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„Putin interessiert es nicht“So voll sind die Kneipen an Weiberfastnacht in Köln

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In der Kneipe Umleitung an der Venloer Straße war an Weiberfastnacht ausgelassene Stimmung.

Köln – Wirt Tobias Mintert hat keine Mühen gescheut: Vor seinen Kneipen „Forelle Blau“ und „Barracuda Bar“ im Belgischen Viertel stehen gegen Mittag an Weiberfastnacht zwei Mitarbeiter an der Tür. Im Laufe des Tages sollen es noch bis zu sieben werden. Alles für einen reibungslosen Ablauf der 2G-Plus-Kontrollen. „Außerdem soll es auch nicht zu voll werden“, so der Wirt.

Auf den Straßen sieht man nur vereinzelt Jecken. In der Forelle Blau ist die Mini-Tanzfläche von einer Gruppe junger Frauen belegt, die zu „Polka, Polka“ von Brings tanzt.

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Wirt Tobias Mintert und sein Team vor der Barracuda Bar im Kölner Belgischen Viertel

Der Ansturm komme erfahrungsgemäß erst gegen Nachmittag, sagt Mintert, auch wenn am frühen Abend die Mengen immer noch überschaubar sind. „Das Wetter ist aber für die Kneipen“. Er freut sich auf den Karneval, auch wenn der Ukraine-Konflikt „schwer im Magen“ liege. „Aber der Zug lässt sich nicht mehr aufhalten.“ Zumindest nicht der in den Kneipen. Er sei zudem monatelang von Lockdown-Schließungen betroffen gewesen. „Das lässt keinen wirtschaftlichen Spielraum mehr zu, ich kann jetzt nicht schließen.“ Sein Türsteher ist auch gut gerüstet: „Wir haben viele Taschenlampen dabei“, erzählt er. Denn zusätzlich zu den Impfnachweisen auf dem Smartphone müsse man auch die tagesaktuellen Schnelltests kontrollieren. „Manche kommen mit Ausdrucken, die alle unterschiedlich sind. Die guten Testzentren schaffen es, das Ergebnis in die App zu machen.“

Kölner Südstadt: Schlange vor dem Mainzer Hof

Derweil hat sich vor dem „Mainzer Hof“ in der Südstadt eine Schlange gebildet. Das Team um die Angestellte Kirsten hat einen Stand vor der Kneipe aufgestellt, um die Impf- und Testnachweise zu kontrollieren. „Normalerweise ist der Andrang größer“, sagt Kirsten. „In den vergangenen Jahren standen die Leute bis zum Ring.“ Die Auflagen für die Gastronomie seien aufwändig, aber machbar. „Wir kontrollieren streng und stehen hinter den Auflagen.“

Zwei der Besucher sind Ruben Weyers und Katrin Peters. In diesem Jahr ist das schlechte Gewissen mit dabei, obwohl beide geboostert sind. „Einerseits ist Corona immer im Hinterkopf, andererseits kann man sich die Lust aufs Feiern nicht immer verbieten.“ Architekt Peters guckt mit bangem Blick auf die Ukraine-Krise. Der 42-Jährige hat vor zehn Jahren ein Jahr lang in der Ukraine gelebt. Enge Kontakte ins osteuropäische Land hat Peters zwar nicht. „Ich bin aber geschockt, von dem, was da los ist.“

Auch Sarah ist betroffen von den Geschehnissen in der Ukraine. Die 52-Jährige wartet in der „Forelle Blau“ noch auf Freunde. „Ich habe heute Nacht schlecht geschlafen. Mein Sohn hat eine Freundin, die sich in einen Jungen aus Kiew verliebt hat und der muss nun in den Krieg ziehen.“ Dennoch sei sie hier: „In diesem Moment ändert es nichts, wenn ich nicht ausgehe.“

Jecken am Haus Unkelbach in Köln-Sülz zum Russland-Ukraine-Krieg

Dass es immer irgendwo auf der Welt kriegerische Auseinandersetzungen gibt, und dass deshalb der Truppeneinmarsch in die Ukraine kein Grund sein kann, auf Karneval zu verzichten, ist eines der häufigsten Argumente, die man hört.

