KVB-Chefin Stefanie Haaks legt eine stabile Jahresbilanz vor. Und sie ist optimistisch, die Fahrplan-Kürzungen bald wieder zurücknehmen zu können.
KVB stellt Jahresbilanz vorWas in Köln für eine Rückkehr zum vollen Fahrplan passieren muss

Weniger Fahrten, ein leichtes Plus an Fahrgästen: Die KVB überrascht mit einer stabilen Jahresbilanz für 2024.
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Seit der Corona-Pandemie haben die Kölner Verkehrs-Betriebe mit vielen Problemen zu kämpfen. Personalmangel, Kostenexplosion bei den Energiepreisen, das Hin und Her ums Deutschlandticket, hohe Krankenstände, eine veraltete Fahrzeugflotte und ein Fahrplan-Angebot, das seit 2021 um zehn Prozent geschrumpft ist. Trotzdem bleibt die Nachfrage stabil. 2024 fuhren rund 236,2 Millionen Menschen mit Bussen und Bahnen. „Wir sind froh, dass wir in diesem erneut herausfordernden Jahr die Fahrgastzahlen stabil halten konnten“, sagt KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks bei der Präsentation der Jahresbilanz am Donnerstag. Woran das liegt, ist schnell ausgemacht. Die Zahl der Stammkunden ist um 12,3 Prozent auf 334.700 gestiegen, vor allem durch das Deutschlandticket.
Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wie haben sich die Fahrgastzahlen im Jahr 2024 entwickelt?
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Rund 236,2 Millionen Menschen waren mit Bussen und Bahnen der KVB unterwegs. Das ist eine minimale Steigerung von 0,1 Prozent im Vergleich zu 2023 mit 235,8 Millionen. Das ist der beste Wert seit der Corona-Pandemie, aber noch weit entfernt von den 286 Millionen im Jahr 2019. Die Betriebsleistung bei den Stadtbahnen sank um 1,2 auf 32,4 Millionen Kilometer im Vergleich zu 2023. Die Busse hatten mit einer Jahresleistung von 22,5 Millionen rund 800.000 Kilometer mehr auf dem Tacho.

Zufrieden mit der Jahresbilanz 2024 der KVB: Vorstandschefin Stefanie Haaks
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Wie sieht es mit dem Wirtschaftsergebnis aus?
Die Verkehrserlöse stiegen von 233,4 im Jahr 2023 auf 244,5 Millionen Euro, was vor allem an den Fahrpreiserhöhungen im Verkehrsverbund Rhein-Sieg liegt. Die Verluste aus dem Deutschlandticket in Höhe von 95,9 Millionen Euro wurden durch staatliche Zuschüsse ausgeglichen.
Die KVB musste ihren Fahrplan im Vergleich zum Jahr 2021, als noch das volle Programm geliefert wurde, um zehn Prozent kürzen. Welche Erklärung gibt es für diesen stabilen Wert?
Das liegt vor allem an dem hohen Anteil von Stammkunden, der seit der Einführung des Deutschlandtickets bei 76 Prozent liegt und im Vergleich zu 2023 um 12,3 Prozent gestiegen ist. 334.700 Menschen nutzen regelmäßig die KVB, mehr als 90 Prozent davon mit dem Deutschlandticket. Außerdem habe sich das Mobilitätsverhalten der Menschen seit der Pandemie verändert, so die KVB-Chefin. Die Auslastung von Bahnen und Bussen habe sich erhöht, der Trend zum Homeoffice nehme ab. Montags seien wieder deutlich mehr Pendler unterwegs, lediglich der Freitag sei noch ein klassischer Homeoffice-Tag. Im Freizeitverkehr am Samstag gebe es starke Steigerungen. „Wir müssen uns an ein neues Normal gewöhnen“, so Haaks.
Haben die Fahrplankürzungen im vergangenen November etwas bewirkt? Ist die KVB verlässlicher geworden?
„Der Fahrplan ist stabiler geworden. Die Zahl der Beschwerden hat sich halbiert“, sagt die KVB-Chefin. „Es war der richtige Schritt. Nichtsdestotrotz wollen wir wieder ausbauen. Ich bin optimistisch, dass die Betriebsleistung wieder steigt, wenn wir zu unserem normalen Fahrplan zurückkehren können.“
Wann wird das der Fall sein?
Bei den Bussen soll nach den Sommerferien wieder das volle Programm gefahren werden, weil dann genügend neue Fahrerinnen und Fahrer zur Verfügung stehen. Der Personalmangel bei den Stadtbahnen könnte Ende des Jahres ebenfalls behoben sein. In sieben Fahrschulkursen sollen 210 neue Fahrerinnen und Fahrer ausgebildet werden, deutlich mehr als in Vorjahren – und die KVB damit nach vier Jahren annähernd wieder den vollen Fahrplan erfüllen. „Da sind wir noch vorsichtig, aber sehr optimistisch“, so die KVB-Chefin. Ob die KVB dann wieder mehr Fahrten anbieten kann, hänge von zwei Faktoren ab. „Wir wissen leider noch nicht, wann wir wieder über Mülheimer Brücke fahren können“, sagt die KVB-Chefin. Daran hänge der Normalbetrieb auf der Linie 13.
Bei den Niederflurfahrzeugen, beispielsweise auf den Linien 1 und 15, werde man weiterhin mit Einschränkungen im Berufsverkehr leben müssen. „Das gilt für die Verstärkerfahrten auf der Linie 15, die zurzeit leider ganz ausfallen, und für die Linie 1, bei der wir nur im Rechtsrheinischen zusätzliche Fahrten anbieten können“, sagt Gunther Höhn, der für das Nahverkehrsmanagement verantwortlich ist. Bei der Stadtbahn werde es vor allem darum gehen, ob man genügend Fahrzeuge habe.

