, im kommenden Jahr werde es zwei zusätzliche Kurse mit 60 Plätzen geben. Allerdings müsse man einräumen, „dass wir viele Bewerberinnen und Bewerber schon in der Ausbildung verlieren“, berichtet Arbeitsdirektor Densborn und spricht auch ausführlich über die Stimmung in der Belegschaft.

„Sie ist sehr angespannt.“ Man bemühe sich, der Überlastung der Fahrerinnen und Fahrer entgegenzuwirken, habe die Nachtruhezeit von zehn auf elf Stunden erhöht, die Arbeitsorganisation so verändert, dass es auf jeder Dienststelle wieder Ansprechpartner bei Problemen gebe. Das größte Ärgernis bleibe die Dienstplanstruktur, die immer wieder dazu führe, dass das Fahrpersonal bei den Schichten „relativ weite Wege mit dem Auto zurücklegen muss.“

Fahrer sollen Schicht da beenden, wo sie losgefahren sind

So komme es immer wieder vor, dass der Dienst auf dem Betriebshof in Merheim beginne und am Rhein-Energie-Stadion ende. „Da müssen wir zu einer Lösung kommen.“ Dass die Fahrerinnen und Fahrer grundsätzlich ihre Schicht auch dort beenden, wo sie losgefahren sind, sei aber nicht zu leisten. „Dann müssten wir das Personal im Fahrdienst um 150 aufstocken. Das ist nicht zu finanzieren“, sagt Densborn.

Doch wann wird sich die Lage ändern, die KVB zum ursprünglichen Fahrplan zurückkehren, dessen Leistungsangebot elf Prozent höher lag. Das Ziel sei das Jahr 2026, sagt KVB-Vorstand Jörn Schwarze. Garantieren könne er das aber nicht. Dazu werde es nicht reichen, alle derzeit unbesetzten Stellen aufzufüllen. Für eine Verkehrswende brauche man auch mehr Personal.

Ersatzteil-Versorgung schon seit vielen Jahren ein Problem

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die KVB bestätigt, dass die Versorgung mit Ersatzteilen bereits seit 2021 problematisch ist. „Der Ausfall an Fahrten ist zu einem Drittel technisch bedingt“, heißt es in der Antwort. Das Problem werde aber vom Mangel an Fahrpersonal überlagert. Selbst wenn alle 406 Stadtbahnen zur Verfügung stünden, „wäre das Fahrplanangebot nicht wesentlich besser.“

Die Ersatzteilkrise habe mehrere Ursachen: Die KVB hat acht verschiedene Fahrzeugserien mit zwischen 14 und 124 Bahnen im Einsatz. „Die meisten Materialien sind Sonderbauteile, die nur in kleinsten Mengen produziert wurden und nur noch bei Bedarf hergestellt werden“, heißt es in einer Mitteilung. „Keines dieser Materialien wird von den Herstellern lagermäßig bevorratet.“

Die Ersatzteilproblematik verschärfe sich mit dem zunehmenden Alter des Wagenparks. Inzwischen würden ganze Baugruppen nicht mehr produziert. „Ersatzlösungen müssen konstruiert und getestet werden“, heißt es weiter. Bei sicherheitsrelevanten Bauteilen ziehe das langwierige Freigabeprozesse durch die technischen Aufsichtsbehörden nach sich.

Hinzu kommt, dass in den Werkstätten für Straßenbahnen und Busse rund fünf Prozent der Stellen nicht besetzt seien. Das sind 28 und 542. Es gebe zwar genügend Bewerber, die Fluktuation sei aber so hoch, „dass der ständige Anlernprozess zunehmende Personalkapazität“ erfordert.