Für 172 Millionen Euro könnte die Stadt ein neues Großprojekt starten: Diese Rheinbrücken für Radfahrer und Fußgänger plant die Stadt.
Rat soll im April zustimmenSo könnten zwei neue Rheinbrücken in Köln aussehen
Die Stadt Köln zeigt erstmals Visualisierungen für zwei neue Brücken über den Rhein. Sie sollen eine Verbindung der rechts- und linksrheinischen Viertel ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer sein. Eine ist auf der Höhe der Bastei angedacht, die andere südlicher, am Ubierring. Die Stadt geht von Gesamtkosten in Höhe von 172 Millionen Euro aus, ein Großteil könnte vom Land gefördert werden. Statt derzeit sieben hätte Köln dann neun Rheinbrücken.
Obwohl die städtischen Großprojekte erst im November wegen angespannter Haushalts- und Personallage neu priorisiert wurden, geht die Oberbürgermeisterin Henriette Reker davon aus, dass die Brücken gebaut werden: „Die Planungskosten sind im vorgelegten Haushalt berücksichtigt, daran hat die Politik nichts geändert“, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch stehen der Stadt Fördermittel in Aussicht. „Wenn wir die Mobilitätswende schaffen wollen, gehört dazu nicht nur die KVB, die leistungsfähiger werden muss, sondern auch eine bessere Verbindung der zwei Rheinseiten“, sagte Reker.
Das ist die Visualisierung einer Rheinbrücke an der Bastei
Die Brücke an der Bastei soll den Theodor-Heuss-Ring auf der linken und den Rheinpark auf der rechten Rheinseite verbinden, zwischen Hohenzollern- und Zoobrücke. Sie ist zehn Meter breit geplant. Zwei Bögen sollen sie halten: ein großer über den Rhein und ein kleinerer am Ende des Rheinparks. Die Stahlstützen sollen an die Architektur des Rheinparks angelehnt sein. Den Siegerentwurf legte das Planungsbüro Schlaich Bergermann Partner.
Alles zum Thema Poller Wiesen
- Ersatz nach Tornadoschäden Kölner Grün Stiftung pflanzt 60 neue Bäume am Poller Rheinufer
- Herbstzeit ist Drachenzeit Wo man in Köln gut Drachen steigen lassen kann
- Extra Personal So will die Stadt Köln sich auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten
- Erster Test der Kölner Vorbereitung Struber sieht 18:0 bei FC-Premiere – Applaus für Potocnik
- Kölle is e Jeföhl 86 Kölner Veedel – sieben Liebeserklärungen von Leserinnen und Lesern
- Viele Vorteile Warum auf den Poller Wiesen und anderen Kölner Flächen immer wieder Schafe weiden
- Fußball-EM in Köln Neuer Plan der Stadt für Public Viewing könnte den Verkehr lahmlegen
Die Planungskosten liegen laut Stadt bei 12,1 Millionen Euro, die Baukosten bei 67,5 Millionen Euro, also 79,6 Millionen Euro insgesamt. Beide Brücken sollen nicht nur Verkehrsachsen sein, sondern auch „Sitzinseln“ bieten.
So könnte die neue Rheinbrücke am Ubierring aussehen
Die andere geplante Brücke zwischen Ubierring (südlich vom Rheinauhafen) und Deutzer Hafen ist gänzlich anders entworfen. Die Siegerplanung der Bietergemeinschaft Ingenieurbüro Grassl sieht stählerne Seile vor, die schräg auf einen A-förmigen Pylon in der Mitte der Brücke zulaufen und sie so halten. Auch sie soll sich an die Umgebung anpassen, sie ähnelt der benachbarten Severinsbrücke.
Der Mittelpylon steht am rechten Ufer, sodass die Brücke sich noch weiter über die Poller Wiesen erstreckt, ohne dort erneut gestützt zu werden. Sie endet laut Planung kurz vor der Allee und knüpft an den Deutzer Hafen an, eines der aktuell größten Stadtentwicklungsprojekte Kölns. Die Planungskosten liegen laut Stadt bei 13 Millionen Euro, die Baukosten bei 79,6 Millionen Euro, macht 92,6 Millionen Euro insgesamt.
Ratsfraktionen reagieren auf Planung zwei neuer Rheinbrücken
Die Stadt geht davon aus, dass beide Projekte durch das Land gefördert werden. Für bis zu 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten müsste die Stadt dann nicht aufkommen. Teresa de Bellis-Olinger, verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, sagte, um mögliche Fördermittel nach Köln zu holen, sei es unerlässlich, auch in Zeiten knapper Haushaltsmittel weiter zu planen. Die Stadt legt die Planungen für die zwei Brücken kurz nach der Verabschiedung des Haushalts vor, in der vorausgegangenen Diskussion entscheidende Kürzungen im Sozialen und der Kultur gedroht und Proteste unter Vereinen und Bürgern hervorgerufen hatten. Ralph Sterck, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, sprach davon, sie kämen zu einer „Unzeit“.
Zudem verlor erst jüngst die Erweiterung der Hohenzollernbrücke ihre Priorität unter den Großprojekten in Köln. Die Stadtverwaltung strich sie im November von der Liste. Als Gründe für die Neubewertung, welche Vorhaben noch realisierbar seien, wurden der geringe Personalstand in den zuständigen Dezernaten und ständig steigende Baukosten bei knapper Haushaltslage angegeben. Zuvor hatte der Stadtrat im März 2024 die Pläne für einen breiteren Fuß- und Radweg auf der südlichen Seite gestoppt.
„Vor allem auch deshalb, weil die geplante Erweiterung der Hohenzollernbrücke aktuell noch Probleme bereitet“, unterstütze die CDU laut de Bellis-Olinger die zwei neuen Rheinbrücken. Die Bündnispartner Grüne und Volt, mit denen die CDU eine Mehrheit im Stadtrat bildet, unterstützen die Querungen als Verbesserung für den Fuß- und Radverkehr ebenfalls.
Besonders die Brücke, die das neue Quartier Deutzer Hafen mit dem Rheinauhafen verbände, fand fraktionsübergreifenden Zuspruch. Die FDP hält sie für die wichtigere der zwei, obwohl sie im Dezember erfolglos beantragt hatte, auf beide zu verzichten. Lukas Lorenz, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sprach sich allein für die südliche Brücke aus. Die an der Bastei will er wegen der Haushaltslage zurückgestellt sehen: „Für uns ist wichtig, mit einer besonnenen Prioritätensetzung im Haushalt das soziale Köln zu erhalten.“
Neue Rheinbrücken schon in Masterplan von 2009 angedacht
Der Rat hatte die Stadtverwaltung im September 2020 beauftragt, einen Wettbewerb für die Vergabe der Planungen der neuen Brücken zu starten. Das Resultat sind die nun veröffentlichten Visualisierungen. Der Rat soll im nächsten Schritt frühestens im April beschließen, dass die Verwaltung die Entwürfe weiterplant und dafür bereits 1,3 Millionen Euro pro Brücke freigibt. Stimmt der Rat zu, will die Verwaltung die Planung umgehend, im zweiten Quartal 2025, aufnehmen. Eine Fertigstellung der Vorentwurfsplanung sei dann Anfang 2026 machbar.
Die Brücken gehen auf den Masterplan für die Kölner Innenstadt von Albert Speer von 2009 zurück. Er setzte fest, dass die Verbindung des links- und rechtsrheinischen Kölns verkehrlich und stadtgestalterisch von großer Bedeutung sei und die neuen Rheinbrücken Radfahrern und Fußgängern vorbehalten sein sollen.