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Die Dekonstruktion der Herrlichkeit<br>Neues Theaterensemble A3 beleuchtet das Drama Karneval

Lesezeit 3 Minuten
Alina Rohde, Anna Möbus und Andrea Bleikamp (v. l.) feiern mit ihrem Stück „Der Fall Ransohoff – Frauen im Karneval“ Premiere im Orangerie Theater.

Alina Rohde, Anna Möbus und Andrea Bleikamp (v. l.) feiern mit ihrem Stück „Der Fall Ransohoff – Frauen im Karneval“ Premiere im Orangerie Theater.

Alina Rohde, Andrea Bleikamp und Anna Möbus debütieren als A3 mit „Der Fall Ransohoff – Frauen im Karneval“ am Orangerie Theater in Köln.

Alpha steht für Anfang. Im Zeichen eines Neubeginns debüttieren Andrea Bleikamp, Anna Möbus und Alina Rohde mit „Der Fall Ransohoff – Frauen im Karneval“ am 23. Januar im Orangerie Theater unter dem Banner „A3“. Das Ensemble besteht seit Mai 2024 und plant pro Spielzeit eine Premiere. In der ersten Inszenierung wendet sich das Trio einem bis dato vernachlässigten Thema zu: der Rolle von Frauen im Karneval.

„Ich liebe den Karneval, sehe aber, dass die Strukturen verbesserungswürdig sind. Es gibt zu wenig Frauenrollen. Neben dem Tanzmariechen und der Jungfrau – die aber traditionell von einem Mann dargestellt wird – finden wir vielleicht noch das Bärbelchen. Dann hört es auch schon auf“, erklärt Aktrice Alina Rohde, die sich mit der Idee für ein gemeinsames Projekt an ihre Kolleginnen wandte.

Neues Theaterstück zu Frauen im Karneval: Inspiration durch Gerti Ransohoff

Orientierung für die Ausarbeitung bot dem Team die Geschichte von Gerti Ransohoff, einer populären Büttenrednerin im rheinischen Karneval der späten 1920er und frühen 1930er Jahre. Nach dem Suizid ihres Ehemanns Paul im Frühjahr 1932 schied die gefeierte Rezitatorin wenige Tage später ebenfalls durch Freitod aus dem Leben.

Alles zum Thema Kölner Dreigestirn

Das kommende Werk verbindet nach Aussage seiner Schöpferinnen die Tragik der Namens-Patronin mit dem Frohmut der alljährlichen Feiertage. „Es wird ein sehr spielerischer, bunter und musikalischer Abend, der an manchen Stellen auch traurig wird. Aber wir verlieren den Humor nicht aus den Augen. Das muss optimistisch erzählt werden. Wir haben im Vorfeld viele Interviews mit Expertinnen geführt, beispielsweise mit der Präsidentin der 1. Damengarde Coeln, der Vizepräsidentin des Kölner Festkomitees und mit einem amtierenden Mariechen“, verrät Schauspielerin, Kabarettistin und Dozentin Anna Möbus.

Karneval als Plattform für politische Statements und kulturelle Herausforderungen

A3-Mitgründerin Andrea Bleikamp sieht in der Produktion einen klaren politischen Ansatz: „Für mich trägt der Karneval sehr viel Potenzial in sich. Diversität ist hier nicht nur ein Wort. Man kann wirklich zusammenkommen. Alle können mitmachen. Karneval bedeutet Gleichheit. Vielleicht bietet er auch die Möglichkeit, sich gemeinsam gegen etwas zur Wehr zu setzen, das man ablehnt“, so die Regisseurin und Dramaturgin, die unlängst als Künstlerische Leiterin des Audiowalks „Liquid“ von wehr51 mit dem renommierten Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater ausgezeichnet wurde.

Bleikamp ist zudem davon überzeugt, dass ein weibliches Kölner Dreigestirn nicht mehr lange auf sich warten lasse. „Das ist sowas von überfällig“, betont die Theatermacherin.

Kunst kommt weniger von Können als von Müssen. Für mich gibt es da keine Alternative.
Andrea Bleikamp

Unabhängig von den Leidenschaften der Künstlerinnen und Künstler bietet die Kulturmetropole Köln derzeit keine optimalen Voraussetzungen für eine kreative Verwirklichung von Gesellschaftsutopien. Geplante Haushaltskürzungen und eine damit verbundene Reduzierung der Fördergelder für Mieten, Stromkosten oder Honorare gefährden die Entwicklung der Freien Szene. Dem will das A3-Kollektiv in den nächsten Jahren eine Bündelung von Kräften entgegensetzen.

„Die Situation ist dramatisch. Da muss man sich nichts vormachen. Aber Kunst kommt ja weniger von Können als von Müssen. Für mich gibt es da keine Alternative. Ich werde nicht aufhören damit“, sagt Andrea Bleikamp.

Die temporäre Überlassung der Alten Versteigerungshalle des Großmarkts als Proben- und Aufführungsstätte an den Verein für darstellende Künste Köln (VdK) sieht das Ensemble als positives Beispiel für Lösungsansätze. Die Raderthaler Stätte wird Vertreterinnen und Vertretern aus allen Kunstbereichen noch bis Ende 2025 kostengünstig zur Verfügung gestellt.


„Der Fall Ransohoff – Frauen im Karneval“, A3, Orangerie Theater, 23. Januar 2025 20 Uhr (Premiere), 24. Januar 20 Uhr, 25. Januar 16 und 20 Uhr, 26. Januar 18 Uhr (weitere Termine in Planung), Regie: Andrea Bleikamp, Spiel: Anna Möbus, Alina Rohde, Volksgartenstraße 25, 50677 Köln, Kartenservice: 0221 9522708, www.orangerie-theater.de, www.vdk-koeln.de