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Umkleiden, Kostüm, LichtSo sieht es hinter den Kulissen von „Moulin Rouge“ in Köln aus

Lesezeit 3 Minuten

Zum ersten Mal luden die Macher der deutschen Produktion von „Moulin Rouge“ zum Tag der offenen Tür ein.

„Go!“, kommt das Stichwort von hinten, die Scheinwerfer richten sich auf Satine und Christian. Mit dem nächsten „Go!“ wabern Nebelschwaden von rechts und links auf die Bühne, dann kommt das Stichwort zum Drehen des Bühnenbilds. Statt Satines Umkleide sieht der Zuschauer nun den funkelnden „Sternenhimmel“ aus kleinen, im Bühnenbild verbauten Lichtern. Satine und Christian halten sich vor dem Pariser Firmament in den Armen und beteuern sich singend ihre Liebe.

Tische stehen an der Wand, darauf Make-up- und Haarstyling-Utensilien. An der Wand hängen Spiegel mit großen Glühbirnen.

Jeder Platz ist mit beleuchteten Spiegeln versehen, an denen sich die Darsteller schminken können.

Was dem Zuschauer sonst verborgen bleibt, wie etwa die Anweisungen der Stage-Managerin für Nebel, Licht oder den Wechsel des Bühnenbilds, rückt beim Tag der offenen Tür ins Rampenlicht. Zum ersten Mal hat das im Kölner Musical Dome beheimatete Musical „Moulin Rouge“ dazu eingeladen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Bis zum Breslauer Platz stehen am Freitagmittag Musicalfans in der Warteschlange, um einmal zu sehen, wo sich die Darsteller umziehen, an den Kostümen gearbeitet wird und wie eine Stellprobe beim Musical abläuft.

So sieht es hinter den Kulissen von „Moulin Rouge“ in Köln aus

Seit November 2022 spielt Moulin Rouge im Musical Dome. Für das Musical nach Baz Luhrmanns oscarprämiertem Filmdrama wurde das Theater aufwendig umgebaut: Eine Windmühle und ein blauer, fünf Meter hoher Elefant zieren den Saal, dazu roter Plüsch, wo man nur hinsieht. Ganz so pompös sieht es dort, wo der Zuschauer normalerweise nicht hinkommt, nicht aus. Aber roten Plüsch gibt es auch backstage.

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Frauen arbeiten an Kostümen, an Kleiderstangen hängen bunte und glitzernde Kostüme.

Im Nähatelier wird an den Kostümen gearbeitet.

Der rote Teppich dämpft die Schritte auf den langen, engen Fluren mit weißen Wänden, die über etliche Treppen miteinander verbunden sind: Abseits des Foyers und Theatersaals verbirgt sich im Musical Dome ein wahres Labyrinth. Die Flure unterscheiden sich teils kaum, alle paar Meter zweigt eine Tür ab, die etwa in Büros oder Umkleideräume führt. An einer Tür kleben die Fotos von neun Darstellern aus dem Ensemble. Im Raum selbst reihen sich an der Wand Tische und Stühle, davor mit Glühbirnen beleuchtete Spiegel. Wenige Türen weiter hängen Kleider und mit Steinchen verzierte Jacken hintereinander aufgereiht an einer Kleiderstange. Mitarbeiterinnen der Kostümabteilung schneiden Stoff zurecht, nähen und falten Strumpfhosen zusammen.

Blick von der Seite auf die Bühne

Blick von der Seite auf die Bühne

22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sich bei der Kölner „Moulin Rouge“-Produktion nur mit den Kostümen – bei jeder Show sind neun davon hinter der Bühne, um bei Kostümwechseln zu helfen. Der schnellste „Quick Change“ – so nennt man Kostümwechsel, für die nur wenig Zeit ist – dauert nur 27 Sekunden. So wenig Zeit hat die Darstellerin der Satine, um sich einmal komplett umzuziehen. Für den Wechsel einzelner Kostümteile bleiben manchmal sogar nur wenige Sekunden. Deshalb sind in der Perücke der Hauptdarstellerin etwa auch Magnete eingenäht – so können Hüte schnell getauscht werden.

Frau sitzt hinter Scheibe.

Normalerweise sieht man sie nicht: Ein Stage-Manager oder Stage-Managerin sitzt immer hinter den Publikumsreihen im Saal, durch eine Scheibe kann er oder sie die Bühne sehen.

Während auf der Bühne alles mühelos und perfekt choreografiert aussieht, wird dahinter unter Hochdruck gearbeitet: „Wenn dann fünf Leute um eine Person rumstehen und Perücken runterreißen und Klamotten ausziehen – das kann schon turbulent werden“, erzählt Daniel Eckert. Der Musicaldarsteller ist Walk-In Cover von Christian, das heißt er springt spontan ein, wenn der Hauptdarsteller nicht spielen kann. Gemeinsam mit Chayenne Lont, Walk-In von Satine, singt er beim Tag der offenen Tür das „Elephant Love Medley“. Dabei ruft die Stage-Managerin Anweisungen, wie etwa für den Nebel, rein, die sonst nur für die Verantwortlichen über Kopfhörer zu hören sind.

Insgesamt gibt es während der Show mehr als 75 Bühnenverwandlungen, manche kleiner wie das Heben eines Vorhangs, manche größer wie das Drehen des Bühnenbilds von Satines Umkleide zum Pariser Nachthimmel. Dazu gibt der Stage-Manager, der durch eine Glasscheibe hinter den Köpfen des Publikums auf die Bühne blicken kann, mehr als 1000 Mal das „Go!“ fürs Licht, damit die Scheinwerfer immer im richtigen Moment die aufwendig genähten Kostüme im Moulin Rouge zum Glitzern bringen.