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Schutz vor AngriffenKölner Ordnungsamt will Bodycams für alle Einsatzkräfte anschaffen – Politik entscheidet

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Einsatzkräfte des Ordnungsdienstes sind an Weiberfastnacht 2024 mit Bodycams in der Altstadt unterwegs.

Zwei Einsatzkräfte des Ordnungsdienstes sind an Weiberfastnacht 2024 mit Bodycams in der Altstadt unterwegs.

Aus Sicherheitsgründen geht der Ordnungsdienst zeitweise nur noch in Dreierteams auf Streife.

Nach der Polizei wird womöglich auch der Kölner Ordnungsdienst bald flächendeckend mit Bodycams an den Uniformen ausgestattet. Bislang tragen nur 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Geräte seit Anfang des Jahres testweise. Von der Wirkung aber sind die Einsatzkräfte offenbar restlos überzeugt – so überzeugt, dass die Verwaltung schon für die Europameisterschaft vorübergehend zusätzliche Kameras angemietet hatte.

„Die Bodycams sind eine super Sache“, fasst es Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer zusammen. „Die deeskalierende Wirkung ist phänomenal.“ Meistens reiche es aus, wenn seine Kolleginnen und Kollegen in brenzligen Situationen ihr Gegenüber bloß auf die Kamera hinwiesen. „Sie müssen nur ankündigen, dass sie das Ding anschalten, und schon herrscht Ruhe“, sagt Mayer.

Meine Kolleginnen und Kollegen müssen nur ankündigen, dass sie das Ding anschalten, und schon herrscht Ruhe
Ralf Mayer, Leiter des Kölner Ordnungsamtes

Nach den Sommerferien will das Ordnungsamt dem Stadtrat einen Erfahrungsbericht vorlegen. Die Politiker müssen dann entscheiden, ob die Kameras flächendeckend und für einen dauerhaften Einsatz angeschafft werden sollen. „Wir sind jetzt so weit zu sagen: Wir finden die gut“, sagt Mayer. Er will erreichen, dass künftig alle derzeit 156 Einsatzkräfte mit einer Bodycam ausgestattet werden.

Der wesentliche Grund dafür ist, dass die städtischen Außendienstmitarbeiter nach wie vor häufig angepöbelt, bedroht oder sogar angegriffen werden. 119 solcher Vorfälle zählte das Ordnungsamt im Jahr 2022, voriges Jahr waren es schon 145. Dieses Jahr sieht es auch nicht viel besser aus – bisher gab es schon 69 Vorfälle, darunter zwölf Körperverletzungen.

Köln: Viele Übergriffe auf Ordnungsdienstkräfte

Mitunter gingen seine Kolleginnen und Kollegen nicht mehr nur zu zweit, sondern in Dreierteams auf Streife, berichtet Mayer – aus Sicherheitsgründen. „Wenn wir in die Naturschutzgebiete gehen, an die Seen, dann treffen wir nicht nur auf einsichtige Menschen, die sagen: ‚Danke, dass Sie mich daran erinnern, dass ich hier nicht baden darf.‘ Sondern viele Leute werden dann echt fuchsig.“ Die Übergriffe machten ihm „große Sorgen“, die Bodycams – so Mayers Hoffnung – könnten dazu beitragen, hitzige Situationen früher zu beruhigen.

Tatsächlich eingeschaltet wurden die Geräte bislang übrigens erst selten. In einer Situation während der Karnevalstage habe sich der Einsatz als besonders hilfreich erwiesen, schilderte eine Stadtsprecherin seinerzeit. „Bei einer Person, die stark alkoholisiert war und nach einer Schlägerei vermutlich unter Adrenalin stand, wurde die Bodycam mehrfach wegen eines tätlichen Angriffes auf einen Ordnungsdienstmitarbeitenden angedroht“, sagte die Sprecherin. Auch nachdem die Bodycam lief, sei die Person mehrfach darauf hingewiesen worden. „In diesem Härtefall kann die Bodycam-Aufzeichnung gutes Bild- und Tonmaterial zur Beweissicherung abliefern.“

Schon im Juni 2021 hatte die Stadtverwaltung nach vermehrten Übergriffen auf Mitarbeiter des Ordnungsamtes beschlossen, Bodycams anzuschaffen. Dass das Ordnungsamt so lange auf die Geräte warten musste, hatte mehrere Gründe, unter anderem mussten datenschutzrechtliche Fragen geklärt werden.