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Rotwein und Shisha-MüllHochdruckreiniger machen Rheinboulevard kaputt

Lesezeit 3 Minuten
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Die Abfallwirtschaftsbetriebe setzen Hochdruckreiniger mit großer Leistung ein. Der starke Wasserstrahl setzt dem Beton der Freitreppe zu.

  1. Vor viereinhalb Jahren wurde der Rheinboulevard eröffnet – und schon jetzt gibt es eine Vielzahl von Schäden.
  2. Hochdruckreiniger hinterlassen deutliche Spuren an den Betonstufen der Freitreppe. Und auch Besucher tragen ihre Schuld an Schäden.
  3. Die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) stellen derzeit auf schonendes Verfahren um.

Köln – Seit der Eröffnung sind gerade einmal viereinhalb Jahre vergangen, doch der Rheinboulevard am Deutzer Ufer weist bereits jetzt eine Vielzahl an Schäden auf. So lassen sich auf vielen der Stufen Vertiefungen, Abplatzungen und Löcher ausmachen – wie auch an den Kanten.

Die Fugen zwischen den Fertigbetonteilen sind zudem an einigen Stellen von Rissen durchzogen. Dass der Zahn der Zeit so schnell an dem 25 Millionen Euro teuren Bauwerk genagt hat, ist nach Angaben der Stadt unter anderem auf die intensive Reinigung zurückzuführen.

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An den Rundungen der Stufen sind die Schäden zu erkennen.

Als besonders hartnäckig erweisen sich von den Besuchern hinterlassene Rotwein- und Speisefettflecke. Die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) setzen dagegen bislang täglich Hochdruckreiniger ein. Der Wasserdruck beträgt bis zu 30 Bar – das entspricht dem Druck einer Wassersäule mit einer Höhe von 300 Metern. Diese Art der Reinigung ist aber offensichtlich mit erheblichen Nachteilen verbunden. „Wasserhochdruck kann den Betonstein schädigen, gerade in den vorderen Rundungen der Verweilstufen“, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Feinstkorn könne dabei ausgespült werden.

Intensivreinigung mit Wasserhochdruck zurückgefahren

Die Stadt habe die Intensivreinigung mit Wasserhochdruck daher in den vergangenen Jahren schrittweise zurückgefahren, um einen vorzeitigen Verschleiß der Oberflächen zu vermeiden und die Veränderungen des Betons zu minimieren. Die AWB-Mitarbeiter verwenden außerdem ein für den Beton schonendes Strahlverfahren mit Kokosmehl, das allerdings nur bestimmte Arten von Verschmutzungen beseitigen kann.

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Auch Schmierereien sind zu finden

Die Stadt lässt unabhängig davon derzeit zwei der fünf Abschnitte des Rheinboulevards zu Testzwecken in einem zweiwöchigem Rhythmus reinigen. „Da sich das bewährt hat, sollen zukünftig alle Reinigungsabschnitte in diesem Rhythmus gereinigt werden“, sagte die Stadtsprecherin. Eine Reparatur der Vertiefungen sei zurzeit nicht geplant, da die Patina unumgänglich sei und akzeptiert werden müsse. Die Verkehrssicherheit sei zudem aufgrund der Auswaschungen nicht gefährdet.

Während die Vertiefungen offenbar auf die Hochdruckreiniger zurückzuführen sind, entstanden viele der Abplatzungen, als in der Zeit nach der Eröffnung die heiße Kohle und Asche von Shisha-Pfeifen auf den Beton geriet. Diese Schäden werden vorerst ebenfalls nicht beseitigt, da der Aufwand sehr groß sei. Dazu müssten Kernbohrungen erfolgen, damit Ersatzmaterial eingeklebt werden kann. Seit der Einführung eines Shisha-Verbots 2017 seien keine weiteren Schädigungen hinzugekommen. Die Risse in den Fugen zwischen den Fertigteilstufen sind nach Angaben der Stadt bei der ersten Überspülung während eines Rhein-Hochwassers entstanden, weil die Fugen dabei großen Belastungen ausgesetzt seien.

Erneuerung der Fugen wäre kosten- und zeitintensiv

„Da die Fugen jedoch konstruktiv nicht erforderlich sind und die Gesamtkonstruktion nach unten entwässern kann, wird auch in diesem Fall auf die Sanierung verzichtet“, so die Stadtsprecherin. Die Länge der Fugen betrage insgesamt mehrere Kilometer, so dass eine Erneuerung sehr kosten- und zeitintensiv wäre. Zudem müsste in regelmäßigen Abständen ein Austausch erfolgen, da die Fugen immer wieder neu verschleißen würden.

So bleibt am Ende die Frage, ob der am Rheinboulevard verwendete Beton den hohen Anforderungen des Bauwerks gerecht werden kann. „Der Beton verfügt über eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Chloride und ist für den Einsatz im Sprühnebelbereich von Verkehrsflächen geeignet“, beschreibt die Stadt die Eigenschaften des Materials. Ebenso verfüge der Beton über eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Frost mit und ohne Taumittel, sei für den Außeneinsatz mit direkter Beregnung und zum Einsatz in Wasserwechselzonen geeignet. Von einer Resistenz gegen Hochdruckreiniger ist hingegen keine Rede.