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„Glauben Sie mir, wenn ich durch mein Verhalten irgendwas ändern könnte, dann wäre ich jetzt nicht hier“, betont eine als Erdbeere verkleidete Frau, die wie viele andere bei Karnevalsmusik im Außenbereich der Gaststätte „Haus Unkelbach“ in Sülz steht und Kölsch trinkt. „Wenn ich Einfluss darauf nehmen könnte, ob es zu einem neuen Weltkrieg kommt, ich wäre zuhause geblieben. Aber es interessiert weder Putin noch sonst irgendjemanden.“

„Jetzt erst recht!“, lautet die Devise eines jungen Mannes, der in rosafarbenem Tütü und Flügelchen durch den Innenhof schwebt. „Man muss leben – jetzt! So ist die Kultur in dieser Stadt“, erklärt der Student für Sportmarketing und fügt hinzu, dass ihn das Geschehen im Osten Europas „nur peripher tangiert“. Die beiden Frauen, die ein paar Schritte weiter in der Bäckerei Merzenich sitzen, sind weitaus mehr tangiert. „Wir sitzen hier, und es bewegt uns sehr“, sagt Rita, an deren Brust ein großes silbernes Peace-Zeichen glänzt. Der Anstecker „make love not war“ ist sichtbar abgegriffen, aber wohl noch nie so bedeutsam gewesen.

Kölner Kneipe Umleitung ist gut gefüllt

Ortswechsel: Die Kneipe Umleitung an der Venloer Straße ist gut gefüllt und es herrscht gute Stimmung. Die Menschen schunkeln im Kreis zu einem Song der Kölner Band AnnenMayKantereit. Wirt Ulrich Vogt findet trotzdem, dass es ruhiger zugehe als sonst. „Normalerweise haben wir donnerstags eine geschlossene Gesellschaft. Aber als dieses Jahr statt 100 nur 40 Anmeldungen vorlagen, haben wir entschieden, die Tür zu öffnen.“ Sein Türsteher Sascha Milan hat die Lage im Griff. „Die Leute sind kooperativ, aber nicht alle. Manche diskutieren und haben nicht genügend Nachweise dabei. Es ist anstrengend, alles zu kontrollieren, aber wenn man freundlich bleibt, klappt es gut.“

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Im Thieboldseck an der Ecke Lungengasse/Thieboldsgasse war schon ab acht Uhr morgens etwas los.

Andrang vor dem Thieboldseck in der Innenstadt, ruhiges Ehrenfeld

Während etwa vor dem Thieboldseck in der Ecke Lungengasse/Thieboldsgasse schon seit acht Uhr morgens der Bär brummt, ist die Situation in Ehrenfeld noch bis zum frühen Nachmittag ruhig.

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Die Bar Bumann & Sohn ist mittags zwar gut voll, Platz gibt es aber noch genug.

Der Biergarten des Club Bahnhof Ehrenfeld, wo open-air gefeiert werden kann, ist gegen 14 Uhr noch leer, auch am frühen Abend ist hier nichts los. In der Stapelbar in der Heliosstraße sind am frühen Abend knapp 35 Gäste, sagt der Türsteher. Der Raum wirkt kaum gefüllt. In der Bar Bumann & Sohn am Gürtel hingegen sind tagsüber circa 100 Leute im Innen- sowie im Außenbereich. Es sei nicht so viel los wie sonst, sagt Betreiber Tobi Breit. Eine Sicherheitsfirma regelt den Einlass. Der erste Türsteher tastet die Gäste ab, der zweite lässt sich die Nachweise zeigen.

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Schlange um kurz nach 11 Uhr vor der Kneipe "Zum Goldenen Schuss" im Belgischen Viertel

Vor der Bar zum „Goldenen Schuss“ in der Brüsseler Straße warten die Kostümierten ab 11 Uhr bereits in einer Schlange innerhalb der aufgestellten Gitter, auch abends noch warten die Jecken auf Einlass. „Es war mal spaßiger ohne die ganzen Kontrollen“, sagt ein Mitarbeiter. Ein Türsteher kontrolliert die Nachweise und lässt sich auch den Personalausweis zeigen. Ein eigenes Smartphone, um die QR-Codes einzuscannen, hat er jedoch nicht.