Uwe Wedig ist als HGK-Vorstandsvorsitzender der Chef der sechs Kölner Häfen.
Wir sprachen mit ihm über protestierende Binnenschiffer und die Turbulenzen um die Stadtwerke-Spitze.
Herr Wedig, zuletzt sah sich Ihr Unternehmen wegen des Festmachverbots am Rheinauhafen der Kritik von Binnenschiffern ausgesetzt. Wie bewerten Sie die derzeitige Lage?
Wedig: Wir beschäftigen uns mit dem Thema ja seit Anfang Februar. Wir sind mit der Stadt und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes im ständigen Austausch, eine Lösung herbeizuführen. Die drei beteiligten Parteien haben sich darauf verständigt, dass vor der Kaimauer Dalben gesetzt werden sollen. An denen können die Binnenschiffer dann anlegen. Von den Dalben aus sollen Landgänge geschaffen werden. In den nächsten Monaten geht es darum, die formalen Voraussetzungen durch Ausschreibungen und Genehmigungen zu schaffen. Bis zum Ende des Jahres sind wir hoffentlich soweit, dass wir bauen können.
Hätten Sie mit diesem Protest der Binnenschiffer gerechnet?
Dass die Binnenschifffahrt darauf reagiert, das hat uns nicht wirklich überrascht. Wir wissen, dass die Lage für die Branche, was Liegeplätze am Rhein betrifft, nicht optimal ist. Dass die Reaktion aber so heftig ausfällt, haben wir nicht geglaubt. Dazu muss man aber differenzieren. Es gibt die Gruppierung um Herrn Niemann (Europäische Vereinigung der Binnenschiffer, Anm. d. Redaktion), die einen kleinen Teil der Binnenschiffer vertritt. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt sieht die Problematik differenzierter. Dort versteht man, dass die HGK keine Entscheidungen treffen kann, sondern sich mit WSV und Stadt über Lösungen abstimmen muss.
Was wollen Sie für die HGK in Köln bewirken?
Ich hole mal kurz aus: Die Menschen in Duisburg, die sind stolz auf ihren Hafen als Tor zur Welt. In Köln habe ich manchmal den Eindruck, dass die Kölner gar nicht wissen, was sie da haben. Wir sind der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands, die HGK macht eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr. Wir haben 1500 Mitarbeiter bei der HGK-Gruppe. Das zu kommunizieren und den Menschen bewusst zu machen, werden wir in Zukunft verstärkt tun. Auch die Kölner können stolz auf ihre Häfen sein.
Wie könnte man die Kölner denn für ihre Häfen begeistern?
In anderen Städten gibt es dreitägige Hafenfeste mit Schiffsparaden und vielem mehr: Das haben wir in der Vergangenheit in Köln so nicht gemacht. Ich bin sicher, dass wir in Köln zu so einem Anlass auch Tausende Menschen mobilisieren könnten.
Wie schaut es beim Thema Hafenausbau aus? Wie stehen Sie zu der Diskussion um die Erweiterung des Hafens in Godorf?
Godorf ist im Moment kein Thema, weil die Genehmigungslage einen Ausbau zurzeit nicht hergibt. CDU und Grüne haben klar gesagt, dass sie das Projekt Ausbau Godorfer Hafen nicht weiterverfolgen werden. Das nehmen wir im Moment zur Kenntnis. Es bedürfte dann aber auch eines neuen formalen Prozesses, der Rat hatte ja schon darüber entschieden.
Uwe Wedig (58) ist seit dem 1. Februar Vorstandsvorsitzender der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK), einer städtischen Tochtergesellschaft unter dem Dach des Stadtwerke-Konzerns. Der ausgebildete Speditionskaufmann und Hochschulfachökonom war von 1999 bis 2011 Mitglied des Vorstandes der HGK-Tochter HTAG, bevor er in den Vorstand der HGK wechselte.
Nach einem Zwischenspiel ab 2015 als Vorsitzender der Geschäftsführung der Imperial Shipping Holding GmbH in Duisburg ist Wedig „wieder in den Kölner Hafen zurückgekehrt“. (red)
Wenn Sie einen Blick auf den Wirtschaftsstandort Köln werfen: Was funktioniert gut, wo sehen Sie Nachholbedarf?
Ich glaube, dass Köln ein echtes Verkehrs-Problem hat. Und da rede ich nicht von Parkplätzen, sondern von Straßen in der Stadt, die zu jeder Tages- und Nachtzeit dicht sind. Ein Stück weit könnten wir ein paar Dinge verbessern. Zum Beispiel wäre ein Verkehrsleitsystem für den Schwerlastverkehr von großem Nutzen. Im Ruhrgebiet bekommt man schon sehr frühzeitig Hinweise für einen günstigsten Weg in den Hafen. Da gibt es ein Leitsystem, das gut funktioniert. Das fehlt in Köln völlig.
Das sind die Defizite. Was ist das Pfund, mit dem Köln wuchern kann?
Ein Pfund, das Köln aus wirtschaftlicher Sicht hat: Wir sitzen im Speckgürtel von chemischer Industrie und der Autoindustrie. Da läuft die Kooperation gut. Die Stadt legt großen Wert darauf, dass die Industrien funktionieren. Die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Stadt und Logistik ist nach meiner Wahrnehmung sehr gut. Das ist wesentlich für den Wohlstand, den man sich erarbeitet hat und weiter erarbeiten kann. Viele andere Städte haben das nicht.
In Köln fehlt es an Gewerbeflächen und Wohnraum. Wird die HGK ihre Flächen verkaufen?
Die HGK besitzt Flächen, die noch erschlossen werden können. Wir überlegen aber, in wie weit wir das in Eigenregie durchführen können, um – wie man so schön sagt – unser Tafelsilber zu behalten. Ein Beispiel dafür ist unser geplantes Projekt an der Ölstraße/Oskar-Jäger-Straße. Auf einer 11 000 Quadratmeter großen Fläche mit alten Hallen, die abgerissen werden sollen, werden 100 Wohnungen entstehen, weitgehend für unsere Mitarbeiter. Auch eine Kita ist dort geplant.
Die HGK gehört zum Stadtwerke-Konzern. Brauchen die Stadtwerke einen hauptamtlichen Geschäftsführer?
Es ist natürlich legitim für einen Konzern, der sich weiterentwickeln will, sich mit so einem Thema zu beschäftigen. Die Frage ist: Wie kleidet man diese Aufgabe aus? Im Sinne einer strategischen Weiterentwicklung kann das Sinn machen. Ich finde es gut, wenn das Verfahren dorthin jetzt transparent wird.
Die finanzpolitische Expertise von Martin Börschel stellt niemand in Frage, aber reicht es aus, ein Unternehmen dieser Größe zu führen?
Generell gesagt: Niemand wird zum Geschäftsführer geboren. Gleichwohl gibt es Eigenschaften, die einem Geschäftsführer die Aufgabe leichter machen. Das zu beurteilen ist Aufgabe des Auswahlgremiums.