- Die Interessengemeinschaft Gastronomie hat einen temporären Biergarten im Grüngürtel vorgeschlagen.
- Damit soll die Partyszene im Belgischen Viertel entzerrt werden. Die angeschlagene Gastronomie würde trotz der Pandemie profitieren.
- Bis der Vorschlag umgesetzt werden kann, kann jedoch noch etwas Zeit vergehen. So bereiten sich Wirte, Ordnungsamt und Polizei auf Feiernde am Wochenende vor.
Köln – Der Grüngürtel ist einem temporären Biergarten auf der Vogelsanger Straße ein Stück näher gekommen, mit dem die Partyszene im Belgischen Viertel entzerrt werden soll. OB Henriette Reker unterstütze die Initiative und habe die Verwaltung mit der Prüfung beauftragt. Die Gespräche darüber seien „sehr konstruktiv“, sagte Daniel Rabe von der IG Gastro, die den Vorschlag eingebracht hatte. Am Montag werde es ein Gespräch geben, die Stadt habe aber schon signalisiert, dass sie der Idee gegenüber wohlgesonnen eingestellt ist. Wenn die Genehmigung zeitnah erteilt werde, könne der Biergarten schon am nächsten Wochenende öffnen. Die Vogelsanger Straße zwischen Innerer Kanalstraße und Schmalbeinstraße müsste dafür für den Autoverkehr gesperrt werden.
In jedem Fall zu spät kommt der Vorstoß für dieses Wochenende. Befürworter der Initiative, den zuletzt überfüllten Party-Hotspot Stadtgarten zu entlasten, bekamen aber eine weitere Grundlage: 74 Infizierte meldete das Gesundheitsamt am Freitag. Das sind so viele wie seit dem 25. Mai nicht mehr. Da waren es 79. Seither hatte sich die Zahl zwischen 40 und 50 eingependelt. Oberbürgermeisterin, Polizeipräsident und Gastronomen richteten daher erneut Appelle an die Feiernden.
Die Stadt
OB Reker hält weiter an ihrer Politik der Appelle fest und leitete am Freitag nach der Sitzung des Krisenstabs zunächst keine weiteren Maßnahmen ein. „Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt, dass wir erneut Plätze oder Straßen räumen müssen und appelliere an die Vernunft der Kölnerinnen und Kölner: Halten Sie sich an die Hygiene- und Schutzregeln – zu Ihrem Schutz und zum Schutz aller!“, sagte Reker am Freitag. Zuletzt hatte sie auch dafür geworben, am Ebertplatz zu feiern. Dort könne man sich „auch ganz wunderbar treffen“. Der dortige Brunnen sprudelt wieder und soll Menschen dorthin locken.
Die Polizei
Wie an den vergangenen Wochenenden auch wird die Polizei besonders nachts wieder die bekannten Hotspots kontrollieren und gegebenenfalls räumen – was jeweils enormen personellen Aufwand für die Behörde bedeutet. Polizeipräsident Uwe Jacob dürfte also nicht nur die Pandemielage, sondern auch die Arbeitsbelastung seiner Beamten im Sinn haben, wenn er sagt: „Auch wenn es nervt: Abstand bleibt das Gebot der Stunde.“
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Mit Blick auf die Rechtslage müssten Treffen „in der jetzigen Situation auf einen kleinen Kreis beschränkt bleiben und dürfen nicht zu unorganisierten und unberechenbaren »Großveranstaltungen« ausarten“, sagt Jacob und stellt klar: „Wir sind keine Spielverderber. Wer aber andere durch sein Verhalten gefährdet, kann sich nicht auf individuelle Freiheitsrechte berufen“. Seit Wochen appelliert Jacob, die Corona-Regeln einzuhalten – und erneuert das nun abermals. „Treffen Sie sich, feiern Sie, aber halten Sie bitte jederzeit genügend Abstand“, sagt Jacob.
Die Wirte
Der Konzert- und Gastronomiebetrieb „Stadtgarten“ ist zwar von den nächtlichen Räumaktionen nicht direkt betroffen, so Gregor Polzin, Leiter des Konzertbüros, dennoch möchte er klarstellen: „Wenn es wieder heißt, im Stadtgarten wird geräumt, dann denken wir sofort: nein, bei uns wurde keine Party mit 400 Menschen aufgelöst. Die Menschen treffen sich, wie schon seit Jahren üblich, am sogenannten Mäuerchen zur Venloer Straße hin oder im Park.“
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Auch optisch will sich das Konzerthaus nun von seinem Umfeld abgrenzen: Und hat diese Woche schon einmal vorsorglich einen Zaun mit grüner Abdeckung zur Venloer Straße hin aufgestellt. Denn bei allem Verständnis für Menschen, die sich aufgrund mangelnder Alternativen mit ihren Freunden im Freien aufhielten, so Polzin, sei der Müll am Morgen danach unzumutbar. „Die Hinterlassenschaften müssen wir jeden Tag beseitigen“.
Mit der Anwohnerinitiative sei man indes schon im Gespräch, denn neben einer erhöhten Infektionsgefahr steige in diesen Tagen auch die Lärmbelästigung, die auf die Personen zurückzuführen sei, „die mit eigenem Equipment (Lautsprecher und Scheinwerfer) nächtliche Open-Airs veranstalten“ und nicht auf den Veranstaltungsbetrieb des Stadtgartens, wie es schon Ende Juni in einer Mitteilung hieß. Auch Polzin glaubt, dass eine Alternative für die Menschen hermüsse.
„Indem man Plätze wie den Brüsseler Platz sperrt, verlagert sich das Problem doch nur. Es ist ein Katz- und Maus-Spiel zwischen Ordnungskräften und den Menschen“. Mit Absperrungen arbeiten auch die Wirte der Schaafenstraße. Ein Mitarbeiter der „Hennes Terrasse“ zeigt zwar einerseits Verständnis („Die Tische der Lokale sind schnell belegt und die Community hat keine Alternative zur Schaafenstraße“), den Wirten sei andererseits aber daran gelegen, dass es nicht zum Straßenfest ausarte. „Wir versuchen ja auch, die Corona-Regeln einzuhalten. Vielen scheint es aber egal geworden zu sein“, so der Wirt. Er befürworte die Räumungen.