Sebastian Strombach erzählt auf 244 Seiten die Geschichte des Doms von der ersten Bauidee bis in die Gegenwart.
Nicht auf einem heiligen Hügel, sondern mittendrinBerliner Comic-Zeichner erzählt Geschichte des Kölner Doms
Wenn Comic-Zeichner Sebastian Strombach von einem seiner Lieblingsmomente im Kölner Dom erzählt, dann erzählt er über sein Treffen mit dem Dombaumeister. Der habe sich viel Zeit für ihn genommen und eine exklusive Führung gegeben.
„Wir sind um den Dreikönigenschrein geklettert. Dahinter hängt ein riesiger Samtvorhang, und dahinter verbirgt sich eine vier Meter hohe Originalzeichnung des Kölner Doms aus dem Mittelalter – unglaublich empfindlich. Als der Dombaumeister den Vorhang aufzog, hat plötzlich die Orgel angefangen zu spielen.“ Für Strombach ein besonderer Moment in seiner Recherche zum Kölner Dom.
Vier Jahre lang recherchierte und zeichnete er, streifte durch Köln und ist tief in die Geschichte des Kölner Wahrzeichens eingetaucht. Nun ist er fertig: sein Comic zum Kölner Dom. Auf 244 Seiten erzählt er die wechselvolle Geschichte des Doms – von den ersten Bauideen über Kriege, Machtkämpfe und Seuchen bis hin zu Baukatastrophen und der Gegenwart.
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„Ich recherchiere erst viel, lasse das Gelesene sacken und schaue, was hängen bleibt. Was mich auch nach einer Woche noch fasziniert, das kommt in den Comic“, erklärt der Berliner.
Straßburger Schweine
Die Idee für den Comic kam ihm durch eine mittelalterliche Anekdote, die er ursprünglich dem Kölner Dom zuordnete. „Ich hatte gehört, dass im Mittelalter Schafe durch den Dom getrieben wurden. Später fand ich heraus, dass die Geschichte aus Straßburg stammt – und es waren keine Schafe, sondern Schweine.“ Doch diese Verwechslung war der Auslöser, sich intensiver mit dem Dom zu beschäftigen. Auch zum Rheinland hat Strombach einen persönlichen Bezug. Seine Großeltern stammen von hier.
Besonders fasziniert ihn die Verbindung von Alltag und Religion im Mittelalter. „Damals war der Dom ein lebendiger Ort. Und das ist er bis heute: mitten im Leben, direkt neben dem Hauptbahnhof. Nicht auf einem heiligen Hügel, sondern mittendrin – mit all seinen Herausforderungen.“
Seine Nische: Architektur und Städtebau
„Jeck. Der Comic zum Kölner Dom“ ist bereits sein vierter Comic. Zuvor widmete er sich in „Verrückt. Der Comic zum Berliner Schloss“, ebenfalls erschienen im Urbanophil-Verlag, einem weiteren markanten Bauwerk. Architektur und Städtebau sind seine Nische. Architektur hat er auch studiert. Dabei zeichnete er zunächst nicht von Hand. Dass ihm das Zeichnen Freude bereitet, entdeckte er erst Jahre später.
Mit Comics ist er jedoch groß geworden: „Asterix ist mir wichtig. Das sieht man, glaube ich, auch stark in meinen Comics“, sagt er. Dazwischen arbeitete er in unterschiedlichen Bereichen: zum Beispiel als Bauarbeiter, Architekt, Tutor, Stadtführer, Komparse, Szenenbildner oder Modellbauer. Vor etwa 15 Jahren begann er schließlich ernsthaft mit dem Comic-Zeichnen – und fand darin eine Tätigkeit, die sich für ihn gut anfühlte.
Entlang alter Stadtmauern
Mit der Recherche zu seinem Comic begann er während des Corona-Lockdowns – zunächst online, später legte er sich eine kleine Bibliothek an. Oft zog es ihn dabei nach Köln. „Ich bin gerne durch die Stadt spaziert – entlang der mittelalterlichen Stadtmauer oder zu den romanischen Kirchen.“ Ihm sei aufgefallen, dass die Leute aus Köln gerne über ihren Dom sprechen. Im Gegensatz zu den Berlinern über das Berliner Schloss – das sei eher verhasst.
In seinen Comics möchte der 49-Jährige nicht nur die Geschichte der Gebäude erzählen, sondern auch deren kulturelles und gesellschaftliches Umfeld beleuchten. Im Kapitel „Fringsen“ beschreibt er, wie Adenauer von den Briten als Kölner Oberbürgermeister entlassen wurde – offiziell „wegen Unfähigkeit“ – und wie er die Nachbarstadt Bonn zur neuen Hauptstadt machte.
Seine Comics richten sich vor allem an Erwachsene. „Ich erzähle assoziativ. Meine Leserinnen und Leser müssen mitdenken“, erklärt Strombach. Für das kommende Jahr plant er Lesungen und möglicherweise Ausstellungen in Köln.