Köln – 63 betrunkene E-Scooter-Fahrerinnen und Fahrer hat die Polizei seit Anfang Juni bei Kontrollen in Köln aus dem Verkehr gezogen. 17 von ihnen hatten einen Unfall verursacht – und das sind nur die bekannt gewordenen Fälle. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen.
Um zu verdeutlichen, wie gefährlich es ist, unter Alkohol- oder Drogeneinfluss auf einen Roller zu steigen, hat die Behörde dem „Kölner Stadt-Anzeiger" jetzt auf Anfrage das Video aus einer Überwachungskamera am Neumarkt zur Verfügung gestellt. Die 14 Sekunden lange Sequenz zeigt einen Unfall, bei dem sich ein 20-Jähriger am Mittwochabend schwer verletzt hat. Bei dem Sturz brach unter anderem ein Schneidezahn heraus. Der Mann war laut Polizei „absolut fahruntüchtig", er hatte zwei Promille Alkohol im Blut.
Im Video ist zu sehen, wie der 20-Jährige einhändig und in Schlangenlinien über den Gehweg fährt. In einer Hand hält er offenbar auch ein Handy, das beim Sturz auf den Asphalt knallt. Was in der veröffentlichten Szene nicht zu erkennen ist: Der Mann rappelt sich anschließend wieder auf, steigt auf den E-Scooter und stürzt nach 20 Metern erneut. Erst dann ist seine Fahrt endgültig zu Ende. Ein Rettungswagen bringt ihn ins Krankenhaus.
Viele Verletzte am Wochenende
Dr. Emmanouil Skouras, Unfallchirurg und Ärztlicher Direktor im St. Franziskus-Hospital in Ehrenfeld, hatte zuletzt berichtet, dass vor allem an den Wochenenden immer wieder Menschen eingeliefert werden, die mit E-Scootern gestürzt sind. Der Anteil der Alkoholisierten unter den Verletzten sei sehr hoch, „mindestens 50 Prozent", schätzt Skouras. In der Regel handele es sich um leichte und mittelschwere Verletzungen, meistens an Armen und Händen, weil die Menschen versucht hätten, sich beim Sturz abzufangen. Aber auch Ellenbogenverrenkungen seien dabei, Schulter- und Schlüsselbeinbrüche, Schädelhirntraumata und Gesichtsfrakturen.
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Im gesamten Vorjahr verunglückten in Köln nach Angaben der Polizei 172 Menschen bei E-Scooter-Unfällen, darunter 143 Fahrerinnen und Fahrer der Roller. Im ersten Halbjahr 2021 waren es bereits 124 Verletzte, darunter 103 Fahrer. In den vergangenen Wochen haben sich die Unfälle gehäuft. Ungefähr ein Drittel der Unfälle geschah in der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr.
Nachtfahrverbot für E-Scooter
Wegen dieser Zahlen, aber auch wegen zunehmender Klagen über kreuz und quer abgestellte Scooter auf den Gehwegen und angesichts mehrerer hundert E-Roller, die Randalierer in den Rhein und andere Gewässer geworfen haben, hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Nachtfahrverbot für Scooter in besonders frequentierten Bereichen angeregt. Weil dies nicht juristisch vorgegeben werden kann, setzt sie dabei auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Vermietfirmen. Diese haben das Ansinnen aber abgelehnt und sprechen von einem „politischen Schnellschuss". In zwei Wochen treffen sich Stadtvertreter und Vermieter zu einem klärenden Gespräch.