Köln – Das Rheingold, der legendäre Nibelungenschatz, wurde nach Jahrhunderten der vergeblichen Suche geborgen. Die Kostbarkeiten finden sich aufgebahrt hinter den Kranhäusern im Rheinauhafen und können dort in den kommenden Monaten betrachtet werden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Objekte aus seltenen Metallen, sondern um eine kostbare Botschaft, die das Leben selbst zum Inhalt hat. Schon von weitem taucht das einstige kaiserliche Marineschiff „Lady Stahl“ den Hafen in güldenen Schein.
Kölner Schiff in Rettungsdecken gehüllt
Rund 200 Quadratmeter des 1914 erbauten Gefährts verhüllte Installationskünstlerin Gabriela Drees-Holz in den letzten Tagen mit der goldfarbenen Oberfläche von unzähligen Rettungsdecken, die etwa Menschen in Seenot vor einer tödlichen Unterkühlung bewahren. Ein zitterndes Schaufensterpuppen-Pärchen – Eva und Adam – ist dagegen lediglich in Silber gehüllt.
„Der Mensch arbeitet meisterhaft daran, durch stete Kriege und Umweltverschmutzungen das Boot, auf dem wir alle miteinander leben, zum Kentern zu bringen“, sagt Gabriela Drees-Holz.
Die Symbolik der humanistischen Kunst-Aktion ist unübersehbar: „Wir möchten die Idee einer neuen Arche Noah ins Bewusstsein der Leute transferieren. Der Mensch arbeitet meisterhaft daran, durch stete Kriege und Umweltverschmutzungen das Boot, auf dem wir alle miteinander leben, zum kentern zu bringen“, erklärt Drees-Holz. Unter dem Titel „Vertreibung aus dem Paradies oder Irgendwann werdet ihr merken, dass ihr euer Gold nicht essen könnt“, präsentiert die ehemalige Lehrerin eine begehbare Skulptur mit Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung der Besucher.
So können Gäste in einem „Rettungsnest“ am Oberdeck Blumenhäkeleien niederlegen. Für die Anfertigung der Textilien wurde auf dem Steg eine Station eingerichtet. Gleichnisse für die Schutzbedürftigkeit der Natur offenbaren zudem blumenbestückte Miniaturschiffe mit Kurs auf die rettende Arche. Die Installation bildet den konzeptionellen Auftakt für weitere Kunstprojekte, die folgen. Bootsbesitzer und Kurator Rolf Hartung bietet Rundgänge und Erläuterungen mit Beginn des neuen Schuljahres auch für Kinder und Jugendliche samt Lehrpersonal an. Seit über zwei Jahren nutzt Hartung den kernsanierten (entwaffneten) 15,80 Meter langen und 3,20 Meter breiten Kahn für Ausstellungen aus allen Genres.
Ausstellung: „Vertreibung aus dem Paradies oder Irgendwann werdet ihr merken, dass ihr euer Gold nicht essen könnt“Adresse: Kunstboot „Lady Stahl“, Marina Rheinauhafen, Bayenstraße 28a, 50678 KölnAusstellungsdauer: bis 28. August 2022Öffnungszeiten: 9-17 UhrEintritt freiFührungsbuchungen: 0176-70358640