- Mit Autokino verbindet Elmar Paulke nach eigener Aussage nichts. Jedenfalls bis jetzt.
- Am 27. Mai ist der Darts-Kommentator gemeinsam mit Darts-Profi Tomas „Shorty“ Seyler im Porzer Autokino zu Gast, um Darts zu spielen und den gemeinsamen Podcast „Game On“ zu präsentieren.
- Im Interview spricht Paulke über dieses ungewöhnliche Event, die Krise der Darts-Branche in Corona-Zeiten und kostümierte Autos.
Herr Paulke, was verbinden Sie mit Autokino?
Ganz ehrlich: nichts. Die alte Autokinoromantik, mit Freundin und mitgebrachten Getränken, ist an mir vorbeigegangen. Vor ein paar Tagen habe ich zum ersten Mal ein Autokino besucht, in Hannover – weil dort eine Darts-Veranstaltung stattfindet. In der Corona-Zeit erleben Autokinos ja eine Renaissance.
Autokino und Darts – das hört sich nach zwei Welten an: Darts-Events leben von der Partystimmung, die Zuschauer feiern wie im Karneval. Sie gehen jetzt mit Ihrem ehemaligen Co-Moderator von Sport 1, dem Profi Tomas „Shorty“ Seyler, ins Porzer Autokino, um ihren gemeinsamen Podcast „Game On“ zu präsentieren und Darts zu spielen. Was erwartet die Besucher?
Darts-Partys sind sehr ungewöhnlich, viele Fans sind echte Freaks. Wir wollen den Spagat schaffen zwischen unserem Podcast, in dem wir uns locker, aber manchmal auch abseitig und ernster über die Welt des Darts unterhalten, und einer Art Turniersituation: Es wird ein Warm up geben, einige Besucher werden gegen Shorty Pfeile werfen – wir hoffen, dass Autos kostümiert kommen und die Fans so kreativ sind wie bei den Turnieren. Shorty und ich sehnen uns danach, endlich wieder Interaktion mit Zuschauern zu haben.
Die allerdings eher schwierig ist mit Autos…
…für unseren Podcast lassen wir uns gerade Darts-Videos von Fans schicken und kommentieren sie so, als würden dort die Weltmeister Phil Taylor oder Michael van Gerwen spielen. Das Prinzip ist: Spaß! Und das braucht es ja gerade.
Zur Person
Elmar Paulke, geboren 1970 in Bergisch Gladbach, moderiert für den Streamingdienst Dazn internationale Darts-Turniere. Bis 2018 kommentierte er gemeinsam mit dem Darts-Profi Tomas „Shorty“ Seyler für den Sender Sport 1 die Darts-WM – jetzt haben die zwei einen gemeinsamen Podcast („Game On“) gestartet.
Paulke, Absolvent der Sporthochschule Köln, hat zwei Bücher über Darts geschrieben, im November erscheint ein drittes. Für seine siebenteilige DSF-Dokumentation „I did it my way“ über Boris Becker erhielt er den Bayerischen Fernsehpreis.
Sie haben in der spielfreien Zeit einen Podcast ins Leben gerufen – gewagt. Wie ist es denn angelaufen?
