Deutz – Der Kölner-Maler-Kreis betreibt in einem Pavillon im Rheinpark nicht nur die Galerie mit der vielleicht schönsten Lage aller Kölner Ausstellungsräume. Der seit vierzig Jahren bestehende Verein zeigt an der Stelle seit inzwischen 25 Jahren, wie Maler mit ganz unterschiedlichen Ansätzen und Themen bestens miteinander harmonieren können. Der Großteil der rund 30 Mitglieder nutzt die Möglichkeit, während des Sommers die neusten Werke zu präsentieren. Und damit alle zum Zuge kommen, zeigen stets zwei Künstler ihre Bilder in einer gemeinsamen Ausstellung.
„Es geht immer um die Stimmung“
Gerade waren das Winfried Brück und Gerd Esser. Beide sind Liebhaber der abstrakten Farbgestaltung und entfalten größte malerische Bewegtheit auf der Leinwand. Allerdings sagen solche Begriffsbestimmungen wenig über das tatsächlich Bildgeschehen, das nicht definiert, sondern erlebt werden will. Schon mit dem ersten Blick ließ die Ausstellung grundlegende Unterschiede in der Annäherung an die malerische Abstraktion spürbar werden.
Spielt Gerd Esser die ganze Leuchtkraft von Farben aus, die den Betrachter sogleich in den Bann ziehen, vertraut Winfried Brück auf farbige Zurückhaltung und den Zauber einer allmählichen Wirkung. Diesem Unterschied entspricht interessanterweise die malerische Vorgehensweise der Künstler.
Gerd Esser geht stets von einer gegenständlichen Grundlage aus, die er so weit abstrahiert, dass sie schließlich seine Stimmung zum Ausdruck bringt. „Es geht immer um die Stimmung. Ich muss es schaffen, aus der realen Landschaft das Essenzielle herauszuarbeiten,“ erklärt Esser. Oft sind Landschaften der malerische Ausgangspunkt, ein See, eine Bergkette, die Erde Andalusiens. Begonnen hat er zunächst mit naturalistischen Studien, ehe er seine Form der malerischen Abstraktion entwickelte. Seit drei Jahren malt er intensiv, nachdem der 78-jährige seine beruflich Tätigkeit als Werbegrafiker aufgegeben hat. Äußerst zufrieden ist er etwa mit einer blauen Studien des Mont Blanc, in der Himmel und Erde in einen ebenso geheimnisvollen Übergang entfalten wie das Zusammenspiel von abstrakter und gegenständlicher Wahrnehmung. Esser ist sicher: „Je intensiver man mit der Farbe umgeht, desto eher kann man (s)eine Empfindung transportieren. Die Farbe hat immer eine Symbolwirkung. Und selbstverständlich ist ein Bild zugleich immer eine Täuschung.“
Farbige Gesten
Auch Winfried Brück weiß, dass das Auge grundsätzlich gegenständliche Haltepunkte braucht. Das es sie auch in der größten abstrakten Turbulenz sucht und findet. Dennoch oder gerade deswegen beginnt er seine Bilder ohne jede konkrete Vorstellung eines Gegenstands. „Zu achtzig Prozent sind meine Bilder mit der Spachtel gearbeitet. Ich bin begeistert von den Möglichkeiten des Spachtelns,“ erläutert er. Die Lust, sich in einer bestimmten Farbe aufhalten zu wollen, genügt Brück bereits, um einen Prozess in Gang zu bringen, der von unzähligen kleinsten farbigen Gesten, vielfachen Verwischungen und Überlagerungen bestimmt ist. Das Ergebnis ist völlig offen, die Intuition treibt das Bild ebenso voran wie die Neugier auf unbekannte Spuren. Eine waagrechte Linie sorgt schließlich dafür, dass wir einen Fluss, einen Wasserfall, Bäume zu sehen glauben. „Jeder sieht etwas anderes auf dem Bild,“ weiß Brück. Und er selbst sieht sogar immer wieder Neues und anderes darin. Er selbst ist überrascht, dass all das, was auf seinen feinteiligen Farbgeweben zu sehen ist, in ihm steckt. Seelenerforschung und Poesie gehen dabei malerisch Hand in Hand. So geben Brücks Bilder uns eine Empfindung dafür, dass unsere Wirklichkeit ein bezauberndes Szenario unaufhörlicher Bewegung und Verwandlung ist. Feinste Nuancen entscheiden über Stimmungen, Fantasiebildungen, Harmonien und Verunsicherungen. Aus der namenlosen absichtslosen
Die Bilder von Winfried Brück und Gerd Esser sind allerdings bereits wieder angehängt, um die Wände für die Kollegen frei zu machen. Die nächste Ausstellung, in der Ulrike Jäger und Wolfgang Schiefer ihre Bilder zeigen, wird am Mittwoch, 29. August eröffnet. Bis zum 9. September stellen die beiden Acrylmalerei und Ölmalerei einander gegenüber.
Galerie im Malerwinkel, Rheinpark, Eingang Auenweg, geöffnet Mi-Sa 16-18 Uhr, So 11-18 Uhr, bis 9. September,