Köln – Schön ist anders. Für Vegetarier stellt der Anblick des Album-Covers erst recht eine Zumutung dar. Der Inhalt dagegen ist für alle ein Genuss: Auf einem fetten Hämchen prangt „Das Herz der Kölner“, wie die CD auch heißt. Es ist ein zentrales Album im bisherigen Lebenswerk des Kölner Musikers und Komponisten Arno Steffen. Eines, auf das er immer wieder angesprochen wird, zumal es längst vergriffen ist. Daher wird es nun noch einmal veröffentlicht, 30 Jahre nach der Premiere.
„Das Herz des Kölners“ ist eine Sprachcollage mit original kölschen Tönen. Sie wurden zwischen 1989 und 1991 von Ex-Höhner-Bassist Günter Steinig, Sprachwissenschaftler Dr. Roland Kaehlbrandt und Arno Steffen aufgenommen. Und der „Kölner an sich“ trägt sein Herz nun mal auf der Zunge: Auf der Straße, in der Bäckerei, auf dem Marktplatz oder im Wohnzimmer – hier zeichnen die Macher ein einzigartiges Gesamtbild vom Charme der Kölschen und ihrer Sprache. Es geht lustig, rau, schmutzig und herzlich zugleich zu.
Arno Steffen bringt vergriffenes Album neu heraus: „Das Herz des Kölners“
All dies offenbart zum Beispiel das Thema „Hundekot in Köln“. „Eine Schweinerei ist das mit den Hunden“, sinniert da ein Befragter. Ein anderer erzählt, dass er mal auf einem Hundehaufen ausgerutscht sei: „Da lag ich drin von der Ferse bis zum Kopf.“ Der Kölsche sucht auch nach Lösungen, konstatiert aber dann irgendwann, dass es nicht so einfach ist. Denn: Für die alten Leute sei ein Hund wie ein Kind – „das kann man denen nicht einfach wegnehmen ...“ Am Ende der Nummer sprechen alle durcheinander, und eine Frau schiebt noch hinterher: Männer seien viel schlimmer als Hundekot.
„In meinem Freundeskreis sind viele Sätze von dem Album inzwischen gern benutzte Redewendungen“, sagt Steffen. „Wat sommer jesacht haben?“ heißt es etwa beim Versicherungsvertrag. „Ne Rievkoche muss ne Rievkoche blieve“, konstatiert eine Kölsche, wenn es um Rübenkraut oder Apfelmus als Beilage geht. Und beim Thema FKK scheiden sich die Geister. Sie würde das ja gerne machen, gesteht eine Kölnerin, aber ihr Fleisch sei zu „welk“ geworden. Eine andere lehnt es kategorisch ab: „Wat han ich denn davon, wenn ich dat Jebimmel sehe?“
Was das Sprachdokument 30 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung so wertvoll macht, ist auch die Tatsache, dass in der Öffentlichkeit kaum noch so kölsch gesprochen wird, wie Ende der 80er Jahre. „Heute müsste man dafür sicher länger suchen“, weiß Steffen, der durch die gemeinsame Zeit mit Jürgen Zeltinger oder das Trio L.S.E. mit Tommy Engel und Rolf Lammers längst Kult-Status genießt. „Wir haben die Leute einfach erzählen lassen, das Ganze auf Tonband aufgenommen und dann das gemacht, was uns einer von ihnen empfohlen hatte: Joh, dann künnt ihr üch jo naher dat Schönste russchnigge.“ Die Neuauflage ist ab Freitag, 18. März, in Buchläden erhältlich oder auf der Facebook-Seite von Arno Steffen.
Begleitet werden die Sprach-Collagen von passenden kölschen Liedern. So gibt es ein Wiederhören mit den Bläck Fööss, Peter Horn, Vier Botze und dem Colonia Duett. Deren Beitrag klingt mehr als praktisch: „Das Hundehaufenwarngerät.“