- Die Wohnungsnot in Köln spitzt sich immer weiter zu.
- Für manche Kölner hat das dramatische Folgen: vorübergehende Obdachlosigkeit zum Beispiel.
- Oder ewig lange Wege von Viersen, wo man sich die Mieten noch leisten kann. Zwei Betroffene erzählen.
Köln – „Ich habe viele Jahre in einer WG an der Schönhauser Straße in der Südstadt gewohnt. Vor einem Jahr wurde das Haus geräumt und abgerissen. Eine Immobiliengesellschaft hatte das Haus gekauft. Die anderen Mieter – meine vier Mitbewohner und die beiden anderen Parteien – bekamen fristlose Kündigungen.
Ich habe geklagt und bekam im ersten Verfahren Recht. Die Gesellschaft legte Revision ein und verzögerte das Ganze so lange, dass meine Klage im nächsten Verfahren abgelehnt wurde. Noch während wir dort wohnten, ließen die neuen Besitzer den Garten roden – obwohl wir noch Hausrecht hatten. Wir riefen die Polizei, doch die tat nichts.
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Ich habe das Haus besenrein zum 30. April 2018 übergeben und war erstmal obdachlos. Ich konnte übergangsweise bei einer Bekannten in einem Gästezimmer wohnen. Mittlerweile habe ich eine neue Wohnung in der Südstadt. Aber nur zur Zwischenmiete – ich hoffe, dass die eigentliche Mieterin nicht mehr in ihre Wohnung zurück will und ich bleiben kann. Zurückblickend bin ich sehr enttäuscht von den Gerichten und der Polizei.
In meiner neuen kleinen Wohnung fühle ich mich sehr wohl. Und mittlerweile kann ich wieder am alten Grundstück vorbeifahren, ohne dass es wehtut. Auf der Baustelle tut sich übrigens nichts – darunter wurde wohl ein alter Bunker gefunden, der die Arbeiten stoppt.” (aso)
Albert Sünder (60)
„Eine Frechheit, die Miete so zu erhöhen”
„Als ich vor 1,5 Jahren für mein Volontariat beim Hörfunk nach Köln kam, wollte ich eigentlich mit einem Kommilitonen eine WG gründen. Wir haben dann ziemlich schnell gemerkt, dass das in Köln nicht einfach so funktioniert. Über einen Kollegen habe ich zum Glück das Zimmer in der WG gefunden, in der ich heute noch wohne: 13 Quadratmeter, nähe Barbarossaplatz. Meine Mitbewohnerin war Hauptmieterin, ich sollte ihr monatlich 500 Euro für die Warmmiete inklusive Strom und Internet überweisen.
Als sie dann nach einem halben Jahr ausgezogen ist, habe ich herausgefunden, dass sie mir ungefähr 80 Euro zu viel abgeknöpft hatte. Ich sollte dann neuer Hauptmieter werden, der Kommilitone mein Untermieter. Der Vermieter wollte die Miete um etwa 200 Euro erhöhen. Daraufhin habe ich mich beschwert, er ist mit dem Preis auf 160 Euro Erhöhung runtergegangen und meinte, das würde der üblichen Preissteigerung entsprechen. Ob das stimmt, weiß ich nicht.
885 Euro warm für 55 Quadratmeter
Wir zahlen jetzt für 55 Quadratmeter, zwei Zimmer, Küche und Bad 885 Euro warm, Strom und Internet kommen noch drauf. Ich habe das in Kauf genommen, weil ich nicht 1000 juristische Schritte einleiten wollte, weil mir die Lage gefällt und weil es sonst auch jemand anders bezahlt hätte. Aber klar: Eigentlich ist es eine Frechheit, die Miete so zu erhöhen – ohne irgendwas in der Wohnung zu verbessern.” (aso)
Moritz (24, Name geändert)