Köln – Es war ein Montag im Juli 2017, kurz nach 22.30 Uhr. Eine 18-jährige Touristin aus den USA stand mit ihrer Cousine auf dem Bahnsteig der U-Bahn-Haltestelle Dom/Hauptbahnhof. Als ein Zug der Linie 5 einfuhr, stürzte ein junger Mann unvermittelt von hinten auf die Touristin zu und stieß sie in Richtung des Gleisbetts. Sie kam vor der Bahnsteigkante zu Fall und verletzte sich leicht. Sowohl der Angreifer als auch die Frauen stiegen ein. An der Haltestelle Friesenstraße verließen die Amerikanerin und ihre Cousine die Bahn und wandten sich an Streifenpolizisten, um von dem Vorfall zu berichten. Der Täter fuhr weiter. Tags darauf wurde er nach einem Zeugenhinweis festgenommen.
Erster Prozesstag in Köln
Am Montag hat vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen den 26 Jahre alten Obdachlosen begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe versucht, die 18-Jährige heimtückisch zu ermorden, und auch in drei anderen Fällen ihm unbekannte Frauen angegriffen. Doch alle Taten habe er „im Zustand der Schuldunfähigkeit“ begangen, denn er leide an einer „paranoiden Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis“.
Weil von ihm eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgehe, müsse er dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werde. Zurzeit wird er in einer Einrichtung in Essen betreut.
Öffentlichkeit wurde ausgeschlossen
Während seiner Einlassung war die Öffentlichkeit auf Antrag von Verteidigerin Funda Bicakoglu ausgeschlossen. Als später Zeuginnen gehört und weitere Fragen an den 26-Jährigen gestellt wurden, war aus einer seiner Bemerkungen zu schließen, dass er die Vorwürfe eingeräumt hatte. Es sei in allen vier Fällen „dumm gelaufen“.
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Der Fall mit der Amerikanerin ist zeitlich der letzte. Die anderen Anklagepunkte: Am 12. Juli gegen 21 Uhr setzte er sich an der U-Bahn-Haltestelle Friesenplatz neben eine Frau, und nach kurzem Wortwechsel schlug er ihr urplötzlich beidseitig an den Kopf und beleidigte sie als „Missgeburt“.
26-Jähriger soll angeblich Stimmen hören
Ein paar Tage später, in einem Waggon der Linie 4 nahe dem Neumarkt, trat er zwei Mal auf eine Frau ein; der erste Tritt traf die Brust, den zweiten wehrte sie mit der Handtasche ab. Am 10. März attackierte er eine Frau, die in einem Kinderwagen ihren zehn Monate alten Sohn bei sich hatte, in einer Bahn der Linie 18, als diese an der Sülzburgstraße Halt machte.
Mit der Faust schlug er ihr gegen den Hinterkopf und beschimpfte sie als „Hure“. Der 26-Jährige höre „Stimmen“, hieß es. Dem psychiatrische Sachverständigen soll er gesagt haben, er fühle sich „verarscht“, wenn ihm Frauen begegnen würden, die Interesse an ihm zu haben schienen und dann doch nichts von ihm wissen wollten. Zu dem Vorfall am Friesenplatz sagte er selber, er habe angenommen, die Frau habe ihn bespuckt. Es sei ihm so vorgekommen, also ob ihm wieder einmal „jemand etwas Böses will“.