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„Das Gute muss sich wieder ausbreiten“Dritter Ukraine-Tag in Köln – Ein bisschen Hoffnung am Schokoladenmuseum

Lesezeit 3 Minuten
Porträt der ukrainischen Künstlerin Dara Habich: Sie zeigt zwei ihrer Bilder. Sie trägt einen Haarkranz aus bunten Blumen und lacht.

Daria Habich von der Künstlergruppe Schmetterlingseffekt glaubt: „Alles, was wir säen, breitet sich aus: Liebe und Hoffnung genauso wie Hass.“

Eine ukrainische Künstlergruppe setzt auf den Schmetterlingseffekt: Kleine Ereignisse könnten große Veränderungen bewirken.

Dritter Ukraine-Tag in Köln, das heißt auch: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine befindet sich im dritten Jahr. Daria Habich steht am Stand der Künstlergruppe „Der Schmetterlingseffekt“ vor dem Schokoladenmuseum und sagt: „Es ist traurig, dass kein Ende des Krieges in Sicht ist, es ist auch traurig, dass die Solidarität etwas weniger wird und in Deutschland mehr Menschen russlandnahe Parteien wählen – aber wir wollen dem etwas entgegensetzen.“

Kunst hilft, mit der Realität klarzukommen

Kleine Dinge – das besagt der Schmetterlingseffekt – können große Veränderungen bewirken. Für Daria und ihre Kolleginnen Natalia, Olesa, Maryna und Irina ist das die Kunst, die ihnen hilft, „mit der Realität klarzukommen“, wie Daria Habich sagt. Als sie im Jahr 2022 aus Kiew nach Deutschland geflohen war, habe sie eine eher düstere Bilderserie mit dem Titel „Kampf“ gemalt.

Ihr neues Projekt heißt „Seelengarten“ – es sind Bilder von Blumen und Bäumen, ein Aquarell zeigt eine Gießkanne, die Töpfe wässert, auf den „Hoffnung“, „Liebe“ und „Hass“ steht. „Was wir säen, wächst und gedeiht, das Gute wie das Böse“, sagt sie. In winzige Aquarelle hat sie Blumensamen eingearbeitet, die man einpflanzen kann. „Wir müssen dafür sorgen, dass sich das Gute wieder ausbreitet“, sagt sie.

Bühne mit Menschen vor dem Schokoladenmuseum

Auf der Bühne am Schokoladenmuseum spielten Bands wie Ruslana, die Domstürmer, Auerbach, Laura Marti und Marlaine Maas.

Ukrainische Künstlerinnen und Künstler, Freiwillige, talentierte Kinder und Jugendliche sowie Musikerinnen und Musiker wie die Bands Domstürmer, Auerbach, Laura Marti, Marlaine Maas, Peter Worms, der deutsch-ukrainische Chor RAI, die Girl-Rock-Band „The Sixters“ und Musica dal vivo Ukraine haben sich für den dritten Ukraine-Tag am Schokoladenmuseum zusammengetan.

Headliner ist die ukrainische Band Ruslana. Der Hilfsverein Blau-Gelbes Kreuz präsentiert sich, Kölns ukrainische Partnerstadt Dnipro und viele Geflüchtete, die Kunst und Handwerkliches anbieten – und ihre Geschichten erzählen.

Tägliche Telefonate mit dem Vater in der Heimat

Julia und ihre Tochter Alisa kommen aus der ostukrainischen Stadt Sumy, die in diesen Wochen unter russischem Dauerbeschuss steht. Ihr Ehemann und Vater lebt weiterhin in der umkämpften Stadt – Mutter und Tochter telefonieren täglich mit ihm. Julia hat unter dem Künstlernamen Zoi Linska ein Kinderbuch veröffentlicht, das in kleiner Auflage auch ins Deutsche übersetzt wurde. Ihre Tochter, die auf das Gymnasium Tusneldastraße geht, bietet selbst gehäkelte Schlüsselanhänger und Stofftiere an.

„Die ersten sechs Monate waren mental sehr schwer“, sagt Julia, die Deutschkurse besucht und Psychologiestudium in Köln fortsetzen will, sobald sie gut genug sprechen und schreiben kann. „Es bleibt weiter schwierig, vor allem, weil unser Mann und Vater täglich in Gefahr ist. Aber unser Leben muss in Köln weitergehen und wir bringen uns alle ein, damit das gelingt.“ Zum Abschied ruft sie noch: „Wenn Sie einen guten Job für mich wissen, sagen Sie bitte Bescheid!“