Der Wintereinbruch löst nicht nur besinnliche Gefühle, sondern auch existenzielle Ängste aus. Wie Obdachlosen in Köln geholfen werden kann.
Sorge um UnterkühlungWas der Wintereinbruch für Kölner Obdachlose bedeutet – und wie Sie helfen können
Normalerweise sind sie nur montags und mittwochs unterwegs. Als Köln am Sonntagabend winterlich eingeschneit worden ist, rückten zahlreiche Ehrenamtler vom Kältebus aus und blieben bis tief in die Nacht. Den Verein, der sich um obdachlose Menschen in Notlagen kümmert, haben im Zuge des frühen Wintereinbruchs zahlreiche Anrufe von Kölnerinnen und Kölnern erreicht, die in Sorge um ihre Mitmenschen waren.
„An Nächten mit Temperaturen um null Grad ist unser Notfall-Team aber draußen“, sagte Malte Petrikat am Montag: „Wir nehmen die Situation als sehr drastisch wahr.“ Die Vorsicht ist in diesem Jahr besonders groß. Denn im vergangenen Winter habe es mehrere brenzlige Situationen gegeben, in denen die Helfer obdachlose Menschen angetroffen haben, die lebensgefährlich unterkühlt waren. „Wir gehen jedem potenziellen Risiko nach“, so Petrikat.
Köln: Schneller Wintereinbruch kann zu Gefahren führen
Die Geschwindigkeit, mit der die Kälte über die Stadt gekommen ist, sei riskant für viele Menschen, die auf der Straße leben. „Es gibt viele obdachlose Menschen, die den Winter in einer Unterkunft verbringen wollen. Ein plötzlicher Kälteeinbruch wie in diesem Jahr kann für sie gefährlich sein, weil sie ihre Sachen noch nicht gepackt haben und noch auf der Straße leben.“
Kältebus-Hotline: 0176/24071312Webseite des Kältebusses mit Spendenmöglichkeit: fdks-obdachlosenhilfe.de
Die Hotline des Kältebusses sei die richtige Nummer, wenn es Menschen an warmer Kleidung oder Decken fehle und sie frieren. Der Grat ist aber schmal: Oft sind die Kapazitäten auch eng, weil die Ehrenamtler unterwegs sind zu Menschen, denen es eigentlich gut geht. „Oft ist es der beste erste Schritt, Menschen anzusprechen und zu fragen, ob sie etwas brauchen. Viele Obdachlose, zu denen wir geschickt werden, sind eigentlich gut versorgt“, erklärt er. Andererseits sei die 112 bei einem medizinischen Notfall die einzig richtige Telefonnummer.
Kölner Notdienst meldet noch keine steigende Einsatz-Zahlen
Das sieht auch Alex Lechleuthner, leitender Notarzt der Feuerwehr, so. „Wenn man Sorge hat, dass jemand zu Schaden kommt, dann ist die 112 immer die richtige Nummer. Auf diesem Weg ist am schnellsten jemand vor Ort, der sich die Situation professionell anschaut“, sagt er: „Bevor man den Notruf wählt, sollte man die möglicherweise hilfsbedürftige Person aber erst einmal ansprechen und sich einen Eindruck über ihren Zustand verschaffen.“
In den vergangenen Tagen habe es beim Rettungsdienst nicht übermäßig viele Einsätze gegeben, es seien wie üblich zwischen 400 und 600 gewesen. „Das liegt aber nicht daran, dass die Kälte für obdachlose Menschen keine Gefahr darstellen würde“, betont Lechleuthner: „Es dauert – wie bei der Hitze – in der Regel ein paar Tage, bis sich die Kälte auf den Zustand von Menschen auf der Straße auswirkt.“
Zwar seien Obdachlose oft Überlebenskünstler, aber „wenn Kälte mit Krankheit oder Fehlernäherung zusammenkommt, dann kann es sehr gefährlich werden“. Er hoffe auf ein schnelles Ende der Kältewelle, damit die betroffenen Menschen in den kommenden Tagen nicht weiter in Gefahr geraten.