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Neues Riesen-Projekt für VerkehrStadt will Kölner Gürtel generalüberholen

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Gürtel KVB

Die Haltestellen auf dem Gürtel sollen erhöht, der Straßenraum zugunsten des Rad- und Fußverkehrs umgestaltet werden.

Köln – Die Gestalt des Gürtels im Kölner Westen soll sich künftig gewaltig wandeln. In einer Verwaltungsvorlage für die politischen Gremien geht es zwar vor allem um den barrierefreien Ausbau von zehn Stadtbahn-Haltestellen der Kölner Verkehrs-Betriebe auf der ringförmigen Straße. Weiter unten in dem Papier werden jedoch noch weitaus umfassendere Veränderungen angestrebt.„Der Straßenraum soll zugunsten einer verbesserten Rad- und Fußverkehrsführung neu aufgeteilt und die Situation des ruhenden Kfz-Verkehrs neu geordnet werden“, heißt es darin. Die Eingriffe werden also weitreichend sein. Die Kosten für alle Umgestaltungen schätzt die Stadt aktuell auf rund 139 Millionen Euro.

Stadt Köln plant Umgestaltung zugunsten von Rad- und Fußverkehr

„Der Straßenraum zwischen Venloer Straße und Berrenrather Straße“ weise „fundamentale verkehrliche Mängel auf“ und entspreche „nicht mehr dem aktuellen Standard“, so die Verwaltung. Dieser Standard sieht für den Autoverkehr eine deutlich kleinere Rolle vor als bislang. „Deshalb wird parallel zum Haltestellenumbau der Straßenraum neu strukturiert und der Fokus auf die Herstellung von breiteren Gehwegen sowie die Integrierung eines durchgehenden Radweges gelegt werden.“

Derzeit gibt es zwei Spuren pro Fahrtrichtung und in manchen Bereichen in der Mitte der Trasse Parkplätze neben den Stadtbahngleisen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es dabei künftig nicht bleiben. „Da die Breite des Verkehrsraums begrenzt ist, kann die Realisierung von ausreichend breiten Fuß- und Radwegen nur umgesetzt werden, wenn der motorisierte Individualverkehr neu geordnet wird“, erläutert die Stadt. „Wie das genau umgesetzt wird, zum Beispiel durch den Wegfall einer Fahrspur oder Entfall von Parkplätzen, kann erst im weiteren Planungsverlauf untersucht werden“, heißt es weiter. Klar sei indes: „Mit Veränderungen im Bereich des motorisierten Individualverkehrs wird jedoch zu rechnen sein.“

Zudem werden die Bahnsteige der zehn Stadtbahnhaltestellen zwischen Berrenrather Straße/Gürtel und Venloer Straße/Gürtel von 35 auf 90 Zentimeter angehoben, damit die Fahrgäste dort stufenlos einsteigen können. Als erstes werden die Stationen Aachener Straße/Gürtel, Wüllnerstraße und Dürener Straße/Gürtel umgestaltet, ihr Umbau beginnt nach Angaben der Stadt noch in diesem Jahr. Die drei Haltestellen werden „prioritär“ behandelt, denn sie müssen zusätzlich verlängert werden, weil die KVB ab 2026 auf der Gürtelstrecke längere Züge einsetzen will.

Diese drei Stationen sowie die Haltepunkte Gleueler Straße/Gürtel und Zülpicher Straße/Gürtel werden auch nach dem Umbau zusätzlich einen Bereich mit 35 Zentimeter hohen Bahnsteigen haben, weil dort auch Niederflurwagen der Linien 7 und 9 verkehren.

Bäume müssen weichen

Die ebenfalls noch nicht barrierefrei Haltestellen Subbelrather Straße/Gürtel, Nußbaumerstraße und Slabystraße werden gesondert ertüchtigt. Hier sind die Planungen bereits etwas weiter fortgeschritten.

Zwischen der Venloer Straße und dem Melatengürtel werden zudem ab kommendem Jahr die Gleise erneuert. Hier müssen offenbar einige Bäume gefällt werden, wie viele, steht aber noch nicht fest. „Im Rahmen der Planung wird im Detail untersucht, wie so viele Bäume wie möglich erhalten werden können“, verspricht die Stadt. Zwischen Luxemburger und Venloer Straße werden überdies die Ampeln modernisiert.

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Wann mit der Umgestaltung von Straßenraum und Haltestellen begonnen wird, könne – außer bei den Stationen Aachener Straße/Gürtel, Wüllnerstraße und Dürener Straße/Gürtel – derzeit „nicht verlässlich“ benannt werden, sagt die Verwaltung. Das Genehmigungsverfahren des „komplexen Projekts“ soll aber 2025 beginnen. Bis die ersten Bagger rollen, können erfahrungsgemäß leicht weitere fünf Jahre vergehen. Wenn aber alles fertig ist, wird sich das auch auf die Umweltbilanz der Stadt auswirken, so die Verwaltung. Durch den barrierefreien Ein- und Ausstieg an den Haltestellen werde der Öffentliche Nahverkehr auf der Strecke „attraktiviert“. Und die Umgestaltung des Straßenraums trage dazu bei, „die Attraktivität des motorisierten Individualverkehrs zu reduzieren“, so die Stadt. Das alles bewirke „eine indirekte Reduktion von Treibhausgasemissionen“.

Der Stadtentwicklungsausschuss wird Ende August erstmals über das Großvorhaben beraten, wenig später die Bezirksvertretungen Ehrenfeld und Lindenthal. Der Rat soll in seiner Sitzung am 10. November darüber entscheiden, ob die Haltestellen wie von der Verwaltung gewünscht umgebaut und die Planungen zur Straßenumgestaltung aufgenommen werden.