Im Zentrum des ökumenischen Domgottesdiensts für Kölner Karnevalisten stand die Vision einer Welt des friedlichen Miteinanders.
Gottesdienst für KarnevalistenStadt- und Domdechant Robert Kleine wirbt für Vielfalt und kritisiert Trump
Zum Träumen von einer besseren Welt haben Stadt- und Domdechant Robert Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger am Mittwoch beim ökumenischen Domgottesdienst für Kölner Karnevalisten eingeladen. Dabei knüpften sie an das Motto der Karnevalssession an: „FasteLOVEnd – Wenn Dräum widder blöhe“ (Wenn Träume wieder blühen).
Kappen, farbige Mäntel, Schals und Kostüme bestimmten das Bild. Der Andrang der Jecken war so groß, dass sich viele mit einem Stehplatz begnügen mussten. Zu den Besuchern des Gottesdiensts zwei Tage vor der Proklamation des Dreigestirns, das von der queeren Karnevalsgesellschaft „Stattgarde Colonia Ahoj“ gestellt wird, zählten Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval.
„Es liegt auch an uns, dass sie wieder blühen“, sagte Kleine in seiner Predigt über den Wert von Träumen und Visionen. Er nahm Bezug darauf, wie der Prophet Jesaja das messianische Reich ankündigt, wo der „Wolf beim Lamm wohnt“, also eine Welt des friedlichen Miteinanders. „Wenn nicht jetzt, wann dann braucht es Menschen, die eine andere Vision vom Miteinander der Menschen haben. Ein Miteinader, das sich von dem unterscheidet, was wir gerade allzu oft erleben und worunter sicherlich nicht wenige von uns leiden“, sagte der Dechant.
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Kleine rief zur gesellschaftlichen Vielfalt auf und kritisiert Trump
Er rief dazu auf, die gesellschaftliche Vielfalt anzunehmen, denn „Gott hat jeden und jede von uns einzigartig geschaffen.“ Dies bedeute „für uns als Kirche, aber auch als Gesellschaft, dafür einzutreten, dass niemand wegen seines Geschlechts, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf.“
Kleine erinnerte an die berühmte „I have a dream“-Rede von Martin Luther King, gehalten 1963 beim Marsch auf Washington, und kritisierte im Kontrast dazu den nationalistischen Kurs von Donald Trump: „Seit den Präsidentschaftswahlen und den jüngsten Äußerungen des designierten Präsidenten verbinde ich mit dem Blick auf Washington eher den Begriff Alptraum.“ Zur Bundestagswahl sagte Kleine, er wünsche sich von den Programmen der „demokratischen Parteien“, dass Menschlichkeit, Nächstenliebe und Solidarität großgeschrieben würden.
Seiger: „Tyrannei kann enden“
„Träumen öffnet unsere Seele“, sagte Stadtsuperintendent Seiger in seinem Grußwort. Mit Träumen ließen sich andere, bessere Zeiten imaginieren, Zeiten des Friedens zumal. „Und Friede kann geschehen, Tyrannei kann enden, wie wir vor wenigen Wochen in Syrien gesehen haben.“
Wie aber nicht die Zuversicht verlieren, wenn der Gegenwind heftig bläst? Das lässt sich nach den Worten von Seiger von Christen lernen, „denn wir leben von der Freude und vom Träumen des Größeren“. Und auch von Karnevalisten, die „von der Freude am von Gott geschenkten Leben“ leben würden und davon, „dass man sich das Schöne ausmalen und gestalten kann“. Vielleicht sei die Liebe in all ihren Formen, die queere eingeschlossen, „die beste Form, um Träume zu leben“, so Seiger. „Gott legt seinen Segen auf die, die träumen, Liebe üben und sich für Gemeinschaft, Frieden, Respekt, Vielfalt und ein gutes Miteinander einsetzen.“
Zu Beginn des Gottesdiensts waren die Standartenträger durch den Mittelgang eingezogen. Im weiteren Verlauf segnete Kleine die Karnevalskerze. Gestaltet hat sie das designierte Kölner Kinderdreigestirn, das an der Zeremonie ebenso teilnahm wie Kuckelkorn, der die Kerze anzündete. Auch die neuen Standarten wurden gesegnet.
Für musikalische Unterstützung sorgte das Orchester der Domstädter. Kleine Irritation gegen Ende der Feier: Als Organist Winfried Bönig an der Schwalbennestorgel das Register „Loss Jonn“ zog, herrschte nach ein paar Tönen Stille. Auch weitere Versuche schlugen fehl. Ursache soll die Kälte gewesen sein. Während die Standartenträger hinauszogen, schunkelten die Besucher zu „Am Dom zo Kölle“.