Die Stadt Köln fährt die Sport-Förderung herunter. Das ist nicht hinnehmbar. Ein Gastbeitrag.
Weniger FörderungKöln wird zu einer „kranken Stadt“ – Sportwissenschaftler Fröbose warnt
Wenn wir die aktuellen Entwicklungen und Beschlüsse in der Stadt Köln zum Sport und den Sportstätten betrachten, dann kommen mir als Sportwissenschaftler die Tränen. Seit Jahren beklagen wir in Deutschland und nicht nur in Köln, dass die Menschen immer kränker werden. Selbst Kinder und Jugendliche leiden bereits unter Problemen und Beschwerden, die eindeutig auf Bewegungsmangel und körperliche Untätigkeit zurückzuführen sind. Wir beklagen die Zunahme psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft und nicht zuletzt die hohen Krankheitstage samt den Kosten, die im Gesundheitswesen entstehen.
Deutschland ist krank – und damit meine ich hier weniger die Wirtschaft, sondern die Menschen, die heutzutage viel zu früh an zivilisationsbedingten Erkrankungen leiden: Diabetes, Adipositas, Rückenschmerzen, Herzkreislauferkrankungen, Krebs, Depressionen, Demenz, Alzheimer und so weiter. Wir wissen, dass es hier ein entscheidendes Gegenmittel gibt: die gesundheitliche Prävention, die in erster Linie aus einer Änderung und Anpassung des Lebensstils und der Förderung von gesunder Ernährung besteht. Viel Bewegung und Regeneration! Dies muss, da ist die Wissenschaft sich einig, immer dort passieren, wo die Menschen leben, wo sie arbeiten.
Alle wissen also, dass Bewegung und Sport für einen gesunden Lebensstil wichtig sind. Doch was macht die Stadt Köln? Sie streicht die Förderung des Sports auf ein nicht hinnehmbares Minimum herunter. In der Folge müssen wir davon ausgehen, dass in kurzer Zeit die Sportstätten in einen nahezu unbrauchbaren Zustand verfallen, dass noch mehr Sportstätten geschlossen werden und wir als städtisches Gemeinwesen unserem Bildungsauftrag nicht mehr nachkommen, Kindern und Jugendlichen eine optimale Entwicklung zu ermöglichen.
Das ist nicht im Geringsten zu verstehen, und schon gar nicht ist es zu akzeptieren – auch im Sinne der Attraktivität und Weiterentwicklung Kölns. Eine lebendige Stadt braucht lebendige, vitale und gesunde Bewohnerinnen und Bewohner. Dazu gilt es, seitens der Politik die Rahmenbedingungen zu schaffen. Leider läuft es derzeit aber komplett in die Gegenrichtung. Wenn wir uns die Gesundheitsdaten für die Zukunft anschauen, werden wir spätestens 2030 ein nahezu kollabiertes Gesundheitssystem haben.
Wir werden eine Bevölkerung haben, die noch mehr unter Krankheiten und Beeinträchtigungen leidet – und das bereits in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter. Wir werden in eine sozialökonomische Krise hineinlaufen, weil das alles nicht mehr zu bezahlen ist. Will das unsere Stadt wirklich?
Sport-Förderung: Kölner Politik ist Skandal
Welche Verantwortung kommt den Politikerinnen und Politikern zu? Meines Erachtens besteht sie darin, den Rahmen zu schaffen, in dem wir als Bürger und Bürgerinnen mit bestmöglicher Lebensqualität unseren Alltag und unsere Freizeit gestalten und genießen können. Der Sport ist eines der wichtigsten Kulturgüter unserer Gesellschaft. Er ist auch eine Antwort auf aktuelle Probleme und für die Entwicklung hin zu einer vielfältigen, leistungsfähigen Gesellschaft, wie wir sie dringend brauchen.
Wo sonst, wenn nicht im Sport, werden Vielfalt, Inklusion sowie Integration im lokalen Umfeld gelebt – als Beitrag zu mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft? Wo sonst, wenn nicht im Sport, wird die Leistungsfähigkeit von Menschen zielgerichtet und umfassend von der Kindheit bis ins hohe Alter gefördert – zum Wohl der Gesellschaft? Und wo sonst, wenn nicht im Sport, wird die Gesundheit von Menschen gefördert, damit sie ein langes, erfülltes Leben mit hoher Lebensqualität genießen können?
Deswegen ist es ein Skandal für die Menschen in unserer Stadt, welche Entscheidungen die Kölner Politik in Bezug auf den Sport aktuell fällt. Sie werden Köln zu einer „kranken Stadt“ machen. Wir werden es leider erleben. Wenn die Politik sich nicht doch noch eines Besseren besinnt.