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Neue Details bekanntNoch mehr Verletzte nach Böllerwurf bei FC-Derby

Lesezeit 3 Minuten
BMG Pyro

Ein Böllerwurf hat das Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach überschattet.

  1. Nach dem Böllerwurf beim Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach meldeten sich weitere Opfer, die durch die Explosion verletzt wurden.
  2. Die Kölner Polizei weitet ihre Ermittlungen aus – und geht davon aus, dass Stefan Z. „den Böller gezielt in eine Menschenmenge geworfen hat“.
  3. Wir geben einen aktuellen Überblick und haben uns zudem mit NRW-Justizminister Peter Biesenbach unterhalten, der im Stadion dabei war.

Köln – Nach dem Böllerwurf im Stadion am Samstagnachmittag haben sich weitere Opfer bei der Polizei gemeldet, die offenbar ebenfalls durch den Knall verletzt worden sind.

Zwölf Menschen waren noch im Stadion behandelt worden, inzwischen spricht die Staatsanwaltschaft von 17 Verletzten. Zwei erstatteten online Strafanzeige. „Nicht auszuschließen, dass sich noch weitere Geschädigte melden“, sagt Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn.

Der mutmaßliche Böllerwerfer ist nach seiner vorläufigen Festnahme indes wieder auf freiem Fuß. „Dass er nicht in Untersuchungshaft gekommen ist, heißt nicht, dass wir diese Tat als Lappalie betrachten“, betont Willuhn. Juristisch habe es aber keine Möglichkeit gegeben, Stefan Z. (Name geändert) einzusperren – es hätten keine Haftgründe vorgelegen. „Er hat eine Arbeitsstelle und einen festen Wohnsitz“, erklärt Willuhn, Fluchtgefahr sei daher zum Beispiel nicht zu begründen.

Wohnung von Stefan Z. durchsucht

Bevor Stefan Z. aus dem Polizeigewahrsam entlassen wurde, durchsuchten Beamte seine Wohnung. Was genau sie gefunden haben, wollte Willuhn nicht mitteilen, nur so viel: „Nichts Schwerwiegendes“. Auch keine Böller, die die gleiche Qualität haben wie der Sprengkörper, den der 35-Jährige im Stadion gezündet haben soll – jener Böller soll zusätzlich mit einem besonders stark haftenden Klebeband (Panzertape) umwickelt gewesen sein, um die Lautstärke der Detonation noch zu erhöhen. Die Anwältin des Kölners wollte sich am Montag auf Anfrage nicht äußern.

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Die Polizei hat bisher keine Hinweise darauf, dass Stefan Z. bestimmte Personen treffen wollte. „Wir gehen aber davon aus, dass er den Böller gezielt in eine Menschenmenge geworfen hat und auch sehr wohl wusste, dass er damit Schaden anrichten kann.“ Sollte sich dieser Verdacht bewahrheiten, könnte sich das im Falle einer Anklage und einer Verurteilung strafverschärfend auswirken. Auch die Schwere der Verletzungen dürfte beim Strafmaß eine Rolle spielen. Bislang sei unklar, ob einige der Opfer bleibende Schäden zurückbehalten werden, sagte Willuhn.

NRW-Justizminister Peter Biesenbach ohne Verständnis

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Stefan Z. wegen gefährlicher Körperverletzung, darauf stehen zwischen drei Monate und zehn Jahre Freiheitsstrafe. Ein Gerüstbauer, der 2014 beim Zweitligaspiel des FC gegen Paderborn betrunken einen Böller in die Zuschauermenge geworfen hatte, war vom Amtsgericht zu eineinhalb Jahren Gefängnis auf Bewährung und 4000 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden. Sieben Menschen waren verletzt worden. Außerdem musste der Täter mehr als 20000 Euro Schadenersatz an den 1. FC Köln zahlen.

NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU), der beim Derby gegen Mönchengladbach zu Besuch im Stadion war, erlebte den Böllerwurf in der 86. Minute auf der Gegentribüne. „Es hat geknallt, und die Menschen um mich herum riefen: Hoffentlich ist da nichts passiert“, sagte der Minister am Montag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dass Ordner und Fotografen verletzt wurden, habe er erst später erfahren. „Für eine solche Aktion habe ich natürlich überhaupt kein Verständnis“, sagte Biesenbach. Man müsse davon ausgehen, dass der Täter den Böller „gezielt“ dahin geworfen habe, wo Menschen waren.