Bisher steht nur ein Modell in Köln: Auf die ersten neuen Züge für das Niederflurnetz wartet die KVB schon seit September 2023.
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Warum ist das noch nicht geklärt?
Die KVB kann immer noch nicht sagen, wann der Bahnhersteller Alstom die ersten von insgesamt 62 neuen Stadtbahnen liefern wird. „Sie sollten ab September 2023 kommen, aber es ist noch kein einziges Fahrzeug da“, sagt KVB-Chefin Haaks. „Alstom hat einen Zeitplan vorgelegt, der aus unserer Sicht nicht plausibel und seriös ist.“ Danach sollten die ersten Züge im Frühjahr 2026 zur Verfügung stehen. „Nach dem Fertigungsgrad, der Rohbauvorbereitung und des gesamten Prozesses gehen wir nicht davon aus, dass dieser Termin eingehalten wird.“ Überdies habe Alstom einige technische Dinge zugesichert, „von denen sie meint, sie seien nicht zu leisten“. Man habe die gesetzlich möglichen maximalen Schadenersatzansprüche hinterlegt.
Was heißt das für die Kunden?
Die KVB muss rund 40 Prozent der alten Stadtbahnflotte so ertüchtigen, dass sie noch weitere Jahre eingesetzt werden können. „Wir hoffen, dass es nicht noch mehr werden“, so Haaks. Von den insgesamt 193 Zügen stünden deshalb im Durchschnitt pro Tag nur 132 zur Verfügung, weil neben der normalen Instandsetzung noch Wartungsintervalle, Hauptuntersuchungen und die Reparatur von Unfallschäden zu Buche schlagen. Einige Wagen müssen für die Fahrschule abgestellt werden.

Elektro-Busse stehen auf dem neuen Busbetriebshof der KVB an der Kaiserstraße in Köln-Porz.
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Wie weit ist die KVB bei der Umrüstung der Busflotte auf Elektroantrieb?
Inzwischen sind 118 Elektrobusse im Einsatz, für weitere 78 ist die Ausschreibung erfolgt. Insgesamt fährt die KVB im Busnetz mit 300 eigenen Fahrzeugen. Hinzu kommen rund 120 von Drittanbietern. 19 Linien sind bereits komplett auf elektrischen Antrieb umgestellt und legten 2024 knapp fünf Millionen Kilometer zurück. Bis 2030 soll die Umrüstung abgeschlossen sein. In Porz wurde im vergangenen Jahr der erste Betriebshof ausschließlich für E-Busse eröffnet.

Die Ausleihstationen für KVB-Räder sind im vergangenen Jahr um 62 auf 170 gestiegen.
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Und die KVB-Räder?
4,5 Millionen Ausleihen sind ein Rekordergebnis, das deutlich über den 3,6 Millionen von 2023 liegt. Das Stationsnetz wurde von 108 auf 170 ausgebaut. 68.000 Kunden haben sich neu angemeldet.
Seit neun Jahren arbeitet die KVB an dem neuen Informationssystem in den Bahnen und auf den Bahnsteigen, aber immer noch gibt es die berühmte KVB-Minute und Geisterzüge, die einfach von den Displays verschwinden.
Spätestens Ende Juni soll sich das Thema erledigt haben. Dann will die KVB das neue System so weit optimiert haben, dass Bahnen und Busse ihre Echtzeit-Daten direkt in die KVB-Leitstelle, an die Fahrgastinformationen und das ITCS-System (Intermodal Transport Control System) senden.