Die AWO Mittelrhein hat in Köln ein Zeichen für Flüchtlinge gesetzt. 110 überdimensionale aus Papier gefaltete Schiffe vor dem Dom zu sehen.
„100 Boote – 100 Millionen Menschen”Sozialverband setzt vor dem Kölner Dom Zeichen für Flüchtlinge
Am frühen Montagabend wurde die Domplatte zwischen Römerbogen und Domforum zum Hafen: Sieben große weiße Boote gingen für eine Weile gleichsam vor Anker. Sie gehören zu den 110 fünf Meter langen, aus Papier gefalteten Schiffen, die für die Mitmach-Aktion „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ des Awo-Landesverbands Sachsen-Anhalt angefertigt worden sind. Dass es zehn Boote mehr als ursprünglich geplant geworden sind, liegt daran, dass die Zahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, seit Beginn des Jahres deutlich zugenommen hat. „Wir setzen Segel für Solidarität mit über 100 Millionen Menschen weltweit, die sich auf der Flucht befinden“, schreibt der Awo-Landesverband Sachsen-Anhalt auf seiner Website.
AWO richtete 14 „Engagementwerften“ ein
Vom 15. August bis zum 27. September 2023 wurden im Rahmen von Interkulturellen Wochen, Stadtfesten und anderen Veranstaltungen 14 so genannte „Engagementwerften“ eingerichtet. Dort konnten Interessierte und Engagierte in Teams unter Anleitung von Papierkünstler Künstler Frank Bölter, der 20 Jahre lang in Köln gelebt hat und nun in Euskirchen wohnt, Boote falten. 15 bis 25 Minuten brauchte es, bis nach zwölf Faltschritten ein neues fertig war.
Seit dem 18. Oktober werden die meisten Boote „verschifft“, um deutschlandweit ein Signal auszusenden. An dem sozialkritischen Kunstprojekt beteiligen sich zahlreiche andere Awo-Verbände, Kommunen, Gedenkstätten und Schulen. Darunter ist der Awo-Bezirksverband Mittelrhein.
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Dessen Präsidiumsvorsitzender Axel Heiner Dabitz nahm mit Kollegen und weiteren Gästen die sieben XXL-Origami-Papierboote entgegen. „Es ist ungeheuer wichtig, dass das Thema stetig auf der Agenda bleibt“, sagte er. Es sei „schlicht eine Frage der Menschlichkeit, für die Flüchtlinge eine menschenwürdige Lösung zu finden, und zwar so schnell wie irgend möglich“. Ruben Herm, der bei der Awo Sachsen-Anhalt für die Engagementförderung zuständig ist und beim Empfang im „Hafen Köln“ ebenfalls dabei war, sagte, es gehe darum, das „Thema nach außen zu bringen“.
Nachdem sie auf der Domplatte Zwischenstation gemacht hatten, zogen die Boote weiter. In Köln, Heinsberg, Düren und dem Rheinisch-Bergischen Kreis werden sie von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund künstlerisch gestaltet. Dabei stehen die Themen Flucht und Migration im Mittelpunkt. In Chorweiler zum Beispiel beteiligen sich vorwiegend ältere Migranten und Migrantinnen aus einem Quartiersprojekt daran, ein Boot „in eine Botschaft zu verwandeln“, wie Bölter sagte. Nach ihrer Fertigstellung sollen die Boote an öffentlichen Orten, zum Beispiel in Rathäusern, Kirchen oder Schulen, ausgestellt werden. Im Mai 2024 werden alle Papiersegelschiffe zurück nach Sachsen-Anhalt gebracht, von wo aus sie zusammen den Weg nach Berlin antreten. Auf dem Platz der Republik werden sie am 20. Juni 2024, dem Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung, der Politik und Öffentlichkeit präsentiert.