Köln – Am elften Jahrestag des Archiveinsturzes haben rund 100 Menschen am Waidmarkt der Opfer gedacht. Oberbürgermeisterin Henriette Reker rief die am Dienstag an der Unglücksstelle Versammelten zu einer Schweigeminute auf. „Bitte lassen Sie uns eine Minute innehalten für die Opfer; für Kevin und Khalil, die bei dem Einsturz vor elf Jahren ihr Leben verloren haben, und für eine dritte Person, die – so stelle ich es mir vor – an gebrochenem Herzen durch den Verlust ihres Wohnortes verstorben ist.“
Bewohner des Stadtviertels rund um die Kirche St. Georg sind ebenso wie Vertreter zweier Bürgerinitiativen der Ansicht, dass der Einsturz nicht nur den Tod zweier Bewohner eines Nachbarhauses verursachte. Für manche zählt auch eine ältere Frau zu den Opfern, die ihre Wohnung an der Severinstraße aufgeben musste und zwei Wochen später in einem Hotel an einer Überdosis Schlaftabletten starb.
Kölner Verwaltung soll mit Ereignissen verantwortungsvoll umgehen
Das 40 Meter tiefe Loch in der Severinstraße sei „eine Wunde wie kaum eine andere in dieser Stadt“, sagte Reker. „Der Einsturz hat die Stadtgeschichte in ein Davor und ein Danach geteilt.“ Die Bürgerinitiativen würden die Verwaltung und den Rat seit elf Jahren mahnen, „mit den Ereignissen verantwortungsvoll umzugehen“. Sie unterstütze die Forderung, in dem Quartier einen Gedenkort zu schaffen. „Wir wollen und werden die Opfer des Einsturzes auch in zukünftigen Jahrzehnten nicht vergessen“, betonte die Stadtchefin.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Initiative Archiv-Komplex hat vorgeschlagen, eine Zwischenebene des U-Bahn-Bauwerks an der Einsturzstelle als Raum für unterschiedliche kulturelle Nutzungen auszubauen. Das 600 Quadratmeter große Geschoss mit einer Deckenhöhe von sechs Metern eigne sich als Veranstaltungsstätte, das sei bereits geprüft worden. Zudem fordert die Initiative ein dem der Geschichte des Ortes angemessenes Konzept für das Gelände, auf dem das Stadtarchiv stand. An dessen Entwicklung müssten „Künstler, Architekten und engagierte Bürger beteiligt werden“. Baudezernent Markus Greitemann, der an der Gedenkfeier teilnahm, sagt zu, eine Projektgruppe einzurichten.
Stadtplaner möchte Einsturzstelle zur Fußgängerzone machen
Als Stadtplaner könne er sich vorstellen, dass der an der Einsturzstelle gelegene Abschnitt der Severinstraße zur Fußgängerzone wird, sagte Greitemann. Eben dafür hatte sich Sabine Pohl-Grund ausgesprochen, die seit nahezu fünf Jahrzehnten in dem Veedel wohnt und sich in der Initiative Archiv-Komplex engagiert. Vom kommenden Frühjahr an müsse die Severinstraße entlang der Baugrube wegen Bauarbeiten an einer Behelfsbrücke ohnehin für den Fahrrad- und Kraftverkehr gesperrt werden. Während der bis zu einem Jahr dauernden Arbeiten könnten sich die Autofahrer schon einmal von der Severinstraße entwöhnen.
Wie an früheren Jahrestagen läuteten um 13.58 Uhr, dem Zeitpunkt des Einsturzes, die Kirchenglocken in der Südstadt; zur Erinnerung an die Opfer, für die es kein Danach mehr gibt.