150 Millionen Euro mehr als zuletzt veranschlagt werden fällig. Und es wird durch die Ausweichspielstätten noch teurer.
Tiefschlag für die StadtkasseSanierung der Kölner Bühnen soll knapp 1,5 Milliarden Euro kosten
Die Kosten für die Sanierung der Bühnen der Stadt Köln am Offenbachplatz steigen erneut massiv an: Gut 150 Millionen Euro teurer werden die Bauarbeiten, Kredite und Interims-Spielstätten. Statt 1,299 Milliarden Euro beläuft sich der Gesamtpreis für Oper, Schauspielhaus, Kleines Haus und Kinderoper nach neuesten Berechnungen des Kulturdezernats auf 1,454 Milliarden Euro. Ein Plus von etwa zwölf Prozent.
Bühnen erst Ende 2025 fertig saniert
Für die klamme Kölner Stadtkasse ist das ein Tiefschlag. Immerhin einer, mit dem seit Ende August gerechnet werden konnte. Da hatten Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und Baudezernent Markus Greitemann das, Zitat Reker, „Desaster“ verkündet: Nein, die Arbeiten, die seit bereits zwölf Jahren andauern, würden auch 2024 nicht mehr fertig werden, sondern erst Ende des kommenden Jahres, und ja, natürlich würde sich das auch in den Kosten niederschlagen.
Waren vom Stadtrat für die Bauarbeiten zuletzt 709,4 Millionen Euro freigegeben, soll das Budget künftig bei 798,6 Millionen Euro liegen. Die Kreditzinsen betragen 78,1 Millionen Euro, die Finanzierungskosten der Darlehen 446,7 Millionen Euro. Hinzu kommen mindestens 130,8 Millionen Euro für die Miete für die rechtsrheinischen Ausweichspielstätten Staatenhaus (Oper) und Depot (Schauspiel). Letztere sind allerdings nur bis Dezember ausgelegt, es wird also noch teurer. Die bislang letzte Verlängerung der Mietverträge um anderthalb Jahre hatte 17,3 Millionen Euro gekostet.
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Warum es zu dieser Verteuerung kommt, wird in der Beschlussvorlage für die Ratssitzung am 1. Oktober beschrieben: So sei deutlich geworden, „dass der Umfang der Restleistungen beachtlich ist“, heißt es dort. „Aufgrund des schwerwiegend gestörten Bauablaufs über die vergangenen Jahre bestehen in vielen Bereichen massive Koordinationslücken zwischen den zahlreichen Gewerken.“ Kurzum: Auf der Baustelle, die rund 2300 Räume umfasst, herrschte zuletzt ein heilloses Durcheinander.
Bereits erbrachte Leistungen mussten zurückgebaut werden
So hätten bereits erbrachte Leistungen „aufgrund von Planungs- und Ausführungsmängeln wieder zurückgebaut werden müssen“. Das habe Neu- und Umplanungen parallel zur Ausführung nach sich gezogen, was wiederum zu „Bauablaufstörungen“ geführt habe. „Der vertraglich vereinbarte Leistungsumfang zahlreicher Firmen wurde dadurch deutlich erhöht“, schreibt die Verwaltung.
Intensive Abstimmungen zwischen den Verantwortlichen hätten zu dem Ergebnis geführt, „dass eine realistische bauliche Fertigstellung nicht vor Ende 2025 möglich ist. Dieser neue Fertigstellungszeitraum steht zudem unter dem Vorbehalt der planmäßigen Leistungserbringung durch die ausführenden Firmen, welche in den vergangenen Jahren kontinuierlich hinter den Erwartungen zurückblieb.“ Zudem bestünden erhebliche Risiken, wenn technische Anlagen in Betrieb genommen werden müssten, die schon vor einigen Jahren installiert wurden.
Mit einer neuen Baustellenorganisation soll es besser werden als bislang. Schritt für Schritt sollen erst die Oper und dann das Schauspielhaus fertig werden, dann die kleineren Spielstätten, hieß es zuletzt. Wenn dann – so die Beschlussvorlage – nach 15 Jahren im Interim, Oper und Schauspiel endlich an den Offenbachplatz zurückkehren, stelle die Spielzeit 2026/27 „inhaltlich mehr einen Neustart, … weniger eine Wiedereröffnung dar“.
Chronologie
2006: Der Rat beschließt: Die Oper soll saniert werden, daneben ein neues Schauspielhaus entstehen. Kosten: 230 Millionen Euro.
2009: Die Kostenschätzung beträgt 364 Millionen Euro. Der Rat beschließt eine kleinere Variante für 295 Millionen Euro.
2010: Eine Bürgerinitiative setzt sich für den Erhalt des Schauspielhauses ein, der Rat folgt dem.
2011: Der Rat votiert für Sanierung von Schauspiel und Oper, Kosten: 253 Millionen Euro.
2012: Im Juni findet die letzte Vorstellung statt, die geplante dreijährige Sanierung beginnt.
2015: Die Stadt sagt die Eröffnung im November ab, die Probleme mit der Technik sind zu groß. Die Stadt kündigt dem Planer Deerns.
2016: Bernd Streitberger wird Chef-Sanierer.
2017: Nachdem Streitberger das Projekt neu aufgestellt hat, geht er von bis zu 570 Millionen Euro aus und einer Fertigstellung 2022.
2019: Nun ist es April bis Juni 2023, die Kosten der Sanierung sollen bis zu 571 Millionen Euro betragen.
2021: Es soll bis zu 643,9 Millionen Euro kosten, 2024 fertig sein. 2022: Streitberger verkündet: Am 22. März 2024 ist alles fertig.
2023: Streitberger präsentiert Kosten von bis zu 674 Millionen Euro, später steigen sie auf 703 Millionen Euro. Im November wird der Termin auf den 28. Juni verschoben.
2024 (März): Eine mögliche Eröffnung zum Start der Spielzeit 2024/2025 wird ausgeschlossen.
2024 (August/September): Die Sanierung dauert abermals länger und soll erst Ende 2025 abgeschlossen sein. Die reinen Baukosten steigen auf 798 Millionen Euro, die Gesamtsumme beträgt 1,45 Milliarden Euro.