In einer Pilotphase hat die KVB die Bodycams wegen steigender Übergriffe und Fehlstunden ausprobiert – und zieht ein positives Fazit.
Gewalt gegen MitarbeiterNach Pilotphase – Warum die KVB jetzt Bodycams anschafft
Die Kölner Verkehrsbetriebe rüsten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Bodycams aus. Wie eine Sprecherin gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte, hat das Verkehrsunternehmen bereits Ende vergangenen Jahres 45 Bodycams gekauft. Nach einer Pilotphase, in der bereits 20 Bodycams angeschafft wurden, sind es nun insgesamt 65. Dafür habe die KVB 44.000 Euro ausgegeben, so die Sprecherin.
Im Jahr 2022 testete die KVB zunächst für ein Jahr den Einsatz von Bodycams. Nachdem sich die Übergriffe auf KVB-Mitarbeiter gehäuft hatten, erhoffte man sich vom Einsatz der Bodycams einen deeskalierenden Effekt. Im Jahr 2022 zählte das Verkehrsunternehmen 170 Übergriffe auf seine Mitarbeiter, ein Jahr zuvor waren es noch 149. Das ist ein Anstieg um 14 Prozent. Es sei davon auszugehen, so die KVB, dass die Dunkelziffer groß sei. Nicht alle KVB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter würden jeden Vorfall melden. Vor allem Fahrerinnen und Fahrer seien von Übergriffen betroffen. Allein die 28 Übergriffe auf Fahrausweisprüfer und Servicepersonal hätten zu insgesamt 419 Ausfalltagen geführt.
Übergriffe auf KVB-Mitarbeitenden zuletzt um 14 Prozent gestiegen
In einem kürzlich veröffentlichten Evaluationsbericht resümiert die KVB nun, dass genau dies gelungen ist: „Die Bodycam ist ein geeignetes Einsatzmittel, um Gewalt gegenüber KVB-Beschäftigten und auch Kunden zu verringern. Der präventive Effekt der Kamera tritt für die eingesetzten Beschäftigten regelmäßig und auch spürbar ein.“ Teilweise reiche schon die Ankündigung, dass die Bodycam eingeschaltet ist, um eine Verhaltensänderung zu erreichen.
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Insbesondere das subjektive Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden sei durch das Tragen der Bodycams gestiegen, heißt es in dem Bericht weiter. Die Rückmeldungen würden zeigen „dass die Bodycam in vielen Situationen ihren primären Schutzzweck erfüllt, der in der Verhinderung von Übergriffen (Prävention) liegt.“ Andere Ziele, wie die Dokumentation von Übergriffen seien aber ebenfalls wichtig und würden das Gefühl der Mitarbeitenden in die Rechtsstaatlichkeit stärken. Auch Kundebefragungen hätten ergeben, dass die Bodycams von Fahrgästen akzeptiert wurden und das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste steigt.
Im Testjahr haben 17 Mitarbeitende der KVB die Bodycams durchschnittlich 166 Mal im Monat eingesetzt. Im Schnitt schalteten sie die Kamera 37 Mal monatlich ein. Sie kam in Situationen zum Einsatz, in denen „eine Person aggressives Verhalten zeigt oder eine Situation unmittelbar zu eskalieren drohte“, so der Bericht. Nur in insgesamt 20 Fällen mussten die Aufnahmen später gesichert und der Polizei übergeben werden. In den übrigen Fällen habe es ausgereicht, den Aufnahmemodus zu aktivieren. Danach habe sich die Situation wieder beruhigt, so dass die Aufnahmen nach 72 Stunden automatisch gelöscht wurden.
Bodycams kommen auch bei Deutscher Bahn und Ordnungsamt zum Einsatz
„Als Zwischenfazit zeigen diese Zahlen, dass in den überwiegenden Fällen der Bodycam Einsatz zu einer Deeskalation geführt hat“, heißt es in dem Bericht. Allerdings: Bei stark alkoholisierten oder unter Drogen stehenden Menschen, aber auch bei Personen „die sich bereits in der sogenannten Gewaltspirale befinden“, blieben die Bodycams wirkungslos. Im Einzelfällen könnte der Einsatz der Bodycams die Situation sogar weiter eskalieren. „In diesen Fällen dient die Bodycam lediglich als Beweissicherung.“
Nicht nur bei den KVB ist die zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber dem Personal seit Jahren ein bekanntes Problem. Auch die Deutsche Bahn und das Ordnungsamt der Stadt Köln haben Bodycams getestet und für sinnvoll befunden. Auch bei der Polizei kommen sie schon länger flächendeckend zum Einsatz. Beim Ordnungsamt tragen bislang 30 Mitarbeitende Körperkameras. Der neue Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer setzt sich dafür ein, dass künftige alle derzeit 156 Einsatzkräfte mit einer Bodycam ausgestattet werden.
„Die Bodycams sind eine super Sache“, fasste es Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer zuletzt zusammen. „Die deeskalierende Wirkung ist phänomenal.“ Meistens reiche es aus, wenn seine Kolleginnen und Kollegen in brenzligen Situationen ihr Gegenüber bloß auf die Kamera hinwiesen. „Sie müssen nur ankündigen, dass sie das Ding anschalten, und schon herrscht Ruhe“, sagte Mayer.