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„So kann es nicht weitergehen“Kölner Politik entsetzt über Kostenexplosion der Bühnen-Sanierung

Lesezeit 2 Minuten
Die Visualisierung zeigt das sanierte Opernhaus.

Die Visualisierung zeigt das sanierte Opernhaus.

800 Millionen statt 253 Millionen Euro: Das nächste Kapitel der Bühnen-Sanierung lässt die Politik ratlos zurück.

Große Teile des Kölner Stadtrates haben am Freitag wie gewohnt empört auf die erneute Verzögerung der Bühnen-Sanierung inklusive Kostenexplosion reagiert. Viele Politikerinnen und Politiker hatten angesichts der Vorgeschichte aber damit schon gerechnet. Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, sagte: „So kann es einfach nicht weitergehen. Es gilt jetzt, verlorenes Vertrauen wiederaufzubauen und die Sanierung endlich abzuschließen.“

Wie berichtet, hatte die Stadt tags zuvor erneut schlechte Nachrichten präsentiert: Demnach sollen Oper, Schauspiel, Kleines Haus und Kinderoper erst Ende 2025 fertiggestellt sein. Erst am 3. Mai hatte die Verwaltung den 28. Juni 2024 als Termin gekippt. Ursprünglich sollte die 2012 begonnen Sanierung 2015 beendet sein.

Und statt 714 Millionen Euro sollen es nun höchstens 798 Millionen Euro werden. Inklusive des Geldes für die Finanzierung und die Interimsspielstätten steht das Großbauprojekt bei 1,3 Milliarden Euro. Eine Eröffnung am Offenbachplatz gilt erst zur Spielzeit 2026/2027 als wahrscheinlich.

Brigitta von Bülow von den Grünen.

Brigitta von Bülow von den Grünen.

Kostenexplosion Bühnen-Sanierung: „Schlimm, dass kein Termin genannt wird“

Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU, sagte: „Ich finde es schlimm, dass wieder kein Termin für die Fertigstellung oder die Eröffnung genannt werden. Dadurch müssen die Intendanten wieder mehrere Szenarien planen. Dass es teurer wird, ist natürlich tragisch.“

Die SPD erinnerte an ihren Vorschlag von 2017, das Projekt zu stoppen und einen Neubau an anderer Stelle zu prüfen. Allerdings hätte die Stadt dann mehrere hundert Millionen Euro abschreiben müssen, die sie schon ausgegeben hat.

Hans-Günter Bell

Hans-Günter Bell

Maria Helmis-Arend, kulturpolitische Sprecherin der SPD, sagte: „Jetzt muss gelten: Wahrheit statt leerer Worte. Es braucht jetzt den Mut für eine realistische Perspektive.“ Angesichts der vielen bevorstehenden Kürzungen aufgrund der aktuellen Haushalts-Probleme, „kann sich diese Stadt eine Kostensteigerung von mehr als 90 Millionen Euro schlicht nicht leisten“.

Hans-Günter Bell von der Linke-Fraktion sagte: „Es findet einfach kein Ende.“ Als „Belastungsprobe“ bezeichnete Stefanie Ruffen, Vize-Fraktionschefin der FDP, die erneute Verzögerung. Die FDP würde sich „mehr Ehrlichkeit wünschen“.

Obwohl die Stadt die Pläne für die Sanierung als „gut“ bezeichnet hatte, sagte Ruffen: „Vielleicht wird am Ende die Erkenntnis stehen, dass auch die aktuelle Planung nicht umzusetzen ist und eine Fertigstellung nur noch mit Kompromissen in der Ausführung zu erreichen ist.“