Köln – Mit einem „Spenden-Commitment“ haben zahlreiche Kölner Vereine und Verbände Bedingungen für Spender und Sponsoren formuliert. Mit einer positiven Beschreibung eines „Wertekanons“ stellen sie klar, wofür sie stehen, und distanzieren sich so gleichzeitig von denen, die diese Werte nicht teilen. „Es gibt oft Spender, denen es nur um einzelne Projekte oder bestimmte Zielgruppen geht“, sagte Lars Hüttler vom Kinderschutzbund. „Nun machen wir klar: Wer spendet, muss unseren kompletten Wertekanon unterstützen.“
Dazu gehören unter anderem die Gleichstellung aller Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Identität, die Bekämpfung von Antisemitismus und Rassismus, die europäische Idee, konsequenter Klimaschutz und „eine humanitäre Zuwanderungspolitik, die auf Vielfalt statt Abschottung“ setzt. Die Erklärung soll praktische Konsequenzen haben. „Wir können nicht jede kleine Spende prüfen“, so Markus Peters vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM). Aber bei den großen Geldbeträgen wolle man genau hinschauen und diese gegebenenfalls ablehnen.
Hoffnung auf ein sehr breites Bündnis
Initiatoren des „Spenden-Commitments“ sind neben SKM und Kinderschutzbund, der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF), der Coach e.V. und der Jugendhilfeträger Rheinflanke. Innerhalb von kurzer Zeit haben sich bereits zahlreiche weitere Organisationen aus dem sozialen, kirchlichen und Jugendhilfe-Bereich angeschlossen. Christoph Bex von der Rheinflanke sprach von einem „Ausrufezeichen für Köln“. Man hoffe auf ein sehr breites Bündnis und darauf, dass sich auch Vereine und Initiativen aus dem Sport und dem Kulturbereich anschließen.
Alle, die mitmachen, sind auf Spender und Sponsoren angewiesen. Aber sie wollen nicht mehr von jedem Geld annehmen. Für die praktische Umsetzung bleibt jeder Unterstützer selbst verantwortlich. Die Frage, wie streng man prüft und wie schnell man mit einem Geldgeber bricht, bleibt offen. „Wir wollten positive Ziele beschreiben“, so Peters. Für die Abgrenzung im Einzelfall werde jede Organisation „eine Linie für ihre Praxis“ entwickeln.
Geldgeber wegen AfD-Spende in der Kritik
Die Diskussionen um ein Spenden-Commitment begannen vor zwei Jahren. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete darüber, dass der Kölner Unternehmer Wolfgang von Moers mehrfach hohe Geldbeträge an die rechtspopulistische AfD gespendet hatte. Sein Unternehmen WVM-Immobilien ist nicht nur einer der wichtigsten Player beim Kölner Wohnungsbau, es ist auch eines der spendabelsten, wenn es um die Unterstützung von gemeinnützigen Organisationen in der Stadt ging und geht. Eine halbe Million Euro werden jedes Jahr an Stiftungen und Vereine verteilt, außerdem sponsert WVM weiterhin die Haie, Viktoria Köln und die Cologne Crocodiles. Von Moers hatte seine AfD-Spenden damit begründet, dass er „seine“ Partei, die CDU, nach der so genannten Flüchtlingskrise 2015 zu Kurskorrekturen bringen wollte.
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Einige Organisationen wie der Hockeyclub Blau Weiß oder die Rheinflanke wollten nach Bekanntwerden der Parteispenden nichts mehr von WVM annehmen. Andere zeigten sich weniger streng, darunter das Festkomitee Kölner Karneval, die Aidshilfe oder Zartbitter. Auf der Homepage von WVM findet sich eine lange Liste Kölner Institutionen, die das Unternehmen unterstützt. Die größten Beträge in den Jahren 2020 und 2021 flossen nach Angaben der Firma an die Lost Sisters (160.000 Euro), das Kölner Dreigestirn zur Unterstützung von sozialen Projekten (63.000 Euro), die Hilfsorganisation „Laachende Hätze“ (65.000 Euro) und die Stadtteilinitiative „Hafenakademie Köln-Mülheim“ (60.000 Euro).
Wolfgang von Moers steht zu Spenden an die AfD
Wolfgang von Moers steht zu seinen Spenden an die AfD. Distanziert hat er sich bis heute nicht. Mancher hatte darauf gehofft, um weiter ohne lästige Nachfragen von seiner Unterstützung profitieren zu können. Den Gefallen hat der erfolgreiche und bis in die Stadtspitze gut vernetzte Unternehmer keinem getan. Auf die Frage, wie er seine damalige Spende an die rechte Partei heute bewertet, sagt von Moers: „Die CDU hat seit dem Zeitpunkt meiner Spende eine deutliche Kurskorrektur vollzogen. Meine Partei hat nach einer gründlichen Aufarbeitung klar und deutlich gemacht, dass sich die Ereignisse von 2015 nicht wiederholen dürfen.“
Zur AfD sagt er auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die radikaleren Kräfte haben innerhalb der Partei immer mehr an Einfluss gewonnen, dadurch hat die Strahlkraft gegenüber konservativ-bürgerlichen Schichten stark abgenommen.“ Er teile „kaum noch Ansichten mit ihr“.
„Die finden ihren Weg zu mir zurück“
Die beteiligten Initiativen haben sich mit ihrem Commitment eine „unangenehme Auseinandersetzung“ auferlegt, wie es Monika Kleine vom SKF ausdrückt. Man werde in vielen Fällen potenziellen Spenderinnen und Spendern klar und deutlich „Nein danke“ sagen müssen. Doch in der Praxis wird es nicht nur im Umgang mit von Moers schnell kompliziert.
Der zeigt für das „Spenden-Commitment“ durchaus Verständnis. Schließlich hätte keine gemeinnützige Organisation Interesse daran „durch kritische Berichterstattung in ein negatives öffentliches Licht zu geraten“. Er denke, dass die meisten Unterzeichner des Commitments „darauf warten, dass sich etwas Staub auf die Geschichte legt, um dann wieder ihren Weg zu mir zurückzufinden“.