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„Katastrophe“Kölner Verein schließt Rollstuhlfahrerin von Karnevalsparty im Tanzbrunnen aus

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1500 Jecke feierten am Sonntag im Theater am Tanzbrunnen den „Madämcher Schoppen“.

1500 Jecke feierten am Sonntag, 19. Januar, im Theater am Tanzbrunnen den „Madämcher Schoppen“. Eine auf einen Rollstuhl angewiesene Frau wollte auch dabeisein, wurde aber abgewiesen.

Einen Tag nach der Abweisung räumen die Verantwortlichen Fehler ein und kündigen Verbesserungen an.

„Zusammensein, loslassen, das Leben feiern“, das ist es, was Maria L. am Karneval liebt – eigentlich. Vor der Karnevalsparty der Kölsche Madämcher im Tanzbrunnen erlebte die 31-jährige Rollstuhlfahrerin am Sonntag, 19. Januar, das genaue Gegenteil. „Ich wurde trotz gültigem Ticket am Einlass abgefangen und rausgeschmissen“, berichtet sie.

Ihr elektrischer Rollstuhl würde gegen die Brandschutzauflagen beim „Madämcher Schoppen“ verstoßen, habe es vom Sicherheitspersonal geheißen. Und das, obwohl der Tanzbrunnen eine ausgewiesen barrierefreie Location ist. Doch bei Gastveranstaltungen wie dieser definiere der Veranstalter die Regeln, erklärt Geschäftsführer Ralf Nüsser. Das Hausrecht lag demnach bei der Damenkarnevalsgesellschaft.

Ich fühle mich diskriminiert und bin gerade extrem traurig und enttäuscht
Maria L.

In vorherigen Jahren habe es bei deren „Madämcher Schoppen“ noch keine Probleme gegeben, sagt L.. 2019 habe man sie im Nachhinein sogar gefragt, ob alles zu ihrer Zufriedenheit gewesen sei. „Es war super“, lautete das Feedback. Statt gemeinsamer Party mit rund 1500 Jeckinnen und Jecken mussten sie und ihre Geschwister in diesem Jahr jedoch gezwungenermaßen vor Beginn der Feier den Heimweg antreten. „Ich fühle mich diskriminiert und bin gerade extrem traurig und enttäuscht“, sagt die Rösratherin am Tag danach.

„Das ist eine Katastrophe“, sagt Gabriele P. Gérard, Präsidentin der Kölsche Madämche, am Montag. „Unsere Mitarbeiterinnen hatten Panik, dass etwas passieren könnte: Stehparty, ausverkauft, rappelvolles Haus. Wo können wir sie platzieren?“ Sie sagt aber auch: „Es war definitiv die falsche Entscheidung, der Dame den Einlass zu verwehren. Wir hätten eine Lösung finden müssen. So ist es leider richtig schiefgelaufen.“ Sie werde sich bei der jungen Frau entschuldigen, sie zur kommenden Sitzung einladen, der Eintrittspreis werde erstattet. Ein Gespräch sei bereits verabredet.

Kölner Festkomitee: „Karneval ist für alle da“

Verhindert werden können hätte die Abweisung wohl mit einer Anmeldung, sagen Veranstalterin Gérard und Betreiber Nüsser. „Es war unser großer Fehler, dass wir das nicht so kommuniziert haben“, so die Präsidentin der Madämcher. Weder auf der Eintrittskarte noch auf der Internetseite des Vereins lässt sich ein Hinweis darauf finden, dass eine Anmeldung notwendig ist. Für die kommende Session ist das Madämcher Schoppen vorerst als „nicht barrierefrei“ gekennzeichnet.

„Manchmal glaube ich, die Barrieren in den Köpfen der Menschen sind größer als die Barrieren selbst“, sagt Maria L.. Der Karneval sei für alle da und „sollte auch so gelebt werden“, lässt das Festkomitee verlauten. „Auch wenn sich in den letzten Jahren viel getan hat und das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Inklusion und Integration sicherlich gestiegen ist, ist uns bewusst, dass es noch viele Schwachstellen gibt.“

Die will Gabriele P. Gérard zumindest bei den Kölschen Madämchern aus dem Weg räumen, unter anderem mit einer Inklusionsbeauftragten. „Trotz der großen Misere hat uns das jetzt nochmal den Dreh gegeben, nicht nur unsere Veranstaltungen barrierefrei zu gestalten, sondern auch den Rest in Angriff zu nehmen.“