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„Verfahren um die Ohren gehauen“Stadt Köln muss Deutzer Kirmes 2024 neu ausschreiben

Lesezeit 3 Minuten
03.11.2023, Köln: Die Kölner Herbstkirmes an der Deutzer Werft im Abendlicht.

Foto: Michael Bause

Die Deutzer Kirmes findet zweimal im Jahr in Köln statt.

Kölner Schausteller hatten nach 50 Jahren nicht mehr den Zuschlag für die Veranstaltung bekommen. Dagegen haben sie geklagt – mit Erfolg.

Die Stadt muss die Veranstaltung der Deutzer Kirmes neu ausschreiben. Das ist das Ergebnis einer Klage der Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) vor dem Verwaltungsgericht gegen die Stadt Köln. Die Stadt bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag, dass das Gericht „in der Hauptsache die fehlende Transparenz bemängelt“ habe.

Nach Jahrzehnten: Kölner Schausteller erhielten nicht mehr den Zuschlag für die Deutzer Kirmes

„Wir freuen uns, dass das Gericht das so sieht“, sagt Tanja Hoffmann, Aufsichtsratsvorsitzende der GKS. „Die Richterin hat der Stadt das Verfahren in allen Punkten um die Ohren gehauen.“ Die Kölner Schausteller, die das Deutzer Frühlings- und Herbstvolksfest seit mehr als 50 Jahren ausrichten, hatten von der Stadt für die zwei Kirmes-Termine 2024 überraschend nicht mehr den Zuschlag bekommen. Stattdessen wurde ein Veranstalter aus Leverkusen ausgewählt. Der GKS wurde mitgeteilt, in ihren Unterlagen habe es Formfehler gegeben.

30.10.2023, Köln: Politiker aus dem Rat der Stadt Köln sprechen mit Schaustellern auf dem Kölner Herbstvolksfest. Die Stadtverwaltung will die Konzession zur Ausrichtung der Volksfeste ab dem nächsten Jahr nicht mehr an die Gemeinschaft Kölner Schausteller vergeben. Foto: Uwe Weiser

Politiker und Schausteller diskutierten Ende Oktober die Zukunft der Deutzer Kirmes, im Bild der Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke (Grüne).

Dagegen klagten die Kölner Schausteller vor dem Verwaltungsgericht. Auch aus der Politik gab es große Kritik an der Verwaltung am Vergabeverfahren und dem Umgang mit den Kölner Schaustellern. Stadtdirektorin Andrea Blome entschuldigte sich Ende Oktober öffentlich dafür. Sie habe von dem Vorgang nichts gewusst. „Ich hätte vielleicht auch ganz gerne vorher Bescheid gewusst, wie der Ablauf in dem Verfahren war. Es tut mir leid“, sagte sie. Damit übte Blome offene Kritik an der bisherigen Ordnungsamtsleiterin Athene Hammerich, die für das Verfahren verantwortlich war.

Auch ein dritter Bewerber hatte gegen die Stadt Köln geklagt

In einem Erörterungstermin lenkte die Stadt dann ein, das Auswahlverfahren neu durchzuführen. Damit kam sie einem weiteren Verfahren zuvor: Das Verwaltungsgericht bestätigte dieser Zeitung, dass ein dritter Bewerber Klage gegen die Stadt eingereicht hat. „Die Stadt Köln hatte seine Bewerbung mit der Begründung abgelehnt, das Verfahren sei bereits abgeschlossen“, sagte Michael Ott, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht.

In dem nicht-öffentlichen Erörterungstermin soll die Verwaltungsrichterin vor allem zwei Punkte kritisiert haben: Erstens, dass die Vergabe der Deutzer Kirmes nicht öffentlich ausgeschrieben gewesen sei und zweitens, dass auch in den Bewerbungsunterlagen des Leverkusener Veranstalters Dinge gefehlt hätten. Demnach hätte keiner der beiden Bewerber den Zuschlag erhalten dürfen.

Neues Verfahren für Deutzer Kirmes soll bis Ende der Woche stehen

Nun braucht es also ein neues Verfahren. Eine Stadtsprecherin kündigte an, dass dieses noch „bis Ende dieser Woche öffentlich bekannt gegeben“ werden soll und damit auch anderen Bewerbern offen stehe. Der Sieger des Verfahrens „erhält eine Zusicherung für die Festsetzung der Volksfeste im Jahr 2024“, also für das Frühlings- und das Herbstvolksfest. Ab 2025 soll es ein neues Verfahren geben, die Organisation der Kirmes soll dann für fünf Jahre vergeben werden.

„Wir stehen in den Startlöchern“, sagte Tanja Hoffmann von den Kölner Schaustellern. „Unser grobes Grundgerüst steht, wir veranstalten die Kirmes ja seit Jahrzehnten. Wir werden nun unsere Unterlagen nachbessern und wieder einreichen.“

Dem Veranstalter, der sich im neuen Verfahren durchsetzen wird, bleibt dann nicht mehr viel Zeit zur Vorbereitung. Der Beginn des Frühlingsfestes ist für den Ostersamstag 2024 vorgesehen, das ist der 30. März.