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Analyse zur WahlHenriette Reker lässt sich Enttäuschung nicht anmerken

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Reker

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Köln – Schon früh hat sich am Sonntag abgezeichnet, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker an diesem Abend keinen Wahlsieg feiern würde. Die Hochrechnungen zeigten schnell, dass die Amtsinhaberin im ersten Wahlgang keine Mehrheit hinter sich bringen konnte. Eine Umfrage vor der Wahl hatte Reker noch bei 61 Prozent und somit weit vorne gesehen – doch am Wahltag konnte sie nicht genug Wähler von sich und ihrer Arbeit überzeugen. SPD-Kandidat Andreas Kossiski, ihr aussichtsreichster Herausforderer, zwingt die OB nun in zwei Wochen in eine Stichwahl. Nicht alle Wähler von CDU und Grünen – die Reker unterstützen – haben der Oberbürgermeisterin ihre Stimme gegeben.

Reker gibt im Rathaus ein Interview nach dem anderen. Nein, sie sei nicht enttäuscht, in die Stichwahl gehen zu müssen, sagt sie jedes Mal. „Mich hat das nicht besonders überrascht, und ich freue mich, dass ich die Nase vorn habe.“

Freude ist ihr an diesem Abend allerdings nicht anzumerken, eher scheint es Anspannung zu sein, die sich hinter ihrem berufsmäßigen Lächeln verbirgt. „Vor fünf Jahren habe ich im künstlichen Koma gelegen, alles ist besser als das“, fährt Reker fort. Damals war sie einen Tag vor der Wahl Opfer eines Messer-Attentats geworden, dass sie es mit 52,7 Prozent gleich im ersten Durchgang gegen den Sozialdemokraten Jochen Ott geschafft hatte, erfuhr sie erst Tage später. Diesmal wird Reker trotz Amtsbonus in eine zweite Runde müssen, noch einmal zwei Wochen Wahlkampf.

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Köln: Reker freut sich über gutes Ergebnis der Grünen

Die parteilose Oberbürgermeisterin sagt gern, die Grünen seien ihre politische Heimat. Insofern verwundert es nicht, wenn sie sich „über das gute Ergebnis der Grünen freut“. Dabei ist es alles andere als gewiss, ob Schwarz-Grün sein Ratsbündnis in den kommenden fünf Jahren fortsetzen wird. Das CDU-Ergebnis ist zu schwach, um eine Mehrheit zu bilden. Grün-Rot-Rot käme ebenso wie ein Bündnis aus Grünen, SPD und Volt dagegen auf eine deutliche Mehrheit, eventuell könnte es auch für eine feste Zusammenarbeit der Grünen und der SPD reichen.

Als SPD-Kandidat Andreas Kossiski die Wahlparty seiner Partei im Brauhaus Dom am Stapelhaus besucht, wird er dort mit einem lang anhaltenden Applaus empfangen. Das historisch schlechte Ergebnis der Sozialdemokraten bei der Kommunalwahl ist aufgrund des unerwarteten Erfolgs der OB-Stichwahl sofort in den Hintergrund getreten. „Wir wollen einen neuen Oberbürgermeister – nämlich mich – haben“, sagte Kossiski. Es gehe in Köln so nicht weiter, weshalb er auf die anderen demokratischen Parteien zugehen will. „Wir machen beide Arme weit auf, wir können in dieser Stadt etwas verändern“, sagt der ehemalige Gewerkschaftschef. Seine Parteifreunde fordert er dazu auf, offen zu sein.„Vor zwei Wochen hätte niemand gedacht, dass Andreas Kossiski die Oberbürgermeisterin in eine Stichwahl bringt“, sagt SPD-Parteichefin Christiane Jäger. Es handele sich um ein „Husarenstück“. SPD-Fraktionschef Christian Joisten sprach von einer „Ermutigung“.

CDU-Chef Bernd Petelkau will sich von Enttäuschung nichts anmerken lassen. Er habe für Reker ein Ergebnis von „um die 50 Prozent erwartet“. Von den hohen Umfragewerten habe man sich jedenfalls nicht verleiten lassen, von einem Spaziergang für die Oberbürgermeisterin auszugehen. „Wir werden als CDU dafür kämpfen, dass wir unsere OB-Kandidatin durchbringen. Und das gilt sicher auch für die Grünen.“ Lino Hammer, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, sagt: „Die Vielzahl der OB-Bewerber, von denen einige grüne Politik vertreten haben, haben Henriette Reker sicherlich einige Stimmen gekostet.“ Angesichts dessen sei Rekers Ergebnis von annähernd 50 Prozent gut. Es sei zuversichtlich, dass die bisherige Amtsinhaberin sich in der Stichwahl durchsetzen könne.

Tatsächlich gilt Reker auch für die Stichwahl gegen den Sozialdemokraten Kossiski als Favoritin. Doch nach dessen über Erwarten starken Abschneiden scheint es auf einmal nicht mehr völlig ausgeschlossen, dass dem Landtagsabgeordneten in zwei Wochen eine Überraschung gelingen könnte.

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Die Wähler der Linken dürften jedenfalls eher zu dem Sozialdemokraten tendieren als zu der von CDU mitunterstützten Reker. Am Ende wird es darauf ankommen, wer das eigene Lager besser mobilisieren kann – und wie sich die Anhänger kleinerer Parteien wie Volt und der FDP sowie parteiloser Kandidaten entscheiden werden. Die haben insgesamt mehr als 20 Prozent der Stimmen auf sich vereint.