Die Kölner Oper bleibt auch 2025 im Staatenhaus, der Umbau zum Musical-Theater verzögert sich. Was das für den Musical Dome bedeutet.
Kölner Bühnen„Moulin Rouge“-Macher will das Aus des Musical Domes verschieben
Die Chance, dass das Kölner Dauerprovisorium Musical Dome doch noch seinen 30. Geburtstag erlebt, ist in der vergangenen Woche sprunghaft gestiegen. Da verkündeten Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und Baudezernent Markus Greitemann, dass die Sanierungsarbeiten an den städtischen Bühnen am Offenbachplatz womöglich erst im Dezember 2025 abgeschlossen sein werden. Vielleicht auch schon im Juli, doch verlässliche Aussagen gab es dazu von Reker oder Greitemann nicht mehr – zu oft hatte die Stadt in den vergangenen Jahren ihre Ankündigungen widerrufen, Eröffnungstermine abblasen, Umzugspläne verschieben müssen.
Von der Verlängerung des Kölner Opern-Interims überrascht
Ähnlich häufig wurde schon das Ende des Musical Domes auf dem Gelände der Deutschen Bahn zwischen Breslauer Platz und Rheinufer angepeilt. Dessen Betreiber, das Unternehmen ATG Entertainment, ist schließlich auf den Standort am Hauptbahnhof angewiesen, solange das Staatenhaus in Deutz von der Oper noch als Ausweichspielstätte genutzt wird. Wie lange das der Fall sein wird? Länger und immer länger, so viel ist klar. Und so verschiebt sich auch der notwendige Umbau des Staatenhauses in ein Musical-Theater.
„Uns hat die Verlängerung des Opern-Interims im Staatenhaus überrascht“, sagt Joachim Hilke, Vorstandschef von ATG Entertainment Zentraleuropa, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zuletzt sei sein Unternehmen „nach vielen konstruktiven Gesprächen von einer Übergabe im April 2025 ausgegangen. Dass dies erneut nicht passiert, ist auf vielen Ebenen ärgerlich“, so Hilke. Eine Verlängerung des Musical Domes sei daher „zwingend erforderlich“, um den Musicalstandort Köln zu erhalten.
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Musical Dome in Köln: Vertrag bis Februar 2026 verlängert
Im Dezember 2023 hatte der Kölner Stadtrat den Vertrag für das Areal zuletzt bis zum 28. Februar 2026 verlängert. An diesem Tag soll das blaue Zelt, das seit bald drei Jahrzehnten zum Kölner Stadtbild gehört, abgebaut sein und die Fläche der Stadt übergeben werden, lauten derzeit noch die Pläne. Die Deutsche Bahn will das Gelände in den kommenden Jahren für die Baustellenlogistik nutzen, wenn der Hauptbahnhof um weitere S-Bahn-Gleise erweitert, die Bahnhofsfassade erneuert und die Nordseite am Breslauer Platz neu gestaltet werden.
Unklar ist jedoch weiterhin, wann der Ausbau beginnt, die Deutsche Bahn die Fläche, auf der der Musical Dome steht, also tatsächlich benötigt. Die Planungsunterlagen für die Bauten rund um den Hauptbahnhof seien im Februar 2024 beim Eisenbahnbundesamt eingereicht worden, das Planfeststellungsverfahren könne jedoch mehrere Jahre dauern, sagte eine Bahnsprecherin auf Anfrage. Und erst wenn dieses abgeschlossen ist, können die ersten Bauleistungen europaweit ausgeschrieben und ein konkreter Zeitplan definiert werden.
Konzipiert als wenige Jahre dauerndes Provisorium, wurde der Musical Dome im Oktober 1996 eröffnet. Nur kurz dauerte das Gastspiel von „Gaudí“. Das Musical, auf dessen Farbgestaltung die blaue Dachkonstruktion der Spielstätte zurückgeht, floppte in Köln. Es folgten unter anderem „Saturday Night Fever“, vier Jahre des Queen-Musical „We Will Rock You“ mit zwei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern, „Monty Python‘s Spamalot“, „Hairspray“, „Tanz der Vampire“ – und eine Nutzung als Opern-Interim von 2012 bis 2015. Im November 2022 feierte „Moulin Rouge“ schließlich Premiere, und kein Musical startete in den 20 Jahren zuvor in Deutschland erfolgreicher als die Bühneninszenierung des Spielfilms von 2001. Eine halbe Million Tickets waren bereits nach etwas mehr als einem halben Jahr verkauft.
„Moulin Rouge“-Macher: Interesse am Umzug nach Deutz ist verhalten
Gelingt es, die Laufzeit des Musical Domes erneut zu verlängern, soll die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben und „Moulin Rouge“ noch länger aufgeführt werden. Mit dem Musical habe ATG Entertainment einen Publikumsmagneten geschaffen, der Gäste aus ganz NRW und weiter darüber hinaus nach Köln locke, sagt Vorstandschef Joachim Hilke. „Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie und somit die ganze Stadt profitieren davon. Wir erhoffen uns seitens der Stadt eine proaktive Unterstützung in den Gesprächen mit der Bahn, um hier eine für alle Seiten gute Lösung zu finden.“
Das Interesse an einem Umzug nach Deutz ist bei den „Moulin Rouge“-Machern angesichts des Erfolgs derweil verhalten. Erst im April sagte Hilke dieser Zeitung: „Wir wollen am Breslauer Platz so lange spielen, wie es möglich ist.“ Das überrascht kaum, steckte sein Unternehmen vor wenigen Jahren doch vier Millionen Euro alleine in den Umbau zum Varieté-Theater nach Pariser Vorbild. Insgesamt flossen 20 Millionen Euro in die Produktion.
Im Raum steht nun eine Verlängerung der Lebenszeit des Musical Domes durch den Kölner Stadtrat. Wie die Stadt zu dieser Forderung steht, war am Dienstag nicht zu erfahren.