Köln – Die Politiker im Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrats sollten am Donnerstag eigentlich entscheiden, wie es mit der Neugestaltung am Ebertplatz weitergeht. Doch daraus wurde unerwartet nichts, denn das neue Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt war sich nicht einig und verschob das Thema kurzerhand in die Ratssitzung. Ein ungewöhnlicher Vorgang, denn die Vorlage der Verwaltung sieht als Beschlussorgan den Stadtentwicklungsausschuss vor – also den Fachausschuss, der sich mit solchen Projekten befasst.
Das Bündnis wollte offenbar Zeit gewinnen, um in den nächsten Wochen noch einmal intensiv über die Zukunft des Ebertplatzes zu diskutieren. Tatsächlich geht es um ein hochsensibles Thema, denn aus den Reihen der Politik ist zu hören, dass eine ebenerdige Neugestaltung inzwischen favorisiert werden soll. Ursprünglich soll es so sein, dass das Baudezernat zwei Varianten weiter plant. Eine Option ist der ebenerdige Umbau, bei dem die unterirdische Passage zwischen Eigelstein und Neusser Straße abgerissen und zugeschüttet wird – in diesem Fall wären die Kunsträume in den ehemaligen Ladenlokalen unwiederbringlich verloren. Die zweite Option wäre eine Sanierung der Passage, die in die Neugestaltung einbezogen werden müsste – die Kunsträume könnten danach wieder einziehen.
Zeitverzögerung befürchtet
Der Grund, warum Teile der Politik inzwischen einen Abriss der Passage favorisieren, liegt in einer möglichen Verzögerung, weil die Betonkonstruktion des Durchgangs zunächst aufwendig geprüft werden müsste, um entscheiden zu können, ob sich eine Sanierung tatsächlich lohnt. Befürworter eines Erhalts der Passage – wie der Bürgerverein Eigelstein – argumentieren hingegen, dass es jetzt auch nicht auf ein Jahr mehr oder weniger ankomme, nachdem die Diskussion über eine Neugestaltung bereits mehr als 20 Jahre andauert. Warum die Stadt mit der Prüfung des Betons nicht längst begonnen hat, ist zudem bislang unklar.
Der Bürgerverein setzt sich auch deshalb so sehr für die Künstler vor Ort ein, weil sie in den vergangenen Jahren dazu beigetragen haben, den Ebertplatz wieder positiv mit Leben zu füllen, nachdem der Ort als Kriminalitätsschwerpunkt mit Drogendealerszene bundesweit für negative Schlagzeilen sorgte. Sollten die Kunsträume nun einfach verschwinden, befürchtet der Bürgerverein, dass der Eindruck entstehen könnte, dass sich bürgerschaftliches Engagement nicht lohnt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Der Bund Deutscher Architekten Köln fordert unabhängig von der Diskussion um die Passage einen zweiphasigen Wettbewerb für die Neugestaltung. Die Stadt schlägt den Politikern hingegen ein sogenanntes Verhandlungsverfahren vor: Ein Planungsteam soll auf Basis zuvor definierter Eignungskriterien ausgewählt und direkt mit der Ausarbeitung der Entwurfsplanung beauftragt werden.