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Neun-Euro-TicketReker will dauerhaft günstigen ÖPNV – „Alleine aber nicht leistbar“

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Drei Monate KVB für je neun Euro? Das ist ab sofort möglich.

Köln – Eine Woche nach Einführung des Neun-Euro-Tickets, nutzen mehr als eine halbe Millionen Kunden der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) das Angebot. Anders als etwa in manchen Regionalbahnen, platzen die Stadtbahnen Köln jedoch nicht aus allen Nähten. Zugleich verbindet sich mit dem Neun-Euro-Ticket in Teilen der Politik der Wunsch, auch nach Auslaufen des Angebots preisgünstigeren Öffentlichen Nahverkehr anzubieten.

Wie die KVB auf Anfrage des „ Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilt, haben in den vergangenen Tagen mehr als 200.000 Menschen ein Neun-Euro-Ticket gekauft. „Hinzu kommen rund 300.000 Kunden der KVB mit Zeitticket-Verträgen“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Sie müssen für ihre Abonnement-Fahrkarten in den kommenden drei Monaten ebenfalls nur neun Euro zahlen. Vom Gedränge in den Zügen der Deutschen Bahn ist in Kölns Öffentlichem Nahverkehr bislang wenig zu sehen. „Die Busse und Stadtbahnen laufen nicht über“, berichtet Anemüller. „Konkrete Fahrgastzuwächse können aber erst nach einer längeren Laufzeit seriös benannt werden.“

Reker: Köln kann günstiges Ticket nicht allein finanzieren

Derweil sieht Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Chance, nach dem kommenden August die Ticketkosten für Bus und Bahn weiterhin auf niedrigerem Niveau zu halten. „Auch ich unterstütze die Kernforderung nach einem einfachen und preiswerten Tarifsystem im Nahverkehr“, sagt Reker. Der Öffentliche Nahverkehr sei ein entscheidender Baustein der Mobilitätswende. „Bund und Land müssen daher in den kommenden zweieinhalb Monaten ein schlüssiges Finanzierungskonzept erarbeiten, wie die Menschen auch dauerhaft den Nahverkehr ohne hohe Zugangsbarrieren nutzen können“, fordert Reker. „Sollte das Land etwaige Anschlussprojekte an das Neun-Euro-Ticket fördern, werden wir uns als Stadt Köln in jedem Fall daran beteiligen und auch unseren Beitrag dazu leisten“, sagt die OB. Ein solches Anschlussprojekt könne zum Beispiel das 365-Euro-Jahresticket sein, das Reker bereits im Oberbürgermeister-Wahlkampf versprochen hatte. Doch das zu finanzieren, gehe nur mit Hilfe von Bund und Land. „Der kommunale Haushalt kann das nicht alleine leisten“, weiß Reker.

Das sieht Lino Hammer, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, ebenso: „Für dauerhaft günstigere Preise brauchen wir deutlich mehr Förderung und mehr finanzielle Spielräume durch die Bundes- und Landespolitik, wie es aktuell auch der Deutsche Städtetag fordert.“ So begrüßenswert ein günstiger ÖPNV auch sei, so müsse nach den kommenden drei Monaten zunächst eine gründliche Auswertung erfolgen, um die Möglichkeiten für Köln zu eruieren. „Das 9-Euro-Ticket ist Verkehrspolitik im Reallabor“, sagt Hammer.

CDU: „Ein Schlechte-Laune-Ticket“

Teresa De Bellis-Olinger (CDU) ist skeptisch. „Das 9-Euro-Ticket ist ein Schlechte-Laune-Ticket. Pendler und Reisende sind genervt, weil die Infrastruktur für diesen überhasteten Feldversuch einfach nicht taugt“, sagt sie. Wichtiger sei es, „alle Kraft und Energie darauf zu verwenden, die Infrastruktur auszubauen. Damit ist den Menschen und dem Klima deutlich mehr geholfen, als mit dieser kurzfristigen Ticket-Subvention.“ Sie sorgt sich zudem darum, dass die Stadt auf den Kosten des Neun-Euro-Tickets sitzen bleibt: „.Der jetzige Versuch wird die Stadt Köln voraussichtlich 50 Millionen Euro kosten. Es bleibt zu hoffen, dass die Bundesmittel daher kostendeckend bei den Kommunen ankommen."

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SPD-Ratsfraktionschef Christian Joisten ist dagegen nachgerade euphorisch. Das Ticket sei „ein großartiger Erfolg“ für die Bundesregierung und eine „spürbare Entlastung der Bürgerinnen und Bürger.“ Nun brauche es zweierlei: „Einen massiven Ausbau des Bus- und Bahnangebotes und eine dauerhafte Senkung der Ticketpreise durch entsprechende Investitionen von Bund und Land“, sagt Joisten. Güldane Tokyürek (Linke) hält es „grundsätzlich vernünftig, dass der ÖPNV radikal verbilligt wird.“ Jedoch sei „ein Drei-Monats-Geschenk nicht nachhaltig. Und der Tankrabatt nicht sinnvoll, weil er falsche Anreize schafft“, kritisiert sie. Auch sie fordert über den August hinaus Möglichkeiten, wie Bus- und Bahnfahrer günstiger bleiben kann. Christian Beese (FDP) sorgt sich um die Kapazitäten der KVB, die schon vor dem Neun-Euro-Ticket zu bestimmten Tageszeiten an ihre Grenzen stießen. Er rät dazu, nach einer gewissen Zeit die Nutzung des Tickets und die Kosten auszuwerten. Beese kann sich künftig ein Monatsticket vorstellen, das zwar günstig, aber nicht ganz so preiswert ist, damit eine dauerhafte Finanzierung realistischer würde: „Es kann ja auch ein bisschen mehr sein als neun Euro.“