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Köln-GeschichtenWarum das neue Gitter am Dom ein Segen ist

Lesezeit 5 Minuten
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Der neue Zaun an der Nordseite wird am Montag eingeweiht.

  1. Den Kölner Dom kennt jeder. Aber wie gut kennen sich die Kölner wirklich aus in „ihrer“ Kathedrale?
  2. Jede Woche haben wir für Sie eine neue Geschichte vom Dom – erzählt von einer, für die er eine Art zweites Zuhause ist: Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner.
  3. In dieser Folge geht es um die Gitter am Dom. Ist Ihnen schon die Absperrung um den Nordeingang aufgefallen? Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Köln – Segnen kann man fast alles: Menschen und Tiere, Häuser und Fahrzeuge, Lebensmittel. Warum nicht auch ein Gitter? Am Montag (29. Juni), dem Namenstag des heiligen Dompatrons Petrus, wird also die neue Absperrung um den Nordeingang des Doms auf der Bahnhofseite eingeweiht. Dass es jetzt da ist, ist aber auch ein Segen: Dem Treiben von Wildpinklern und modernen Vandalen konnte Dompropst Gerd Bachner nicht mehr tatenlos zusehen.

Ärgerlich ist das, aber neu ist es nicht. Schauen Sie doch einfach mal auf die gegenüberliegende Seite: Das Südportal des Doms ist auch vergittert, und das schon seit bald 40 Jahren. Noch in der Nachkriegszeit waren die Türen des Südportals für Besucher geöffnet. Das führte dazu, dass Ortskundige auf dem Weg vom Hauptbahnhof in die Innenstadt gern mal die Abkürzung durch den Dom nahmen. Ich habe nicht herausfinden können, wann das Domkapitel diesem Schleichweg ein Ende gesetzt hat. Ich vermute aber, spätestens beim Bau der 1970 vollendeten Domplatte.

Dauergäste gingen nicht pfleglich mit dem Kölner Dom um

Nach der dauerhaften Schließung des Südportals wurden seine Nischen zu einem bevorzugten Aufenthaltsort von Punks. Die gingen mit den Bronzetüren, den Wänden und dem Treppenaufgang – vorsichtig gesagt – nicht pfleglich um. Ich glaube, meinem Vorgänger Arnold Wolff war es deshalb ganz recht, dass er die Treppenanlage für sanierungsbedürftig befinden konnte. Denn bei der Gelegenheit wurde 1983 auch das Gitter um das Südportal in Auftrag gegeben, das die neue Treppe schützen und die ungebetenen Dauergäste von den Türen fernhalten sollte.

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Gestaltet wurde das Gitter von Paul Nagel (1925 bis 2016), der drei Jahrzehnte später auch den Auftrag für das Nordgitter erhielt. Er hat noch die ersten Zeichnungen und Aufmaße angefertigt und ist während dieser Arbeit ganz in der Nähe des Doms gestorben, als er in einem Café auf der Komödienstraße seine Mittagspause machte. Weiterführung und Vollendung der Arbeiten lagen dann bei seinem Sohn Johannes. Die Gitter am Dom sind also ein generationenübergreifendes Werk der Künstlerfamilie Nagel. Sehen kann man das auch, wenn man es nicht weiß. Das Gitter im Norden nimmt die Formen seines Vorgängers auf, allerdings weniger opulent, weil die Nordfassade des Doms insgesamt schlichter gehalten ist.

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Das Gitter im Süden ist eine sehr aufwendige Arbeit mit kompliziert ineinander geschmiedeten Stäben und vielen figürlichen Details wie Früchten und Schlangen. Besonders auffällig ist links die goldfarbene Figur eines Bischofs mit Mitra und einer erhobenen Hand – zur Abwehr von Schmutzfinken, würde ich sagen . Als Pendant ist rechts ein Wolf zu sehen, der einem wohlgenährten Geistlichen mit einem Markstück in der Hand nachjagt. Gemeint ist - natürlich - mein Vorgänger Arnold Wolff sowie der damalige Generalvikar des Erzbistums Köln, Norbert Feldhoff, der in Wirklichkeit allerdings sehr viel schlanker ist. Das Ganze ist eine humorvolle Bebilderung des ewigen Kampfes eines Dombaumeisters um das liebe Geld. Konkret war es übrigens so, dass das Erzbistum einen erheblichen Teil des Gitters auf der Südseite mitfinanziert hat.

Türschloss am Kölner Dom lässt sich nur mit viel Gefummel öffnen

Etwas merkwürdig ist das Schloss. Es liegt nämlich auf der Innenseite. Will man das Gitter von außen öffnen, ist das jedes Mal ein ordentliches Gefummel. Ich bin gespannt, ob sie das beim neuen Gitter im Norden anders gelöst haben.

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Das Schloss am Dom-Gitter

Dieses steht sehr viel enger an der Fassade als im Süden. Der Abstand wurde mit Rücksicht auf die Grundstücksverhältnisse und auf die Gestaltung der Domplatte so gewählt. Aus statischen Gründen war eine zusätzliche Verankerung notwendig, die durch quadratische Steinpfeiler mit einem Relief aus Querbändern geleistet wird.

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Mein Nachfolger Peter Füssenich hat mir erzählt, dass mit der Zeit noch Gestaltungselemente hinzukommen werden. Wie auf der Südseite werde es gewiss „einiges zu entdecken geben“. Eine bereits vorhandene Figur ist noch bis zur Einweihung verhüllt. Ich bin von Berufs wegen neugierig und habe Füssenich gefragt, wer denn hier dargestellt sei. Aber er hat nur geschmunzelt und die Hand auf die Lippen gelegt. Wenn ich daran denke, wer im Süden dargestellt ist, habe ich ja eine Idee, um wen es sich hier handelt. Aber das verrate ich nicht.

Der Fußboden ist mit jenen Sternen gestaltet, die zu Ehren von Gönnern des Doms verlegt werden. Wenn Sie nach monatelanger Bauzeit nun auch wieder durchs Nordportal in den Dom gehen können, achten Sie einmal auf die Türen. Sie wurden um das Jahr 1890 von Wilhelm Mengelberg (1837 bis 1919) gestaltet. Ihrer künstlerischen Qualität wegen genießen Mengelbergs Arbeiten unter Experten höhere Wertschätzung als die Portale der Hauptfassade. Einflüsse des aufkommenden Jugendstils sind bereits erkennbar. In den großen Vierpässen sind besonders schön die klugen und die törichten Jungfrauen, von denen in einem Gleichnis Jesu die Rede ist. Wunderbar sind aber auch die Zwischenbänder mit ihren Drolerien. Ob alt oder neu, es gibt am und im Dom eben immer was zu sehen.

Aufgezeichnet von Joachim Frank