AboAbonnieren

Großeinsatz in KölnSo fasste die Polizei die Juwelendiebe vom Eigelstein

Lesezeit 4 Minuten
IMG_4380

Die Polizei kontrollierte unter anderem auf den Rheinbrücken.

  1. Nach einem Juwelendiebstahl in der Nacht zu Donnerstag hat die Kölner Polizei großflächig nach den Tätern gefahndet.
  2. In der gesamten Stadt kontrollierten die Beamten verdächtige Fahrzeuge, postierten sich auf Brücken und Autobahnen.
  3. Auf der A57 bei Longerich fassten sie schließlich zwei Verdächtige. So kam es zu dem Fahndungserfolg.

Köln – Der Hinweis, der am Mittwoch bei der Kripo Köln einging, war nicht sehr konkret. Aber doch so alarmierend, dass die Polizei umgehend einen Großeinsatz für die folgende Nacht plante. Bis zum frühen Donnerstagmorgen patrouillierten Streifenwagen durch die Stadt, kontrollierten Polizisten Fahrzeuge und verdächtige Personen und postierten sich an neuralgischen Punkten vor allem in der Innenstadt und an den Rheinbrücken.

Woher der Hinweis kam, will die Polizei „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht verraten. Es waren Informationen über eine Tätergruppe, die sich in Köln aufhielt und möglicherweise noch in der Nacht einen Einbruch bei einem Kölner Juwelier plante. Ein konkreter Tatort war nicht bekannt, auch über eine mögliche Bewaffnung der Täter wusste die Polizei nichts.

Doch die gute Vorbereitung zahlte sich tatsächlich aus: Am Donnerstagmorgen um 6.40 Uhr stoppten Zivilfahnder auf der Autobahn 57 bei Longerich ein Fahrzeug mit zwei mutmaßlichen Tätern (32, 35). Wie die Polizei erst im Verlauf des Einsatzes herausgefunden hatte, war kurz zuvor in einem Juweliergeschäft am Eigelstein eingebrochen worden. Da waren die Täter schon auf der Flucht.

Alles zum Thema Polizei Köln

Streifenwagen auf den Brücken

Warum die Fahnder auf genau diesen VW Passat aufmerksam wurden, wollte die Polizei nicht mitteilen. Nur so viel: „Die Hinweise waren vielleicht in der einen Richtung nicht sehr konkret, in einer anderen Richtung dafür aber schon“, sagte ein Behördensprecher. Im Kofferraum des Fluchtwagens fanden die Beamten gestohlenen Goldschmuck, überwiegend Ringe und Armreifen.

„Es ist beabsichtigt, beide Männer einem Haftrichter vorzuführen“, berichtete der Sprecher. Laut Polizei handelt es sich um zwei Südosteuropäer. Ermittelt wird wegen schweren Diebstahls. Ein paar Stunden zuvor wunderten sich Nachtschwärmer über die hohe Polizeipräsenz in der Stadt. An den Köpfen der Zoobrücke, der Deutzer Brücke und der Severinsbrücke standen Streifenwagen versetzt nebeneinandergeparkt. Beamte beobachteten, wer vorüberfuhr, hielten immer wieder verdächtige Autos an und kontrollierten die Insassen.

Kontrollstellen gab es auch im Umfeld des Eigelsteinviertels sowie am Ebertplatz und auf dem Hansaring. Die Polizisten trugen schwere Schutzwesten und Maschinenpistolen. Griffbereit hatten sie so genannte Stop Sticks – etwa ein Meter lange Kunststoffstöcke mit Dornen, die vor ein flüchtendes Fahrzeug geworfen werden können und zur Standardausstattung eines Streifenwagens gehören. Die Dornen bohren sich in die Reifen und lassen innerhalb von dreißig Sekunden die Luft ab, ohne dass der Reifen platzt und das Auto ins Schleudern gerät. Doch das war gar nicht nötig, den Passat konnten die Zivilfahnder auch ohne Hilfsmittel anhalten. Die beiden Insassen leisteten keine Gegenwehr. Nach einem dritten Verdächtigen werde noch gefahndet, heißt es.

Loch in der Hauswand

Nach allem, was die Polizei bisher weiß, sollen die Festgenommenen und ihr flüchtiger Komplize von der Rückseite in das Geschäft an der Weidengasse eingedrungen sein. Im unübersichtlichen Bereich einer Baustelle sollen sie ein kleines Loch in die Hauswand geschlagen und sich dort hindurch in das Geschäft gezwängt haben – offenbar unbemerkt von Zeugen oder Polizisten.

Auf beiden Seiten der Weidengasse befinden sich mehrere Juwelierläden. Die Straße ist immer wieder Schauplatz von Überfällen auf Schmuckgeschäfte. Vor fünf Jahren hatte eine Bande Ausstellungsstücke und Goldbarren geraubt. Zwei Männer auf einem Motorroller hatten den Ladeninhaber kurz nach Mitternacht abgepasst, als er in seinen Wagen stieg. Einer der Täter schoss vom Rücksitz des Rollers mit einer Kalaschnikow auf das Beifahrerfenster. Der Schmuckhändler wurde verletzt, die Täter entkamen mit Gold im Wert von 160.000 Euro. Auf der Flucht warfen sie die Kalaschnikow in einen Mülleimer. Einer der beiden Täter wurde gefasst und zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Im April 2016 verfolgten mutmaßliche Räuber im Auto einen Kurier, der Schmuck von der Keupstraße zur Weidengasse transportieren wollte. Das Opfer bemerkte die Verfolger, stoppte seinen Wagen und rannte zu Fuß davon. Beim Versuch zu flüchteten, rammten die Täter sein Auto, einer wurde von Zeugen aus dem Wagen gezerrt und der Polizei übergeben. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.