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Am 29. SeptemberImmer weniger Menschen sprechen Kölsch – ein neuer Aktionstag soll das jetzt ändern

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Bildfotografie von den Initiatoren

Bernhard Conin, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Bläck Fööss-Gründungsmitglied Bömmel Lückerath und Brauchtumsexperte Wolfgang Oelsner.

Die kölsche Sprache beherrschen längst nicht mehr alle Kölnerinnen und Kölner – eine große Aktion soll dem nun entgegenwirken.

Die wichtigste Person ist noch nicht im Raum, als Henriette Reker das Wort ergreift. „Janz Kölle spricht Kölsch – zumindest für einen Tag“, fängt sie an und wird von der aufgehenden Tür unterbrochen. „Und da kütt der Bömmel!“, ruft Reker. Der Ton der Veranstaltung ist gesetzt: Es geht um die kölsche Sprache.

Das Bläck-Fööss-Gründungsmitglied Günther „Bömmel“ Lückerath hat die Initiative zum Tag der kölschen Sprache ins Leben gerufen. Im Historischen Rathaus teilten die Beteiligten am Dienstag erste Informationen über das Projekt mit.

„Kölsch ist mehr als nur ein Dialekt“

Hier wird am 29. September 2024 auch der Angelpunkt des ersten Tags der kölschen Sprache sein. Reker betont, wie wichtig ihr das Projekt ist und dass es ihr ein persönliches Anliegen sei, den Tag hoch aufzuhängen. „Kölsch ist mehr als nur ein Dialekt, es ist eine eigene Sprache“, betont sie. Deshalb unterstütze die Stadt Köln die Initiative, die sich um „Bömmel“ gebildet hat. Weitere Unterstützer sind Brauchtumsexperte Wolfgang Oelsner und Bernhard Conin, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums.

Alles zum Thema Henriette Reker

Viele Gruppen und Einzelpersonen sollen am Tag der Kölschen Sprache selbst Projekte gestalten, die sich für mehr Kölsch in Köln einsetzen. Das können Stadttouren, Theatervorstellungen, Lieder, Gottesdienste oder sogar Beerdigungen auf Kölsch sein. Bis zum 1. September können sich Interessierte per Mail bei der Stadt Köln mit einem Angebot melden. Anfang September werden auch genauere Details zum Programm bekanntgegeben. Fest steht schon jetzt, dass es tagsüber im Rathaus bis 18 Uhr Veranstaltungen geben wird. Unter anderem wird dort Lehrer-Welsch-Preis der Kölner Sektion des Vereins für Deutsche Sprache verliehen.

Karneval und Bands dominieren Kölsch bisher

Der Termin im September ist kein Zufall. Am 26. September findet bereits jedes Jahr der „Europäische Tag der Sprache“ statt. Der „Daach der kölschen Sproch“ soll auf den Sonntag davor oder danach fallen, in diesem Jahr ist das der 29. September. Klar war auch, dass er sich nicht mit den Terminen des Karnevals überschneiden sollte. „Diese Sprache kann mehr“, befindet der Brauchtumsexperte Wolfgang Oelsner, lobt aber gleichzeitig das Engagement der Kölner Karnevalsbands. „Unter anderem durch den Karneval und die Bands stirbt die Sprache nicht aus“.

Er merkt aber auch an, dass der Karneval die Kölner Sprache im Alltag ein bisschen in den Schatten stellt. Der Tag der kölschen Sprache soll dafür sorgen, dass die Mundart auch im Alltag wieder präsenter ist und von Menschen gesprochen wird, die nicht in Köln geboren sind.

Kölsch kann ein Türöffner sein

Auch Oelsner selbst ist nicht in Köln aufgewachsen, er stammt aus der Region und ist kein „Kölsch-Muttersprachler“. In seinem Berufsalltag damals als Schulpsychologe bemerkte er jedoch schnell, dass Kölsch ein Türöffner sein kann. Deshalb sei es wichtig, dass auch Neueinsteiger eine geringe Hürde bei der kölschen Sprache hätten. Man müsse sich trauen, Kölsch zu sprechen.

Alteingesessene müssten aber auch zulassen, wenn es noch nicht ganz perfekt ist, um den Spaß an der Sprache nicht zu nehmen. Kölsch unterscheidet sich auch von anderen Regiolekten. „Ich glaube, dass diese Klangfarbe etwas Besonderes ist, dieser Singsang und die mit dem Karneval verbundene humorvolle Grundhaltung“, sagt Oelsner.

Idee stößt auf viel positive Resonanz

Wer am Aktionstag alles mitmacht? Darüber wollen die Beteiligten noch nicht zu viel verraten. Nur so viel: Neben einigen Theatern wie der Volksbühne am Rudolfplatz und dem Scala-Theater werden sich auch Liedermacher beteiligen.

Die Rückmeldungen seien bisher durchgehend positiv gewesen, doch bis zum 1. September kann sich natürlich noch einiges tun. Deshalb gibt es bisher auch noch kein offizielles Programm. Wie der städtische Pressesprecher Alexander Vogel mitteilt, sei es ein „Programm, das lebt“.