Wir hatten in der ersten Folge 4000 bis 5000 Zuhörer, das war schon gut. Natürlich wären es zu Zeiten mit normalem Turnierbetrieb mehr. Doch das Feedback ist wunderbar. Die Zuhörer haben Spaß am Kult-Darts-Duo Paulke-Seyler, das jetzt wieder gemeinsam vor dem Mikro sitzt und genießt, auch ein bisschen schräg sein zu dürfen. Darts soll aber auch im Gespräch bleiben. Es ist eine sehr junge Profi-Sportart, die in den vergangenen Jahren sehr populär geworden ist …
…weil sie sehr telegen ist…
… dazu schnell und spannend. Außerdem spielen da Typen mit, die unverwechselbar sind. Keine typischen Hochleistungssportler, Menschen aus der Arbeiterklasse mit schlechten Tattoos, die wissen, wo sie herkommen. Jetzt liegt der Sport wie jeder andere Profisport wegen Corona am Boden – und außer den ersten zehn, 15 auf der Welt, die sicher sind, fragt sich jeder, wie er weitermachen soll. Was macht der Weltverband PDC, um trotzdem Turniere zu veranstalten? Wie leben die Profis und Halb-Profis jetzt? Und wie war das für Profis in der Anfangszeit, in den 1980er Jahren, als auf der Bühne noch Alkohol erlaubt war und geraucht wurde? Das ist heute undenkbar, damals sind Spieler tatsächlich bei der WM betrunken von der Bühne geplumpst. Die Geschichte des Darts ist sehr bunt. Und Darts erlebt aktuell den nächsten Wandel, es mischen endlich auch Frauen mit, eine neue junge Generation ist sich bewusst, dass viel Geld mit Darts zu verdienen ist – damit beschäftige ich mich auch mit meinem dritten Darts-Buch, das ich gerade schreibe.
Neben dem Darts interessieren Sie sich auch für den 1. FC Köln. Wie kam diese Verbindung zu Stande?
Ich komme aus Bergisch Gladbach, mein Nachbar war jahrelang der ehemalige Profi Harald Konopka. Der hat mich ein- zweimal zu dem Hotel im Bergischen mitgenommen, wo die Mannschaft immer vor den Spielen war, da habe ich Schumacher, Littbarski und Co. aus der Nähe erlebt – waren das noch Zeiten beim FC (lacht) – seitdem komme ich nicht mehr los vom FC.
Was sagen Sie zum Bundesligastart ohne Publikum?
Ich bin hin- und hergerissen. Gesellschaftlich, aber auch, was die Verhaltensregeln für die Spieler angeht – keine Rudelbildung, kein Shakehands – das ist schon massiv. Nicht Rumrotzen, das ist dagegen okay! Aber die Spieler können nicht ihren normalen Habitus leben. Als Mensch, der im Sport- und Veranstaltungsbereich arbeitet, finde ich das Signal gut, dass etwas passiert, dass es weiter geht. Das lässt auch andere Sportarten hoffen.
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Darts-Turniere ohne Zuschauer würden also auch Sinn machen?
Ja, weil die Spieler nicht mehr nur trainieren würden – sie wüssten: Es geht weiter. Es ginge auch – ganz wichtig – ums Preisgeld. Im Moment trainieren die Spieler und wissen nicht wofür. Der Verband könnte jetzt noch 95 Prozent aller geplanten Turniere stattfinden lassen. Es geht darum, dass das, was in den vergangenen zehn Jahren in der internationalen Darts-Szene aufgebaut wurde, jetzt nicht komplett den Bach runter geht.
Ohne Turniere könnte es bald viele Darts-Profis geben, die wieder als Kellner oder Taxifahrer arbeiten müssen.
So ungefähr – bloß ist auch das gerade schwierig, weil es viele der Jobs auch gerade kaum gibt. Grundsätzlich ist Darts ohne Fans auf die Dauer nur schwer denkbar: Es geht ja auch um den Kontrast zwischen diesem Mentalsport, in dem es um Millimeter geht – und einer tosenden Menge. Das macht Darts-Turniere einzigartig.
Gibt es eigentlich auch in Köln talentierte Darts-Spieler?
Nico Blum ist einer, der ist 19, war auf der Europa-Tour schon dabei und hat das Jugendturnier des World-Masters mal gewonnen. Der kommt aus dem Bergischen und läuft mit dem Lied „Kölsche Jung“ von Brings zu den Wettkämpfen ein.
Und wie steht es um Ihre Pfeilwurfkünste?
Miserabel, ganz schlecht. Über Darts kann ich nur reden.
Am Mittwoch, 27. Mai, 18.30 Uhr, präsentieren Elmar Paulke und Tomas „Shorty“ Seiler ihren Podcast „Game On“ im Porzer Autokino. Karten können für 48 Euro (ein Auto, zwei Personen) im Internet erworben werden.