Für eine unvermittelte Attacke am Hansaring in Köln muss sich ein 41-Jähriger vor Gericht verantworten.
Prozess am Landgericht KölnMann am Hansaring auf die Gleise geprügelt und fast von Zug überrollt

An der DB-Haltestelle Hansaring wurde ein Mann auf die Gleise geprügelt.
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Er war auf dem Heimweg, als den Versicherungskaufmann an der Haltestelle Hansaring unvermittelt ein Schlag im Gesicht traf. Der 55-Jährige flog in hohem Bogen auf die Gleise und wurde fast von einem einfahrenden Zug überfahren. Seit Montag muss sich der Angreifer wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Köln verantworten. Dem Mann droht die dauerhafte Psychiatrieeinweisung.
Köln: Zeugen retten Mann vor einfahrender S-Bahn
Überwachungsvideos zeigen, wie der Beschuldigte im Bereich der Haltestelle aufgeregt hin- und herlief. Dann schlug er mit der Faust auf den Pendler ein. Der blieb kurz an den Schienen liegen, raffte sich auf und suchte noch im Gleisbett nach verlorenen Gegenständen. Dann versuchte er zurück auf den Bahnsteig zu klettern. Zeugen des Geschehens packten ihn und zogen ihn in Sicherheit.
„Ich hätte es selbst nicht zurück auf den Bahnsteig geschafft“, erinnerte sich der Mann an den Tattag im August vergangenen Jahres, weil sein Rucksack sei so schwer gewesen sei und ein Gegengewicht darstellt habe. Auch sei er von dem Faustschlag und dem Sturz auf die Gleise noch völlig benommen gewesen. Sekunden nach seiner Rettung durch die Zeugen war eine S-Bahn in den eingefahren.
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Kölner Landgericht: Opfer bis heute schwer traumatisiert
„Er wirkte auf mich harmlos, ich hatte nicht gerechnet, dass eine Gefahr von ihm ausgeht“, so das Opfer über den Angreifer, der kurz nach dem Angriff festgenommen wurde. Ein Nasenbeinbruch sei zwar gut verheilt, doch er leide bis heute schwer unter den psychischen Folgen des Angriffs. „Es ist schwierig für mich, Zug zu fahren, ich beobachte jeden der vorbei kommt“, sagte der 55-Jährige.
In vollen Bahnen oder generell bei Menschenansammlungen, wie zuletzt bei einem Firmenevent, bekomme er Herzrasen und Schweißausbrüche. „Ich will dann nur noch weg“, erklärte der Mann. Acht Wochen war der 55-Jährige nach der Attacke krankgeschrieben. Er konnte ins Homeoffice wechseln, um danach die bis dahin täglichen Fahrten nach Köln zur Arbeit vermeiden zu können.
Köln: Attackierter Pendler lehnt Entschuldigung ab
Als Gefahr für die Allgemeinheit bezeichnete der Staatsanwalt den Angreifer, der unter einer Wahnvorstellungen leidet. Der 41-Jährige räumte den Faustschlag am Bahnsteig ein. „Ich hatte Verfolgungswahn und sah überall Gewalt auf mich zukommen“, erklärte der Beschuldigte. Er wollte laut Anwältin allerdings noch versucht haben, sein Opfer vor einem Sturz auf die Gleise zu bewahren.
Der Beschuldigte berichtete, als Obdachloser auf der Straße gelebt und Kokain und Amphetamin konsumiert zu haben. Er sei froh, an jenem Tag festgenommen worden zu sein. Er sei von den Drogen weg und medikamentös eingestellt und bemühe sich um ein betreutes Wohnprojekt. Bei seinem Opfer wollte er sich im Gerichtssaal entschuldigen – der Mann lehnte eine direkte Ansprache aber ab.