Der Musical Dome sollte nur übergangsweise am Hauptbahnhof bleiben – nun steht er dort seit 29 Jahren. Und eine Verlängerung steht bevor.
„So lange wie möglich bespielen“Kölner Musical Dome soll zwei weitere Jahre bleiben
Der Musical-Dome am Kölner Dom könnte nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zwei Jahre länger als zuletzt gedacht bis zum 29. Februar 2028 stehen bleiben. Dann würde die einst als provisorische angelegte Spielstätte insgesamt 32 Jahre an dieser Stelle als Musical-Standort gedient haben. Umgangssprachlich ist der Musical Dome als „Blaues Zelt“ bekannt.
Da es sich um ein städtisches Grundstück handelt, stellt die Stadt es Betreiber ATG Entertainment gegen eine jährliche Bezahlung von rund 161.000 Euro zur Verfügung. Der Stadtrat soll am 13. Februar über die 13. Verlängerung des Vertrages entscheiden, der momentan noch im Februar 2026 endet. Die erste Version stammt vom 23. April 1996.
Rat entscheidet über Verlängerung
Eine Zustimmung des Rates zur zweijährigen Verlängerung gilt wie in der Vergangenheit als sehr wahrscheinlich. Seit November 2022 läuft dort erfolgreich das Musical „Moulin Rouge“.
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Eine ATG-Sprecherin wollte sich zu Zeitplänen konkret noch nicht äußern, sie sagte aber: „Moulin Rouge hat sich zu einem Riesenerfolg in Köln entwickelt, was wir gleichermaßen an den Vorverkaufszahlen sowie an den Rückmeldungen unseres Publikums sehen. Daher ist an ein Ende dieser spektakulären Ausnahmeproduktion noch nicht zu denken. Wir freuen uns darauf, noch viele unvergessliche Momente mit unseren Zuschauerinnen und Zuschauern zu teilen.“
1996 war „Gaudi“ das erste Musical, später folgten unter anderem „We will rock you“ als Queen-Hommage und „Tanz der Vampire“.
Als Begründung für die zweijährige Verlängerung nennt die Stadt den geplanten Ausbau des Kölner Hauptbahnhofs um einen weiteren Mittelbahnsteig für die S 11-Strecke. Zudem will die Bahn die Fassade des Hauptbahnhofs zum Breslauer Platz erneuern, ein Architektenentwurf liegt dafür vor (wir berichteten). Und eben für diese Arbeiten braucht die Bahn die Fläche des Musical Dome, um dort Material und Maschinen zu lagern.
Bahn kennt Zeitplan noch nicht
Laut einer Bahn-Sprecherin hat das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau im Frühjahr 2024 begonnen. Sie sagte: „Die Gesamtdauer des Verfahrens lässt sich für jedes einzelne Projekt nur schwer abschätzen, weil sie jeweils von den individuellen Gegebenheiten vor Ort abhängt. Oftmals sind mehrere Jahre für das Verfahren notwendig.“
Laut ihrer Aussage kann das Projektteam erst die Bauleistungen ausschreiben und die Sperrpausen im Bahnbetrieb anmelden, wenn das Planfeststellungsverfahren beendet ist und Baurecht vorliegt. Ebenfalls erst dann folgt ein konkreter Zeitplan.
Anders als in den Vorjahren nennt die Verwaltung nicht mehr die Bühnen-Sanierung am Offenbachplatz und ihre Konsequenzen als Begründung für die erneute Verlängerung.
Doch es gibt ja trotzdem eine Abhängigkeit: Wie mehrfach berichtet, sollten Sanierung und Bau von Oper, Schauspiel, Kinderoper und kleinem Haus nach drei Jahren Bauzeit 2015 beendet sein – doch noch immer ist das Großbauprojekt nicht beendet. Deshalb spielt seit Jahren die Oper im rechtsrheinischen Staatenhaus, das eigentlich für Musicals vorgesehen war.
Wann verlässt die Oper das Staatenhaus?
Erst wenn die Bühnen-Sanierung beendet und die Oper zurück in die Innenstadt gezogen ist, können im Staatenhaus Musicals präsentiert werden. ATG-Vorstandschef Joachim Hilke hatte vorigen September angesichts der erneuten Verzögerung der Bühnen-Sanierung eine Verlängerung des Vertrages für den Musical Domes als „zwingend erforderlich“ bezeichnet, um den Musicalstandort Köln zu erhalten.
Aktuell geht Baudezernent Markus Greitemann vom Ende der Bauarbeiten am Offenbachplatz bis Jahresende aus, danach müssen die Intendanten von Schauspiel und Oper noch den Umzug aus ihren rechtsrheinischen Übergangsspielstätten zurück in die Innenstadt organisieren. Eine Eröffnung zur Spielzeit 2026/2027 gilt derzeit als wahrscheinlichstes Szenario.
Theoretisch könnte das Staatenhaus also möglicherweise ab Sommer 2026 frei sein, doch das Gebäude müsste vor dem Umzug von „Moulin Rouge“ noch als Musical-Standort hergerichtet werden. Zumindest formal ist es aber möglich, dass das Musical bis 2028 am Breslauer Platz bleibt, wenn der Stadtrat zustimmt.
Die ATG-Sprecherin teilte mit: „Unser Ziel ist es, den Musical Dome so lange wie möglich zu bespielen, damit ein nahtloser Übergang ins Staatenhaus erfolgen kann.“ Auch die Stadt begründet die angestrebte Verlängerung mit der Planungssicherheit bis zur Eröffnung des Musicals im Staatenhaus.
ATG muss das „Blaue Zelt“ abbauen und die Fläche quasi „besenrein“ herrichten, bevor das Unternehmen das Areal an die Stadt übergibt. Es gab auch schon mal Pläne für das Grundstück: Im Jahr 2008 hatten die Architekten von Büder und Menzel ihre Pläne für einige Häuser aktualisiert, doch bis heute sind sie nie realisiert worden (wir berichteten).