- Der Ebertplatz in Köln ist als Treffpunkt von Drogendealern bekannt – und erst am Freitag wurde auf einen 34-jährigen Mann mit einem spitzen Gegenstand eingestochen.
- Die Stadt möchte den Platz umfangreich neu gestalten, sodass dunkle Ecken verschwinden.
- Wir verraten, wann der Umbau beginnen wird.
Köln – Der Ebertplatz hat in den vergangenen drei Jahren einerseits als Kriminalitätsbrennpunkt für Aufmerksamkeit gesorgt, andererseits ist er zu einem Symbol für bürgerschaftliches Engagement geworden. Ein Kiosk, der wieder sprudelnde Brunnen, Holzplanken für ein Sonnenbad, kulturelle Veranstaltungen von Künstlern in der östlichen Passage und Kunstwerke auf den defekten Rolltreppen haben zwar für eine Beruhigung gesorgt, die Drogendealerszene ist aber weiterhin vor Ort präsent. Regelmäßig kommt es zu Gewalttaten, wie zuletzt am vergangenen Freitagabend.
Die Sicherheit auf dem Ebertplatz soll in Kürze noch einmal verbessert werden. Nachdem die Polizei die Fläche bereits mit Videokameras überwacht, sollen nun zusätzlich 13 weitere Kameras in der Zwischenebene der U-Bahn-Station eingebaut werden – dort wurde am Freitag ein 25-Jähriger niedergestochen und lebensgefährlich verletzt (hier lesen Sie mehr).
Eine vollständige Umgestaltung des vom Autoverkehr eingeschlossenen Platzes ist bereits seit mehr als einen Jahrzehnt geplant. Der städtebauliche Masterplan von Albert Speer aus dem Jahr 2008 sieht vor, die abgesenkte Fläche anzuheben – auch in der Leitlinie Kölner Ringstraßen von 2011 wird vorgeschlagen, die bestehende Passagen abzureißen und das Loch zu verfüllen. Der Vorteil bestünde darin, dass exakt jene dunklen Ecken, die den Ebertplatz für viele Anwohner zum Angstraum machen und den Dealern als Rückzugsort dienen, verschwinden würden.
Zuschütten oder Sanierung? Alternative für Kölner Ebertplatz gesucht
Der Ansatz, unterirdische Fußgängerpassagen zu bauen, stammt aus der Zeit, als Stadtplaner die autogerechte Stadt zum Ideal erhoben. Die Stadt baute den Ebertplatz – der zuvor mit Blumenbeeten und Schmuckbrunnen zum Flanieren einlud – in den 1970er Jahren zu einem Verkehrsplatz samt U-Bahn-Station um. Seitdem dient die Fläche vor allem diesem Zweck. Fußgänger wurden damals in die unterirdische Passage verbannt.
Da sich die Betreiber der Kunsträume in dem Durchgang zwischen Eigelstein und Neusser Straße für die Wiederbelebung des Ebertplatzes engagieren, will die Stadt zusätzlich zu dem Vorhaben, das Loch zuzuschütten, als Alternative prüfen lassen, ob auch eine Sanierung im Bestand denkbar wäre.
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Baudezernent Markus Greitemann plante zuletzt mit einem ersten Spatenstich im kommenden Jahr – doch daraus wird nichts werden. Der Grund ist ein europaweites Vergabeverfahren, das frühestens im ersten Quartal 2021 starten soll und etwa ein Jahr dauern wird. Die Stadt schlägt den Politikern im Stadtrat ein sogenanntes Verhandlungsverfahren statt eines klassischen Architektenwettbewerbs vor: Ein Planungsteam soll auf Basis zuvor definierter Eignungskriterien ausgewählt werden. Das Team wird danach direkt mit der Ausarbeitung der Entwurfsplanung beauftragt.
Zwischennutzung wird verlängert
Aufgrund der stadträumlich hohen Bedeutung des Ebertplatzes sowie der aktuellen Zwischennutzung will die Stadt die Bürger während der ersten Planungsphase eng einbinden. Die Planung der beiden Varianten soll daher unter Einbeziehung der Öffentlichkeit und unter Einbeziehung der Ergebnisse der Zwischennutzung erarbeitet werden. Der Stadtrat soll im ersten Quartal 2021 das Geld für das Verhandlungsverfahren zur Verfügung stellen. Die Zwischennutzung, zu der ein umfangreiches Kulturprogramm gehört, sollte eigentlich 2021 enden. Die Stadt will das Konzept jetzt fortsetzen, um den Zeitraum bis zum Beginn der Bauarbeiten zu überbrücken.
„Der gewaltsame Vorfall vom Wochenende zeigt: Die Probleme am Ebertplatz sind nach wie vor nicht gelöst“, sagte Andreas Kossiski, Oberbürgermeisterkandidat der SPD. Die Stadtverwaltung halte ihre Versprechen nicht ein. „Von einem Umbau des Ebertplatzes sind wir nach wie vor meilenweit entfernt“, sagte Kossiski. Die Stadtentwicklung stehe an vielen Stellen still.