Köln – Unterhalb der Mülheimer Brücke, an Flusskilometer 692, lässt sich der Zustand des Rheins oft am besten ablesen. Wo bei Hochwasser schon mal die Wiesen überspült werden und nur noch die Baumkronen aus dem Wasser hervorgucken, hat sich der Rhein dieser Tage wieder mal weit in sein Bett zurückgezogen und große Stein- und Kiesflächen an den Ufern freigelegt.
Mehrere Landzungen ragen so weit ins Wasser hinein wie nur selten und sind zudem voll Müll, den der Strom irgendwo aus dem Süden hierher angespült hat. 1,10 Meter – so niedrig war der Pegel des Rheins am Montagmittag in Köln. Das ist weit unter dem Jahresdurchschnittswert von etwa 3,20 Metern – und noch immer nicht der Tiefpunkt dieses Sommers. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
1,10 Meter – fast ein Drittel der Durchschnittshöhe. Welche Auswirkungen hat dieser Niedrigstand im Rhein?
Neben dem für alle sichtbaren Bild eines im Moment sehr schmalen Flusses muss vor allem die Schifffahrt Einschränkungen hinnehmen. Die großen Frachter mit einem Tiefgang von mehr als 2,20 Metern können schon jetzt nicht mehr fahren oder müssen weniger stark beladen werden. Bei noch weiter sinkenden Pegelständen sinkt entsprechend auch der maximal mögliche Tiefgang der Schiffe.
Kurzfristig eher schlecht. Die Tendenz des Pegels ist weiterhin fallend. Die Prognose für die nächsten Tage sagt voraus, dass wohl Ende dieser Woche, spätestens aber Anfang nächster Woche die Marke von einem Meter unterschritten wird und wohl auch mindestens einige Tage knapp unter diesem Schwellenwert bleiben wird. Erst Mitte des Monats sehen die Berechnungen wieder eine Annäherung an die Ein-Meter-Marke - allerdings mit erheblicher Schwankungsbreite: Für den 15. August etwa schwanken die Prognosen zwischen 70 und 130 Zentimeter.
Wann geht es denn wieder in Richtung des Durchschnittswertes von drei Metern?
Das ist derzeit völlig unklar und hängt maßgeblich von den Regenmengen ab, die etwa am Oberrhein und Mittelrhein fallen. Langfristige Modelle des Bundeamts für Gewässerkunde und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die insbesondere auf meteorologischen und hydrologischen Beobachtungen beruhen, gehen von steigenden Pegelständen ab Ende August aus. Dabei werden 51 gleich wahrscheinliche Witterungsverlaufe über die nächsten 46 Tage prognostiziert. Anfang September könnte demzufolge die Marke von 1,50 Metern wieder überschritten werden. Allerdings ist auch diese Prognose mit Unsicherheiten behaftet – und selbst 1,50 Meter wären immer noch deutlich unter dem Normal-Level des Rheins.
Im Oktober 2018 wurde der bisherige Tiefststand von 69 Zentimetern gemessen. So tief fällt der Pegel diesmal also wohl nicht?
Zumindest in dem durch mittelfristige Berechnungen zu prognostizierenden Zeitraum nicht. Der Herbst 2018 folgte einem extrem langen, trockenen und durchgehend heißen Sommer beinahe im gesamten Einzugsgebiet des Rheins. Fast ein halbes Jahr fiel deutlich zu wenig Regen – noch weniger als bisher in diesem Sommer. Viele Meteorologen führen solche lang anhaltenden Trockenperioden – ebenso wie extreme Starkregenfälle auf den Klimawandel zurück.
Es hat doch zuletzt immer mal wieder geregnet in Köln und trotzdem sinkt der Pegel. Was muss denn passieren, damit der Rhein wieder langfristig mehr Wasser führt?
Es muss länger regnen. Wenige Tropfen wie am Montagmorgen bringen keine Änderungen. Außerdem ist für den Pegel in Köln nicht entscheidend, wie viel es in Köln regnet, sondern südlich von Köln im Einzugsgebiet des Rheins. Das sind weite Teile Baden-Württembergs, Südhessens, Nordbayerns, des Saarlands und ganz Rheinland-Pfalz.
Die Nebenflüsse des Rheins bilden also ein Drittel der Fläche Deutschlands ab, dazu Teile Frankreichs und der Schweiz. Aber auch diese Regionen kämpfen zum Teil seit einigen Wochen mit starker Trockenheit. Knapp 700 Kilometer flussaufwärts vor Rheinkilometer Null ist auch der Pegel des Bodensees zuletzt stark gesunken. Für den Verlauf der Woche sind aber für ganz Deutschland auch Hitzegewitter gemeldet.