Seit dem frühen Morgen stehen am 2. Februar alle Busse und Bahnen in Köln still. Besonders junge KVB-Mitarbeiter sorgen sich um ihre Arbeitsbedingungen.
„Sorgen über die Zukunft“KVB streikt gemeinsam mit „Fridays for Future“
Im Rahmen der Tarifverhandlungen zwischen den Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) ist auch Köln am Freitag von den auf 24 Stunden angelegten Arbeitsniederlegungen betroffen. Zwischen 3 Uhr morgens am Freitag bis um 3 Uhr am Samstag stehen KVB-Bahnen und Busse im gesamten Stadtgebiet still.
Am Betriebshof West findet die größte Versammlung der Streikenden statt
Verwaiste Bahnsteige der Stadtbahnen, leere Anzeigetafeln an den Bushaltestellen und Streikposten an den drei Betriebshöfen der KVB sind die Anzeichen des Arbeitskampfes in der Stadt. Die Straßen sind voll, vor allem auf den Hauptverkehrsachsen stauen sich die Fahrzeuge dicht an dicht – die Anzahl der Taxis darunter ist am Freitag enorm hoch.
Bereits früh am Morgen treffen die ersten bei Verdi organisierten Männer und Frauen am Betriebshof West ein, sie errichten Pavillons, eine Bühne und befestigen Streikbanner an der Zufahrt zu dem Gelände an der Scheidtweilerstraße. Hier findet am Freitag die größte Versammlung statt, mehrere Rednerinnen und Redner stehen auf dem Programm – bei Musik, Brötchen und Kaffee trägt sich die gegen 8.30 Uhr auf mehr als 400 Menschen angewachsene Gruppe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KVB in die Streikgeld-Listen ein.
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Die meisten von ihnen haben gelbe Warnwesten an, Trillerpfeifen, Fahnen und Plakate dabei, auf denen Slogans wie etwa „Gemeinsam sind wir stark“, oder „Wir sind es wert“ zu lesen sind. Botschaften, die auch Verdi-Funktionäre wie der KVB-Betriebsratsvorsitzende Marco Steinborn, Gewerkschaftssekretär Frank Michael Munkler und Achim Schlömer, Vorsitzender des Verdi-Ortsvereins Köln, in ihren Wortbeiträgen auf der Bühne aufgreifen.
„Gleichzeitig mit den längst überfälligen Investitionen in die Infrastruktur ist es auch Zeit, mit angemessenen Investitionen in die Belegschaften alle diejenigen zu stärken, die den Laden jeden Tag mit ihrer harten Arbeit am Laufen halten“, so Steinborn. Jetzt sei die Zeit, gemeinsam für mehr Entlastung der Beschäftigten und eine Aufwertung ihrer Arbeit einzutreten.
Vor allem die Bedingungen der Fahrdienstbelegschaft soll sich verbessern
„Wir haben einen massiven Fachkräftemangel und trotzdem stellen die Arbeitgeber dreiste Forderungen auf, wie freiwillig 43 Stunden pro Woche zu arbeiten, dass Überstunden nur noch mit Geld ausgeglichen werden sollen und dass der Kündigungsschutz nach 15 Jahren erlöschen soll“, betont Schlömer, der auch Mitglied der Bundes-Tarifkommission von Verdi mit der Arbeitgeberseite ist.
„Vor allem die Bedingungen der Fahrdienstbelegschaft bei der KVB sollten sich verbessern, den Kolleginnen und Kollegen gilt heute hauptsächlich unsere Solidarität“, sagt Kaan Aydin am Freitagmorgen, der mit seinem Kollegen Pascal Loggia zum Betriebshof West gekommen ist. Die zwei Männer haben gerade ihre Ausbildungen beendet und erhalten in den nächsten Tagen ihre Arbeitsverträge, Aydin in der Verkehrsleitung, Loggia in der Personalabteilung.
Sie würden sich schon Sorgen über ihre Zukunft machen, räumen die 23 und 21 Jahre alten Männer ein. „Schließlich haben wir unser gesamtes Berufsleben noch vor uns“, so Loggia. Dass so viele Menschen gemeinsam streiken, halten beide für ein positives Signal und glauben daran, dass der Arbeitskampf zu einem erfolgreichen Abschluss führen werde.
Den wünschen den KVB-Mitarbeitenden auch die rund 40 Mitglieder der Kölner Ortsgruppe von „Fridays for Future“ (FFF), die mit einer Demonstration vom Bezirksrathaus Lindenthal aus zur Scheidtweilerstraße den Schulterschluss mit den Streikenden üben. „Wir fahren zusammen“ heißt die Kampagne, mit der „die Fridays“ und die KVB-Angestellten darauf aufmerksam machen wollen, „dass die Mobilitätswende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, bei der vor allem die Belange der Menschen, die in dem Bereich arbeiten, nicht vernachlässigt werden darf“, wie es FFF-Mitgleid Amadeo Kaus ausdrückt.
„Fridays for Future“ drücken ihre Unterstützung aus
Mit grünen Fahnen, einem aus Pappe gebastelten Omnibus und Informationsmaterial, das die Gruppe vor Ort verteilt, drückt die Fridays-for-Future-Gruppe ihre Unterstützung für die nächste Runde der Verhandlungen am Freitag, 16. Februar aus. „Wir hoffen, dass bis dahin vernünftige Angebote vorhanden und Gespräche möglich sind“, sagt Frank Michael Munkler.
Andernfalls könnten weitere und längere Streiks folgen. Während des Karnevals schließt der Verdi-Sekretär Arbeitsniederlegungen in Köln dagegen aus. „Nein, das machen wir nicht“, so Munkler, „wir wollen die Menschen in der Stadt mitnehmen und für unsere Anliegen sensibilisieren – nicht, dass sie darunter leiden.“