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Stolpersteine in der Ehrenstraße verlegtAls Juden aus Köln vertrieben – Gedenken an Familie Spiegel

Lesezeit 4 Minuten
Anfang November verlegte Gunter Demnig weitere Stolpersteine in Köln, hier in der Ehrenstraße 69 für die jüdische Familie Spiegel.

Anfang November verlegte Gunter Demnig weitere Stolpersteine in Köln, hier in der Ehrenstraße 69 für die jüdische Familie Spiegel.

Diese Woche werden 70 neue Stolpersteine in Köln verlegt. Sie erinnern an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes.

Das jüdische Ehepaar Herbert und Margarete Spiegel hatte sich in Köln eine Existenz aufgebaut, eine Familie gegründet und lebte bereits mehr als 30 Jahre hier, als sie Mitte der 1930er Jahre vor dem Terror der Nazis aus Deutschland floh.

Ihr Lebensmittelpunkt befand sich bis dahin in der Ehrenstraße 69. Dort eröffnete Spiegel, der 1881 in der Nähe von Dortmund geboren wurde, um 1905 eine Großschlächterei. Im Nachbarhaus Nummer 71 betrieb er eine Butterhandlung. Seine Frau Margarete war 1888 in Hildesheim geboren. Das Ehepaar bekam drei Kinder: Leopold, geboren 1911, Rolf Richard, geboren 1914 und Klaus, geboren 1919.

Zur Verlegung der fünf Stolpersteine für die jüdische Familie Spiegel in der Ehrenstraße durch Gunter Demnig (links) waren auch Angehörige aus verschiedenen Ländern angereist.

Zur Verlegung der fünf Stolpersteine für die jüdische Familie Spiegel in der Ehrenstraße durch Gunter Demnig (links) waren auch Angehörige aus verschiedenen Ländern angereist.

Die Wirren des Ersten Weltkrieges und die politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen der Nachkriegsjahre überstand die Großschlächterei. Herbert Spiegel beschäftigte in den 1930er Jahren bis zu hundert Mitarbeiter und betrieb mehrere Zweigstellen in Köln.

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Leopold besuchte die Handelsschule am Hansaring und machte anschließend eine Metzgerlehre im elterlichen Betrieb. Sein Bruder Rolf Richard ging auf das Schillergymnasium in Sülz und nach dem Abitur zum Studium nach Berlin.

Flucht Mitte der 1930er Jahre

Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 gerieten Spiegel und sein Betrieb immer mehr unter Druck. Vermutlich sollte Leopold den Betrieb eines Tages übernehmen. Aber dazu kam es nicht mehr. 1936 flohen Herbert und Magarete aus Deutschland, zunächst nach Belgien.

Der jüngste Sohn Klaus floh in die Niederlande, schloss sich dann seinen Eltern an und ging mit ihnen 1939 nach Mozambik. 1944 ließ er sich in Palästina nieder. Leopold und Rolf Richard waren bereits 1935 nach Südafrika geflohen. Margarete starb 1961 in Südafrika, ihr Mann Herbert 1972 ebendort. Über das Schicksal von Klaus ist nichts Genaues bekannt. Er soll bereits 1954 gestorben sein.

Schüler bereiteten Gedenkfeier vor

Anfang November verlegte der Künstler Gunter Demnig fünf Stolpersteine zum Gedenken der Familie vor der Ehrenstraße 69. Zur Verlegung waren Angehörige aus Kanada, England und Südafrika angereist. Die Patenschaften für die Stolpersteine übernahm das Erzbischöfliche Irmgardis Gymnasium in Bayenthal.

Schüler der 9c hatten eine Gedenkfeier vorbereitet. Sie schilderten die Lebensläufe der Geflohenen, legten Blumen nieder, trugen Fürbitten und ein Gedicht vor und sangen gemeinsam mit allen Anwesenden. Die Stolpersteinverlegung wurde einige Wochen vorher im Religionsunterricht vorbereitet. „Wir finden es wichtig, dass die Menschen ihren Namen zurückbekommen, denn unter den Nazis hatten sie Nummern. Es ist so schlimm, was damals passiert ist, und wir finden es wichtig, darauf aufmerksam zu machen“, sagt Schülerin Annabelle.

„Wenn man die persönlichen Schicksale kennenlernt, kommt einem das, was passiert ist, näher. Und es ist schön, dass wir Kontakt zu den Nachfahren haben können“, meint ihre Klassenkameradin Emma. Nach der Gedenkfeier gingen Schüler und die Angehörigen der Familie Spiegel zusammen brunchen.

Es ist bereits die zwölfte Stolperstein-Patenschaft, die das Irmgardis-Gymnasium übernimmt. „Die Stolpersteine ermöglichen einen anderen Zugang, die Erinnerung an das Grauen wach zu halten. Wir wollen uns damit verneigen, innehalten und den Opfern ein Gesicht, ihre Würde zurückgeben“, sagt Religionslehrerin Judith Föcker.


Stolpersteine in Köln

In dieser Woche werden insgesamt 70 weitere Stolpersteine in Köln verlegt. Auch an der Königin-Luise-Schule in der Innenstadt findet die jährliche Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der „Reichspogromnacht“ statt. Kombiniert wird sie in diesem Jahr erstmalig mit der Verlegung von insgesamt zehn neuen Stolpersteinen für ehemalige jüdische Schülerinnen, für die die Schule die Patenschaft übernimmt.

Ebenfalls das Gymnasium Kreuzgasse in der Innenstadt erinnert diese Woche an vier ehemalige Schüler, die von den Nazis verfolgt, ermordet oder in den Tod getrieben wurden, weil sie aus jüdischen Familien stammten. Auch für sie werden Stolpersteine verlegt.

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Berlinger Künstler Gunter Demnig. Mittlerweile sind in Köln rund 2800 und insgesamt rund 130.000 Gedenksteine in 32 europäischen Ländern verlegt. Sie beruhen auf dem Prinzip des Engagements: Ein Stolperstein wird dann verlegt, wenn Einzelne oder Gruppen eine kostenpflichtige Patenschaft übernehmen. Eine Patenschaft kostet mit Verlegung in Deutschland rund 120 Euro. Wer Pate für einen Stolperstein werden möchte, kann sich an das NS-Dokumentationszentrum wenden.

www.nsdok.de, www.stolpersteine.eu