Köln – Enten schwimmen ruhig auf der Wasseroberfläche, der Springbrunnen plätschert vor sich hin und im Hintergrund dröhnt der Straßenlärm. An dem See in dem kleinen Park an der Bus- und Bahnhaltestelle ,,Ebertplatz’’ befindet sich neuerdings, versteckt von zwei Bäumen, ein mysteriöses blaues Zelt. Darunter liegt eine Art Floß, zusammengezimmert aus Holzteilen und eingewickelt in schwarzer Folie.
Die Konstruktion ist an einen Baum gebunden und ein Stück weit in den feuchten Schlamm des Ufers eingesunken. Auch auf mehrmaliges freundliches Rufen kommt keine Reaktion oder Regung aus dem Inneren. Einige Passanten gehen an dem vermeintlichen Schlaflager mit eher desinteressierter Selbstverständlichkeit vorbei, andere schauen verwundert und bleiben kurz stehen.
,,Man kann doch nicht einfach so seinen Schrott hier abladen’’ wundert sich Ludolf König, der, wie jeden Morgen, auf dem Weg in sein Büro an dem kleinen See vorbeigeht. ,,Ich habe da bisher noch nie jemanden rein oder rausgehen sehen. Am besten ruft mal jemand bei der Stadt an’’ sagt König. Er erinnert sich, vor ein paar Tagen gesehen zu haben, wie ,,ein paar Typen’’ das Zelt von der Bahnhaltestelle aus zum See geschoben hätten. Auch habe es einige Zeit im Wasser geschwommen, sei dann aber festgebunden worden.
Zelt stand schon Anfang der Woche
Ein Pärchen aus Bielefeld, das für zwei Tage Urlaub in Köln macht und durch den Park spaziert, erzählt, es habe das Zelt gestern schon bemerkt, könne sich aber keinen Reim daraus machen.
Auch Adam, der gerade auf dem Weg zur Arbeit ist, sagt, während er im Gehen seine Zigarette weiterdreht, er könne sich den Sinn der Konstruktion aus Paletten und Planken zwar nicht erklären, sie sei ihm aber schon Anfang der Woche, vielleicht am Dienstag, aufgefallen.
Astrid Schmitz und Leonie Sacher, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite arbeiten, glauben, bei dem provisorischen Lager, das seit einigen Tagen am See steht, könne es sich vielleicht um eine Kunstinstallation handeln.
Kunstprojekt oder Protestaktion?
Ein älterer Herr, der geschäftig seinen Rollkoffer zieht, ruft im Vorbeigehen bloß ,,Ich weiß gar nichts’’ und ein junger Mann, der mit seinem Hund spazieren geht, bleibt kurz stehen, kniet sich hin und macht ein paar Fotos. Er vermutet, die Obdachlosen rund um den Ebertplatz wüssten wohl am ehesten, was es mit dem Zelt auf sich hat.
Peter, der auf einer Bank sitzt, erzählt, er käme jeden Morgen hier in den Park. Er vermutet, in dem Zelt könne ,,einer seiner Kumpels pennen’’, stapft durch den Schlamm, ruft ein paar Mal laut ,,Hallo‘‘ und öffnet dann, etwas ruppig, den Reißverschluss.
Das Zelt ist leer. Im Inneren befindet sich weder ein Schlafsack, noch eine Isomatte. Peter überlegt, ein wenig desillusioniert, es könne sich um ein studentisches Kunstprojekt handeln, das auf Wohnungsnot aufmerksam machen soll. Oder aber irgendeine Protestaktion gegen die Stadt Köln sein. Dann geht er zurück zu seiner Bank.
Das Rätsel um das leere blaue Zelt am Ebertplatz bleibt also offen.