Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

KVB-Linien unterbrochenSanierer der Mülheimer Brücke lösen Problem, das Zeitplan gesprengt hatte

Lesezeit 4 Minuten
Die Mülheimer Brücke wird seit 2018 saniert (Archivbild aus 2024).

Die Mülheimer Brücke wird seit 2018 saniert (Archivbild aus 2024).

Die Brücke ist „gelöst“. Und damit ist auch das Problem der Sanierer gelöst, wegen dem die Stadt kein Datum zur Freigabe der Stadtbahnen mehr nennt.

Die Sanierer der Mülheimer Brücke sind einen entscheidenden Schritt weitergekommen: Sie konnten die Mülheimer Brücke auf beiden Rheinseiten aus ihren Widerlagern lösen. Weil das im Februar nicht geklappt hatte, war die Stadtverwaltung von ihrem bis dahin geltenden Zeitplan zurückgetreten. Sie nennt seitdem kein Datum mehr, an dem die unterbrochenen Stadtbahnlinien wieder über die Brücke fahren werden.

Für mindestens 15 Monate fahren die Linien 13 und 18 nicht ihren gewohnten Weg, angekündigt waren sieben Monate – halb so viele. Seit April 2024 fahren die Bahnen der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) schon nicht mehr über die Brücke.

Zwar ist die Lösung der Brücke und damit die des Problems auf der Baustelle eine gute Nachricht. Die Verzögerung aber trifft die Kölnerinnen und Kölner trotzdem weiterhin hart. Wer zwischen Mülheim und Nippes mit dem ÖPNV über den Rhein pendeln muss, ist noch länger auf einen deutlich längeren Umweg angewiesen.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Stadt will Zeitplan in kommenden Wochen anpassen

Ein Stadtsprecher hatte im Februar gesagt, erst wenn die Brücke gelöst sei, könne wieder ein Termin zur Freigabe für die Stadtbahnen genannt werden. So schnell nannte er jetzt allerdings noch kein neues Datum. Denn: Die Lageänderung der Brücke werde in den nächsten zwei bis drei Wochen noch beobachtet, sie soll sich in neuer „Null-Lage“ einpendeln. Anschließend werde die Übergangskonstruktion am rechtsrheinischen Ankerpfeiler betoniert – und dann gleichzeitig der Zeitplan angepasst.

Die Brückenlager saßen bisher auf beiden Seiten fest und waren der Grund für die jüngste Verzögerung der Sanierung. Ein vergangener Versuch sie zu lösen in der Nacht auf den 11. Februar hatte nicht funktioniert. Infolgedessen war die Stadtverwaltung von der Aussage zurückgewichen, dass die KVB-Linien zum Ende des ersten Quartals 2025 wieder über die Brücke fahren könne.

Die Freigabe für Stadtbahnen hatte sich schon vom 7. November auf Ende des ersten Quartals 2025 verschoben. Das wären erst sieben Monate Unterbrechung, dann ein Jahr gewesen. Aus einer erneuten Ausschreibung des Ersatzbusverkehrs der KVB ging im Februar hervor, dass die betroffenen Pendler bis mindestens Juli 2025 nicht aufatmen werden können.

So lösten die Brückensanierer das Problem der jüngsten Verzögerung

Die Stadt bestätigte auf Anfrage, dass in der Nacht auf den 6. März, vorigen Donnerstag, ein erneuter Versuch geglückt sei, die Lagerungssysteme der Brücke zu lösen – auf einer Seite, der linksrheinischen. Am darauffolgenden Dienstag ergänzte die Stadt, dass nun auch die andere Seite gelöst werden konnte. 

Mittel zum Zweck war: mehr Kraft. Die Sanierer haben die Brücke diese Male mit „verstärkter Hilfskonstruktion, größeren Pressen und mit höherer Zugkraft“ freiziehen können. Statt 30 Tonnen wie beim Versuch im Februar zogen sie diesmal mit 70 Tonnen, teilte die Stadt mit. Die immense Kraft diente einer vergleichsweise kleinen Bewegung: 1,6 Zentimeter in Nippes und 2,4 Zentimeter in Mülheim bewegte sich die Brücke nur quer.

Die Lagerungssysteme der Hängebrücke sollten gelöst werden, weil die Brücke auf Dauer beweglich sein muss. Die Baumaterialien dehnen sich bei Wärme aus und müssen Druck wie bei Wind standhalten.

In den vergangenen Nächten war die Mülheimer Brücke für die Arbeiten für Autos teilweise komplett gesperrt, eigentlich ist in der aktuellen Bauphase die Fahrtrichtung Nippes offen. Für den Fuß- und Radverkehr ist die Nordseite der Brücke in beide Richtungen geöffnet. Die Stadt teilte mit, dass bei den Zugversuchen durch Sicherungsposten der Verkehr auf dem Rad- und Gehweg nur minutenweise gestoppt worden sei. Autofahrer müssten sich auf weitere nächtliche Sperrungen während Anlieferungen der KVB einstellen, die die Stadt vorher ankündigen will.

Die Sanierung der Mülheimer Brücke, die aus dem Jahr 1951 stammt, begann im April 2018 und sollte ursprünglich Mitte 2026 abgeschlossen sein. Nicht nur das Bauwerk, auch Teile der Gleise der KVB werden erneuert. Im Laufe der Jahre haben sich die geplanten Kosten von 164 auf 302 Millionen Euro fast verdoppelt. Seit September ist bekannt, dass die Sanierung noch einmal teurer werden wird. Wie hoch der Nachschlag ausfällt, soll im ersten Halbjahr 2025 feststehen.